Eine kleine Geschichte über den Beginn neuer Wege Der „Magnetmann“ gibt etwas zurück
Als er mit seinem Citroen 2 CV vor über 60 Jahren von zu Hause ausgerissen und nach Düsseldorf gekommen war, waren da diese beiden älteren Schachspieler. „Sie spielten draußen,“ erinnert sich Gerhard Steinbach in seiner Wohnung an der Flurstraße heute. Man kam ins Gespräch, Steinbach hatte keine Bleibe, einer der beiden Männer einen Freund, der wiederum ein Zimmer auf der Merowinger Straße. „Das war der Anfang“, erzählt der 83-jährige Rentner. Und es war ein guter!“
Er will etwas zurückgeben, „weil man mich damals hier derart freundlich aufgenommen hat.“ Auch deshalb sitzen wir jetzt bei einer Tasse Tee im Wohnzimmer in Flingern. Geboren in Leipzig zog es Steinbachs Familie später in den Westen bis nach Dormagen. Hier arbeitete der inzwischen junge Mann bei Krupp. Steinbach lächelt: „Es gab viele Jobs. Von harter Maloche bis hin zu künstlerischen Branchen. Er fängt Anfang der 1970er bei Henkel in Holthausen an. Anwendungstechniker im Labor. „Ich war aber auch in der Fotobranche unterwegs, versuchte mich als Modezeichner und später nach Rentenantritt in der Fußpflege. Einmal wollte man mich sogar zu einem Pfarrer machen“, berichtet er.
Vor rund 20 Jahren geht er in Pension. Nach einigen Jahren findet er sein Ehrenamt, wird 2016 Spielplatzpate für den Hinterhofspielplatz an seinen heutigen Wohnort. „Für etwas Sicherheit und Sauberkeit sorgen.“ Er ist heute von den Lebensjahren und seiner „Dienstzeit“ her einer der ältesten „Paten“ der Stadt. Dann folgen Schicksalsschläge: 2019 stirbt seine Frau Doris, nur ein Jahr später ein enger Freund, den er bis zum Tod betreut. „Ein Weg endet, ein neuer beginnt,“ sinniert Steinbach.
Er fängt an, sich aufmerksam im Stadtteil zu bewegen, sammelt mit einem Magnetstab weggeworfene Kronkorken auf. Er unterstützt die Kippensammler-Aktion der BUND Kreisgruppe Düsseldorf, verteilt kleine Döschen, in die man die Tabakrückstände hinein tun kann. „Am Hauptbahnhof habe ich einmal 60 Dosen an die dortigen Taxifahrer verteilt“. Die Kronkorken gehen an die Caritas, es gibt Schrottgeld für deren Arbeit dort. Hunderte Kilo hat er bereits abgeliefert. Unterstützt wird er dabei u. a. von Anrainern, wie etwa einem Kioskbesitzer, Restaurants oder Einzelhändlern. Er wird erkannt. „Sind sie der Mann vom Spielplatz“, fragt ein Junge am S-Bahnhof Flingern. Und bei den „Jungs am Karl-Wagner-Platz, die teilweise auf der Straße leben, bin ich der Magnetmann.“ Wegen seines Sammelstabs. Ein neuer Weg beginnt - Gerhard Steinbach arbeitet daran, dass es ein erfüllter bleibt...