Abtauchen Badeseen und Freibäder in und um Düsseldorf

Die bevorzugte Temperatur von Jessica Lee liegt im einstelligen Bereich. Wenn das Wasser acht, neun Grad hat, geht sie am liebsten schwimmen. "Es ist ganz anders als im Sommer, wenn man mit dem Wasser verschmilzt", sagt die Kanadierin, die seit einigen Jahren in Berlin lebt.

 Unter Wasser lässt sich prima die Welt vergessen.

Unter Wasser lässt sich prima die Welt vergessen.

Foto: Holger Wendler

In der Hauptstadt und im nahen Brandenburg hat Lee im Verlauf eines Jahren 52 Badeseen getestet. Ihre Erfahrungen mit dem feuchten Element hat sie zu einem Buch verarbeitet: "Mein Jahr im Wasser" erschien 2017. Darin schildert sie, wie sie in brütender August-Hitze ins Wasser gestiegen ist. Aber auch im tiefsten Winter, als sie sich mit dem Hammer ein Loch ins Eis schlagen musste. In diesem Punkt, so viel ist sicher, werden ihr die wenigsten Schwimmer nacheifern wollen. Die meisten schätzen Wassertemperaturen jenseits der 20 Grad. Vieles andere aber werden die Aquaphilen nachvollziehen können. Das Gefühl von seidig-klarem Wasser auf der Haut. Die meditative Wirkung der ruhigen gleichmäßigen Schwimmbewegungen. Das beizeiten mulmige Gefühl, wenn man den Boden unter seinen Füßen nicht mehr sehen kann. Und das ein paar Meter unter der Wasseroberfläche tauchend alles hinter sich zu lassen. All das ist diesen Wochen präsent wie immer dann, wenn die Temperaturen über 25 Grad steigen. Wenn das Leben in der aufgeheizten Stadt beschwerlich wird und See und Kachelbecken den Menschen Abkühlung versprechen. Und eine unbeschwerte Leichtigkeit, die ansonsten dem Urlaub vorbehalten ist. Welche Art von kühlem Nass man bevorzugt, ist dabei Typfrage. Während die einen in gekachelten Becken schnurgerade (und nicht selten in völliger Ignoranz der Mitschwimmer) ihre Bahnen ziehen, präferieren andere das ungechlorte Wasser von Baggerseen und nehmen dafür in Kauf, diese mit Enten, Schwänen, Fischen und Hunden teilen zu müssen. Wo aber lässt es sich in und um Düsseldorf am besten baden oder sportschwimmen? Oder einfach nur liegen und aufs Wasser glotzen? Hier das Ergebnis unserer redaktionsinternen Blitzumfrage:

Sven-André Dreyer

Es gab eine Zeit, in der ich täglich im Freibad Lörick war. Denn es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich nach Beenden des Mittagessens und Erledigen der Hausaufgaben erneut auf den Weg machte, das Freibad in Lörick zu besuchen. Dort traf man dann all die wieder, die man vormittags auch schon in der Schule gesehen hatte. Nur eben in Badeklamotten. Und auch, wenn derzeit die Sanierungsmaßnahmen des 50 Meter-Beckens andauern — das Bad hat nichts von dem eingebüßt, wofür ich es schon damals schätzte: klasse Becken, eine gute Atmo und eine gigantische Liegewiese bis zum Rheinarm.

! Freibad Lörick, Niederkasseler Deich 285, Düsseldorf

Alexandra Wehrmann

Meine eigentliche Lieblingsdisziplin ist ja das Radeln. Und da passt es prima, dass der Grüne See ungefähr 10 Kilometer vom Düsseldorfer Zentrum entfernt liegt — gleich hinter der Stadtgrenze zu Ratingen. So lassen sich Baden und Radeln perfekt zu einem persönlichen Biathlon kombinieren. Am See angekommen parke ich mein Gefährt unter dem immer gleichen Baum, springe aus den Klamotten, laufe die Uferböschung hinunter und klatsche ins Wasser. Es gibt nichts Schöneres! Oder? Doch! Den Ausblick während des Schwimmens. Der ist nämlich äußerst urban. Gerade mal einen Kilometer entfernt wachsen in Ratingen-West die Hochhäuser in den Himmel.

! Grüner See, Ratingen

Stefan Pucks

Freibäder sind bei mir unten durch, seit Claudia W., Angebetete aus frühen Teenie-Jahren, meine Schwimm- und Balzkünste, die schon seinerzeit in einem krassen Missverhältnis zueinander standen, geflissentlich ignorierte. Jene ernüchternden Tage im Löricker Strandbad wirkten nach — die städtischen Open Air-Chlorgewässer begann ich weitgehend zu meiden, doch die Begeisterung zur Rheinnähe bewahrte ich mir. Deshalb zieht es mich stets an einen richtigen Strand — den am Rhein in Himmelgeist. Feiner Sand, in den sich die Finger graben, Weiden und Felder im Rücken, Schatten spendende Bäume und dazu der vorbeirauschende Vater, der das Nachdenken und Sinnieren anregt — das Leben ist eben doch ein langer, ruhiger Fluss. Schwimmen ist da allerdings nicht — ist nämlich zu Recht verboten!

! Rheinstrand, Düsseldorf-Himmelgeist

Yvonne Hofer

Zugegeben, beim Sport bin ich bequem. Also, beim Weg dorthin. Wenn ich laufe, dann starte ich stets vor der Haustüre. Wenn ich schwimmen gehe, dann ist das ganz ähnlich. Der Düsselstrand ist in wenigen Minuten fußläufig erreichbar. Zum Allwetterbad waren es stets zehn Minuten mit dem Rad. Das Allwetterbad, hach. Morgens um 6 Uhr im 50-Meter-Becken, während die Sonne langsam über der Müllverbrennung aufgeht. Das ist Flingern-Romantik in ihrer schönsten Form. Aus dem Allwetterbad wird nun ein Komi-Bad. Immerhin: Ein Außenbecken mit 50-Meter-Bahnen wird es wieder geben. Aber eben erst 2020. Bis dahin verzichte ich erstmal aufs Freibad. Und laufe ein bisschen mehr.

Weitere Freibäder: Rheinbad, Europaplatz 1; Freibad Benrath, Regerstr. 5; Familienbad Niederheid, Paul-Thomas-Str. 35; Freibad Kaiserswerth, Kreuzbergstr. 33

Weitere Seen: Unterbacher See, Kleiner Torfbruch 27, Düsseldorf; Kaarster See, Am Kaarster See 1, Kaarst; Freibad Wolfssee, Kalkweg 262a, Duisburg

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