Willst du ein W?

Sein Vater, der in den Sechziger Jahren selbst in einer Band spielte, hat Erobique mal einen wertvollen Tipp gegeben. Ein guter Auftritt sei wie der Buchstabe W, so der Vater. "Er fängt hochenergetisch an, geht ein bisschen runter, zwischendurch gibt‘s eine kleine Spitze, und zum Ende hin geht‘s noch mal richtig los." Es müsse eine Dramaturgie geben.

Erobique.

Foto: Yvonne Schmedemann

Die ganze Zeit nur laut und schnell, das könne jeder Trottel. Der Sohn hat sich das zu Herzen genommen.

Heute gehört Erobique, der auf den bürgerlichen Namen Carsten Meyer hört, längst zu den alten Hasen im Musikzirkus. Seit 1997 tritt er auf Partys und in Clubs auf, wo er die Menschen mit seiner stets improvisierten und unkonventionellen Discomusik zum Tanzen animiert. Dabei durchbreche er gerne die Erwartung des Publikums, hat er mal in einem Interview erzählt. "Wenn vor mir jemand harten Techno auflegt, gibt‘s zur Strafe erst mal fünfzehn Minuten Ballade, Elton John oder so", sagt Herr Meyer.

Begonnen hat die Geschichte von Erobique im Münsterland. Dort überredete er, gerade einmal achtjährig, seine Eltern, ihm ein Klavier zu kaufen. Nach dem Abitur ging er zunächst nach Münster, später dann nach Hamburg, um mit den Granden der dortigen Musikszene gemeinsame Sache zu machen. Mit DJ Koze und Cosmic DJ gründete er das Trio International Pony. Die Band veröffentlichte drei Alben und absolvierte Auftritte in ganz Europa.

Parallel gelang Erobique der Sprung in die Hochkultur. Als Theaterkomponist und Musiker arbeitete er unter anderem für Stefan Pucher oder Herbert Fritsch. Er schuf Hörspiele für den WDR und SWR, reiste zwecks musikalischen Austauschs nach Israel, Brasilien und an die Elfenbeinküste und komponierte Filmmusik. 2009 beauftragte ihn das Hamburger Anarcho-Witzemacher-Kollektiv Studio Braun, die Musik für ihre mittlerweile legendäre Mockumentary "Fraktus" zu komponieren und zu produzieren.

Im gleichen Jahr begann die Zusammenarbeit mit Regisseur Arne Feldhusen, für dessen preisgekrönte TV-Serie "Der Tatortreiniger" er nicht nur die Titelmusik schrieb, sondern jeder Folge seinen eigenen musikalischen Stempel aufdrückte. Durch diese Zusammenarbeit resultierte auch Erobiques erste Filmrolle. Sein Kurzauftritt als abgehalfterter Alleinunterhalten Günni im Kinofilm "Stromberg" dürfte den meisten noch im Gedächtnis sein.

Es sei ihm immer wichtig gewesen, viele verschiedene Sachen zu machen, sagt Meyer. Jedes Wochenende Clubmusik, das würde ihn fertig machen. Aber ab und zu schätzt er es natürlich schon. Was macht einen guten Abend denn aus? "Man muss den Leuten etwas Warmes geben, das zu Herzen geht", sagt der, der es wissen muss. "Am besten ist es, wenn am Ende alle mitsingen." Recht hat er.

Erobique kommt ins Pong: Samstag, 27.1., 22 Uhr, Pong im NRW-Forum, Ehrenhof 1, Düsseldorf, pong.nrw