50 Jahre Müllverbrennungsanlage der Stadtwerke Düsseldorf am Flinger Broich Sauberkeit made in Düsseldorf

Seit 50 Jahren sorgt Düsseldorf für mehr Sauberkeit in der Welt. Dank der "Walzenrostfeuerung". Die gibt es in Flingern. Nicht zuletzt, weil Königin Elisabeth II. einst unterschrieb. Ungewöhnliche Histörchen an vermeintlich gewöhnlichem Ort: Ein Besuch in der Müllverbrennungsanlage der Stadtwerke Düsseldorf am Flinger Broich.

 Die AWISTA liefert den Müll an.

Die AWISTA liefert den Müll an.

Foto: ho

Wir starten da, wo alles beginnt: Bei der Anlieferung. Ein paar Möwen toben hoffnungsvoll über den Hof. Dabei gibt's für sie nichts zu holen. "Alle Anlieferer müssen die Tore stets besenrein hinterlassen", sagt Michael Pützhofen, Pressesprecher der Stadtwerke Düsseldorf.

 Hier ist es bereits sehr warm: Stadtwerke-Pressesprecher Michael Pützhofen öffnet das Sichtfenster zu einem der Kessel. Die Glasscheibe ist glücklicherweise sehr dick. Doch die Hitze ist spürbar.

Hier ist es bereits sehr warm: Stadtwerke-Pressesprecher Michael Pützhofen öffnet das Sichtfenster zu einem der Kessel. Die Glasscheibe ist glücklicherweise sehr dick. Doch die Hitze ist spürbar.

Foto: ho

Die erste Runde von Awista-Fahrzeugen hat bereits abgeliefert. Im Augenblick ist es verhältnismäßig ruhig. Ein Lkw lädt gerade ab. Durchs Tor geht alles zunächst in den Müllbunker.

 Kranführer Michael Pfaff hat von seinem Arbeitsplatz einen Überblick über den Bunker. Er sorgt für die Durchmischung des Mülls.

Kranführer Michael Pfaff hat von seinem Arbeitsplatz einen Überblick über den Bunker. Er sorgt für die Durchmischung des Mülls.

Foto: ho

Wir hatten uns auf Gestank eingestellt. Doch hier riecht nichts. "Im Inneren des Bunkers herrscht ein leichter Unterdruck", erklärt Pützhofen. Das verhindert das Austreten übler Gerüche.

 Was nach der Verbrennung übrig bleibt... Die graue Asche muss zunächst abkühlen.

Was nach der Verbrennung übrig bleibt... Die graue Asche muss zunächst abkühlen.

Foto: ho

Verbrannt wird in der MVA Hausmüll und hausmüllähnlicher Gewerbeabfall. Auch der Sperrmüll landet hier. Während der Düsseldorfer Abfall direkt in den Bunker kann, werden bei Fremd-Anlieferungen die Begleitpapiere geprüft und Kontrollen durchgeführt.

Der Bunker ist ein gewaltiger Raum. Gelbes Licht sorgt dafür, dass trotz des Staubes in der Luft stets Sicht herrscht. Rund 13.000 Kubikmeter groß ist dieser Bunker. Wir stehen inzwischen schon ziemlich weit oben und können hinein schauen.

Hier oben ist der Arbeitsplatz von Michael Pfaff. Er ist einer von drei Kranführern und sitzt in einer gläsernen Kanzel hoch oben über dem Abfall. Mit Joystick bedient er einen der drei gewaltigen Greifarme, die den ankommenden Abfall im Bunker umschichten.

"Das ist wichtig, damit der Müll gut durchmischt in die Kessel gelangt. Nur so wird eine möglichst gleichbleibende Temperatur bei der Verbrennung erreicht", erklärt Pützhofen.
Langsam, aber kontinuierlich verschwindet der Müll in den Kesseln wie in einem endlosen Strudel. Sechs gibt es insgesamt, vier sind gerade unter Feuer.

Im Blick haben das alles die Männer von der Warte. Die Kessel sind videoüberwacht, sämtliche Vorgänge lassen sich auf den Monitoren verfolgen. "Hier wird rund um die Uhr gearbeitet", sagt Stefan Arnold. Mindestens sechs Mitarbeiter haben in der Warte stets alles im Blick.

Im Kessel kommt nun endlich die "Walzenrostfeuerung". "Die Stadtwerke Düsseldorf haben dieses Verfahren vor 50 Jahren entwickelt", sagt Betriebsleiter Gerhard Hansmann. Eigens für die Anlage in Flingern. Dieses "System Düsseldorf" war so gut, dass heute rund die Hälfte aller Müllverbrennungsanlagen weltweit danach arbeiten.

Das Patent wurde von den Düsseldorfern beim europäischen Patentamt beantragt. "Und das befand sich damals noch in London. Weshalb wir die Unterschrift von Königin Elisabeth II. von England darunter haben", sagt Hansmann schmunzelnd.

Die Walzenrostfeuerung ist ebenso einfach wie effektiv: Auf sechs treppenförmig angeordneten Metallwalzen wird der Müll von oben nach unten durch den Verbrennungsraum geführt. Bei bis zu 1.000 Grad Celsius dauert es rund 55 Minuten, bis nur noch graue Asche bleibt. Ist diese abgekühlt, wird sie in einem Verwertungsbetrieb weiter auseinandergenommen. Die Metalle etwa werden separiert — rund 10.000 Tonnen im Jahr. Die Restasche findet schließlich zerkleinert und gesiebt Verwendung im Straßenbau.

Als die MVA vor 50 Jahren entwickelt und gebaut wurde, war das Thema "Energiewende" noch lange keines in Deutschland. "Dabei waren wir schon mittendrin", sagt Gerhard Hansmann nicht ohne Stolz. Denn mit der Verbrennung des Mülls erzeugt man Wärme, die im benachbarten Heizkraftwerk Flingern zur Produktion von Strom und Fernwärme genutzt wird.

Und noch etwas macht Hansmann stolz: "Bei uns war die Rauchgasreinigung ein Thema, bevor es der Gesetzgeber forderte." Seit rund 15 Jahren können Interessierte auf einer Anzeigentafel am Flinger Broich/ Ecke Rosmarinstraße genau verfolgen, was in welchen Mengen von der MVA an die Luft abgegeben wird. "Mehr Transparenz geht nicht", sagt Hansmann. Für ihn ein Grund, weshalb die Müllverbrennungsanlage in Flingern von den Düsseldorfern stets akzeptiert wurde.

Aber schließlich hat ja auch die Königin von England ihren Beitrag geleistet…

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