Tödliche Doppelgänger

Der Pilzexperte Jürgen Schnieber machte auf dem Waldfriedhof den Spielverderber - aus nachvollziehbaren Gründen. „Alle Speisepilze haben einen tödlichen Doppelgänger.“

 Wahrscheinlich ein Stäubling - Jürgen Schnieber zeigte Exemplare und dozierte über sie - bei der gut besuchten Pilz-Führung über den Gerresheimer Waldfriedhof.

Wahrscheinlich ein Stäubling - Jürgen Schnieber zeigte Exemplare und dozierte über sie - bei der gut besuchten Pilz-Führung über den Gerresheimer Waldfriedhof.

Foto: schrö

„Sie wollen alle zur pilzkundlichen Führung?“ Ein Ja tönte an der Quadenhofstraße aus vielen Mündern. „Aber wir haben uns nicht angemeldet“, setzte eine Dame hinzu. „Das kriegen wir schon hin.“ Schnieber nahm den Ansturm gelassen. Bestimmt fünfzig Leute wollten wissen, wie man Pilze bestimmt und die richtigen findet, um sie zu essen. Direkt zu Anfang ernüchterte der Experte viele Enthusiasten. „Ich habe vor zwanzig Jahren begonnen, mich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen. Ich kenne einige Pilze, aber bestimmt nicht alle.“ Manche seien auch nur unter dem Mikroskop richtig zu bestimmen. Und eben: „Die essbaren Pilze haben fast immer einen Doppelgänger, dessen Verzehr tödlich ist.“ Also, kein Schnelllehrgang im Pilzesammeln.

Überhaupt die Regeln. Es sind so viele im Umlauf. „Alle sind mit Vorsicht zu genießen.“ Hat man zum Beispiel Hallimasch gefunden, sei es ganz schlecht, sie von allen Seiten kräftig anzubraten und dann zu essen, wie ein Fernsehsender riet. „Das musste ich korrigieren.“ Rohe Pilze, auch die essbaren, enthielten Gifte, die allerdings nicht kochresistent sind. „Zwanzig Minuten dünsten ist das Mindeste.“ So lauschten die Besucher Anekdoten und Grundsätzlichem. Schnell wurden ihm Pilze entgegengehalten - vor allem von Kindern, und Schnieber dozierte. „Das ist ein Bovist. Nein, ich glaube es ist ein Birnen-Stäubling.“ Dann ein Röhrling. „Magen-Darm-giftig.“

Wie kann ich erkennen, ob ein Pilz essbar ist? wollte einer wissen. Schnieber geduldig: „Das ist das Problem. Wenn man den Pilz nicht kennt, sollte man den Drang unterdrücken, ihn essen zu wollen.“ Auch Bücher würden da nicht helfen.“

Ja, da kann man Sie doch kontaktieren! Wieder lächelte Schnieber mild. „Wir machen das ehrenamtlich in der Gesellschaft für Mykologie, und ob ich Lust habe, am Wochenende dauernd ans Telefon zu eilen, will ich mal offen lassen.“

Trotz oder gerade wegen dieser Spaßbremsen des Pilzprofis fühlten sich die Teilnehmer gut unterhalten und vor allem gut informiert.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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