Die Galerie Sies + Höke zeigt Jonathan Meese „Totalste Freiheit“

Vor knapp vier Wochen hat sich Jonathan Meese mal wieder zu Wort gemeldet. In einer Videobotschaft aus dem "Erzhauptquartier", seinem Berliner Studio. In Anwesenheit seiner Mutter, die ihm enge Vertraute und gelegentliche Ideengeberin ist, verkündete der Künstler eine neue Schaffensperiode.

 Jonathan Meese, CHEF DE KUNST SAGT: KUNST IST DE CHEF! (FERIENPROGRAMM), Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf

Jonathan Meese, CHEF DE KUNST SAGT: KUNST IST DE CHEF! (FERIENPROGRAMM), Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf

Foto: JanBauer.net

Als Hintergrund dafür wählte Meese das großformatige Tafelbild "Das geilste programmatischste Werk de Kunst ohne de Künschtler (Sieht doch Jeder)", dessen Vollendung der Zuschauer im Video dann auch gleich beiwohnen kann.

Mit den programmatischen Worten "Die nackteste Freiheit der Kunst" beginnt das Manifest. Weiter heißt es dort unter anderem: "Die Kunst ist die totalste Freiheit. Die Kunst ist der Staat der Zukunft. Die Kunst steht über den Dingen. Die Kunst ist der Evolutionsbefehl. Die Kunst ist frei von jeder Ideologie. Die Kunst entmachtet jede Nicht-Kunst. Die Kunst ist Totalstspielkindstum. Die Kunst ist unbesiegbarste Macht. Kunst ist der Chef. Kunst ist die Nummer Eins." Alles wie immer also. Jonathan Meese, wie man ihn kennt. Perfekt inszeniert. Irgendwo zwischen liebenswertem Kind und Quartalsirrem.

Die Düsseldorfer Galerie Sies + Höke widmet der "Ameise der Kunst" (Meese über Meese) derzeit mal wieder eine Ausstellung. 21 atelierfrische Gemälde ganz unterschiedlicher Formate sind unter dem Titel "Die nackteste Freiheit der Kunst" bis zum 12. Mai an der Poststraße zu sehen, darunter auch acht sogenannte "Pulp-Paintings" (zu deutsch: Zellstoff-Malereien) in Form von Masken. Letztere sind aus handgeschöpftem Papier hergestellt, das noch im nassen Zustand mit Pigmenten eingefärbt wurde und dadurch eine besondere Leuchtkraft erhält. Zeichnungen und Collagen komplettieren die jüngste Düsseldorfer Meese-Schau.

Ganz im Sinne von "nackt" hat der 1970 in Tokio geborene Künstler für die neuen Werke erstmals nicht grundierten Malgrund benutzt. "Das Zarte seiner Malerei", so teilt sein Berliner Studio mit, "kann so noch einmal anders wirken und trifft natürlich trotzdem immer wieder auch auf Hartes." Rot-, Rosa-, Gelb- und Orangetöne überwiegen auf den neuen Gemälden.

Eine überraschende Sanftheit und eine mitunter mädchenhaft anmutende Figuration sind kennzeichnend für große Teile von Jonathan Meeses neuester Bildproduktion. Die für sein Werk so typischen, manchmal ironischen, manchmal brachialen Textbotschaften erscheinen streckenweise in einem ganz neuen Licht. Auf jeden Fall scheint der Künstler pünktlich zum Höhepunkt der #MeToo-Debatte seine weibliche Seite entdeckt zu haben. So macht der Betrachter beispielsweise Bekanntschaft mit "Fräulein Meesi" im weißen Kleid.

In der Hand hält sie ein eindeutig weiblich konnotiertes Attribut, das ein Spiegel sein könnte, aber auch ein Kochlöffel oder einen Riesen-Lolli. "Fräuleinanny" wiederum trägt ein Prinzessinnenkrönchen, dazu katzenartige Schnurrbarthaare, ein Blindenabzeichen und ein Eisernes Kreuz. Auf anderen Bildern bricht hingegen "Der K.U.N.S.T.Bengel" wieder durch. Etwa, wenn ein Grau in Grau gehaltenes, an Edvard Munchs "Der Schrei" erinnerndes Totenkopfgesicht per Stirn-Tattoo verkündet "Ich will Sex".

Jonathan Meese interpretiert all das in gewohnt selbstironischer Manier: "Das Tolle an diesen Bildern ist ja: Sie haben keinen Geschmack. In diesen Bildern ist kein Geschmäckle. Es ist wie eine Schlachterplatte. Es ist einfach da." Sein Ziel ist es, Bilder zu schaffen, die Inhalt haben, die nicht nur Form sind, nicht nur Design. Dabei versteht sich Jonathan Meese durchaus auch als politisch agierende Person: "Kunst ist die unwählbarste Macht", sagt er. "Ich will diese Zeit nicht illustrieren, sondern ich will zeigen, was für eine Macht Kunst hat."

! 14.4.-12.5. Galerie Sies + Höke, Poststr. 3, Düsseldorf, Mo-Fr 10—18:30, Sa 12—14:30 Uhr

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