Grand Départ: Die Abrechnung

Der Tag der großen Abrechnung ist gekommen. Oberbürgermeister Thomas Geisel stellte jetzt im Rathaus die "vorläufige End-Aufstellung" der Kosten des Grand Départs in Düsseldorf vor.

Grand Départ: Die Abrechnung
Foto: Archiv/ Landeshauptstadt Düsseldorf/ Michael Gstettenbauer

Am 1. Juli 2017 startete die Tour de France in Düsseldorf. Vier Tage lang war die Landeshauptstadt im Fokus des internationalen Radsports, begeisterte als guter Gastgeber. Nach dem gelungenen Spektakel bleibt aber die Frage nach den Kosten. "Ich glaube, wir waren sehr präzise", sagt Geisel zur Abrechnung.

Die Einnahmen belaufen sich laut Geisel auf rund 8 Millionen Euro. Dabei handele es sich vor allem um Sponsorengelder. Die Ausgaben lägen bei 15,8 Millionen. "Bleibt ein Delta von ca. 7,8 Millionen Euro." Im November 2015 hatte man den Kosten von 11 Mio. Euro noch Einnahmen von 3 Millionen gegenübergestellt. "Wir sind damals von einem Fehlbetrag von 8,1 Millionen Euro ausgegangen. Jetzt sind es 7,8 Millionen", rechnet der Oberbürgermeister vor.

Kostenmäßig besonders zu Buche geschlagen hätten Sicherheitsvorkehrungen und das sogenannte "Crowd Management", mit dem Publikumsströme gelenkt wurden. Außerdem habe man sich "massiv verkalkuliert bei VIP- und Hospitality-Plätzen". Geisel: "Wir hätten möglicherweise beim Merchandising mehr Erlöse erzielen können." Aber: "Hätte, hätte, Fahrradkette..."

Die "kundigeren Thebaner" (Eine OB-Anleihe bei Shakespeares König Lear, Anm. d. Red.) seien aber die anwesenden Vertreter von Deloitte. Im Auftrag der Stadt hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen, das selbst im internationalen Radsport Sponsor des Teams Data Dimension ist, "eine Analyse der Auswirkungen des Grand Départ der Tour de France in Düsseldorf" vorgenommen. Dazu wurden am 1. und 2. Juli repräsentative Umfragen in Düsseldorf vorgenommen.

Ergebnis: Ein ökonomischer Effekt von 63,8 Millionen Euro, erzielt in Hotellerie, Gastronomie und Shopping. Ursprüngliche Prognose von Deloitte: 57,1 Millionen Euro. Frank Schrader vom Stadtmarketing ist mit seinen Zahlen auch zufrieden. Von den 74 Prozent der Grand Départ-Besucher, die von außerhalb kamen, waren 42 Prozent noch nie zuvor in Düsseldorf. "Wann immer wir Besucher nach Düsseldorf kriegen, die noch nie hier waren, haben wir eine Punktlandung", sagt Schrader. Denn das "Produkt Düsseldorf" stimme, die Zufriedenheitsquote der Gäste extrem hoch.

Die Zufriedenheitsquote bei FDP und CDU in Düsseldorf geht mit Blick auf den Grand Départ in den Keller. Monika Lehmhaus von den Liberalen schäumt: "Der Oberbürgermeister wollte als begeisterter Radrennfahrer die Tour de France um jeden Preis nach Düsseldorf holen. Was nicht passt, wird passend gemacht. Geschönte Kosten, geschönte Einnahmen, geschönte Gewinne."

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Rüdiger Gutt zieht die von Geisel genannten Kosten für die Stadt von 7,8 Millionen Euro in Zweifel: "Die Zahlen sind geschönt. Herr Geisel hat die städtischen Personalkosten weggelassen."

In die Kalkulation zur Tour gehörten diese Kosten aber eingerechnet, so Gutt. "An der Vorbereitung und Durchführung des Grand Départ waren zahlreiche Beschäftigte aus verschiedenen Ämtern beteiligt. Dieser Personalaufwand führt zu erhöhten Gesamtausgaben von geschätzt über 20 Millionen Euro."

Geisel hatte hierzu erklärt, man habe da Personalkosten berechnet, wo zusätzliche Kräfte notwendig waren. Er selber habe viel für die Tour gearbeitet, würde deshalb aber nicht 2/11 senes Gehaltes dem Grand Départ zurechnen.

Für Thomas Geisel bleibt der Grand Départ eine "zutiefst demokratische" Veranstaltung, "umsonst und draußen" und mit einer "öffentlichen Subvention von sieben Euro pro Zuschauer."

Politisch wird das Nachspiel weitergehen. Die Abrechnung ist Thema der Ratssitzung am 21. September.

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