Film-Reihe: Alltag und Albtraum des Ersten Weltkriegs

Das Filmmuseum Düsseldorf spürt im November und Dezember der Frage nach, was und wie die Menschen in den unterschiedlichen Regionen Europas um 1914 dachten, mit welchen Bildern, Überzeugungen, Phantasien oder Ideologien sie sich in die Katastrophe des Ersten Weltkrieges begaben oder dieser zu entkommen trachteten.

 Szene aus dem Film "Im Westen nichts Neues" aus dem Jahr 1930.

Szene aus dem Film "Im Westen nichts Neues" aus dem Jahr 1930.

Foto: Filmmuseum Düsseldorf

Die Filme erinnern an den Alltag und Albtraum des Ersten Weltkrieges. Dazu werden Streifen aus vielen Ländern und von vielen Schauplätzen (Deutschland, England, Frankreich, Polen, Russland, Türkei, Amerika, Arabien) gezeigt. So wird ein gesamteuropäisches Panorama geboten, das weit über den Rahmen nationaler Geschichte hinausgeht.

Die Reihe rund um den Ersten Weltkrieg wird am Samstag, 1. November, 19 Uhr, mit dem Film "Im Westen nichts Neues" eröffnet. Kurator Michael Girke (Autor und Filmkritiker, Herford) gibt eine Einführung in die Filmreihe. Nach dem Film kann bei einem Glas Wein diskutiert werden. Wenn nicht anders angegeben, sind alle Filme FSK 12. Der Eintritt beträgt sieben, ermäßigt fünf Euro. Es empfiehlt sich, Karten unter Telefon 89-92232 zu reservieren.

Die Filme im Einzelnen:

Samstag, 1. November, 19 Uhr, und Donnerstag, 6. November, 17.30 Uhr, "All quiet on the Western Front/Im Westen nichts Neues", USA 1930, Deutsche Fassung: Es geht um eine Gruppe befreundeter junger Männer und ihren Weg in den Krieg. Lewis Milestone verfilmte den berühmten Roman von Erich Maria Remarque im Jahre 1930. "Im Westen nichts Neues" ist einer der ersten Tonfilme überhaupt und erzählt mit großem Aufwand — viele der Effekte waren damals neu und außergewöhnlich — und mit dem Anspruch dokumentarischer Authentizität von den Erfahrungen der einfachen Soldaten, des kleinen Mannes.

Sonntag, 2. November, 13.45 Uhr, und Sonntag, 30. November, 17.45 Uhr, "Rosa Luxemburg", Bundesrepublik Deutschland/Tschechische Republik 1985, Deutsche Fassung: Porträt der hellsichtigen und kompromisslosen Intellektuellen Rosa Luxemburg, die sich von einer sozialistischen Revolution eine humanere Welt versprach und immer wieder Stellung zum Weltkrieg bezog. Margarethe von Trotta, die Regisseurin, stellt einerseits Rosa Luxemburgs Emotionen in den Filmmittelpunkt, lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer zugleich aber auch an den politischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit teilhaben.

Sonntag, 2. November, 16 Uhr, und Sonntag, 30. November, 20 Uhr, Gallipoli, "Australien 1981", Deutsche Fassung, Einführung am 2. November durch Christina Satzvey (Historikerin, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf): Zwei Australier wollen unbedingt am Krieg in Europa teilnehmen. Nach einem Trainingscamp in Kairo verschlägt es sie an die türkische Front. Sie kommen in der berüchtigten Schlacht um Gallipoli zum Einsatz, bei der im Jahre 1915 sechzigtausend australische Soldaten vom britischen Oberkommando ins türkische Sperrfeuer geschickt und ein Großteil getötet wurde oder in Gefangenschaft geriet. Ein völlig sinnloser Kriegseinsatz, der zum australischen Trauma wurde.

Sonntag, 2. November, 20 Uhr, und Sonntag, 30. November, 13.45 Uhr, "La grande Illusion/Die große Illusion" , Frankreich 1937, Original mit deutschen Untertiteln: Der Regisseur und fulminante Schauspieler Erich von Stroheim spielt in dem Film von Jean Renoir den deutschen Major von Rauffenstein, der ein Kriegsgefangenenlager leitet. Dies aber ohne jegliche Vorurteile: Mit den internierten französischen Offizieren geht er human, freundschaftlich, mithin gar ritterlich um. Man entdeckt Gemeinsamkeiten und trauert dem alten, im Krieg unwiederbringlich zerstörten Europa nach.

Samstag, 8. November, 19 Uhr, "Die Lage ist ernst — Kino aus den Jahren 1914-18", Deutschland 1914-18, ab 18 Jahre: An diesem Filmabend sind sieben kürzere Werke zu sehen, die während des Ersten Weltkriegs gedreht wurden. Sie stammen aus verschiedenen Ländern und werfen jeweils einen spezifischen Blick auf Ereignisse des Krieges oder an der sogenannten Heimatfront. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben quasi direkt, wie das Filmmedium in seiner Frühzeit seine Unabhängigkeit verlor, wie alle am Krieg Beteiligten es ihren jeweiligen Zwecken unterordneten und vereinnahmten.

Sonntag, 9. November, 14 Uhr, "Erziehung vor Verdun, der große Krieg der weißen Männer", (Teil 1-3), DDR 1973, ab 18 Jahre, Einführung: Dr. Susanne Brandt (Historikerin, HHU): Wie kein anderer Name steht Verdun für die Schrecken der Materialschlachten im Ersten Weltkrieg. Zwischen Februar und Dezember 1916 werden im Kampf um diesen Ort auf deutscher und französischer Seite über 300.000 Soldaten von der militärischen Führung "verheizt". Nach dem Krieg wird der Ort in Deutschland als nationale Opferstätte glorifiziert. Der Film von Egon Günther fokussiert sich dagegen gerade nicht auf die Kämpfe, sondern auf die gesellschaftlichen Hintergründe des Krieges. Der Eintritt ist frei.

Sonntag, 9. November, 20 Uhr, und Dienstag, 11. November, 20 Uhr, "Kameradschaft, Deutschland/Frankreich 1931", deutsche Fassung, FSK0, Einführung am 11. November: Joachim Manzin (Freundeskreis des Filmmuseums): Ein Grubenunglück weckt kurz nach dem Ersten Weltkrieg die Solidarität deutscher und französischer Bergleute, um die Verschütteten gemeinsam zu retten. In dokumentarischem Stil gehalten, ist der Film von Georg Wilhelm Pabst ein bewegendes Plädoyer gegen den wahnhaften Nationalismus der damaligen Zeit.

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