„Mehr Polizei, wir leben davon!“

Im Rahmen einer Talkrunde im Bürgersaal Bilk diskutierten Besucher mit Vertretern aus Politik, Polizei und Gesellschaft über den Spagat zwischen eine sicheren und dennoch weltoffenen Stadt. Der Düsseldorfer Anzeiger fasst die zentralen Aussagen zusammen.

 Diskutierten mit Bürgern über ein sicheres aber dennoch weltoffenes Düsseldorf (v. l.): Ordnungsausschuss-Chef Martin Volkenrath, Ordnungsdezernent Dr. Stephan Keller, Altstadtwirte-Sprecherin Isa Fiedler, Polizeipräsident Norbert Wesseler, leitender Oberstaatsanwalt Thomas Harden, Eva Inderfurth von der Frauenberatungsstelle sowie Moderatorin Elita Wiegand.

Diskutierten mit Bürgern über ein sicheres aber dennoch weltoffenes Düsseldorf (v. l.): Ordnungsausschuss-Chef Martin Volkenrath, Ordnungsdezernent Dr. Stephan Keller, Altstadtwirte-Sprecherin Isa Fiedler, Polizeipräsident Norbert Wesseler, leitender Oberstaatsanwalt Thomas Harden, Eva Inderfurth von der Frauenberatungsstelle sowie Moderatorin Elita Wiegand.

Foto: Stefan Pucks

Ordnungsausschuss-Vorsitz Martin Volkenrath...

...eröffnete mit einer aktuellen Bürgerbefragung der Stadt zum Thema Sicherheitsgefühl und fasste verkürzt zusammen: "Die meisten Düsseldorfer fühlen sich hier sicher, Ausnahmen am Hauptbahnhof und in der Altstadt. Gute Sozialpolitik ist immer auch gute Ordnungspolitik. Wir brauchen für eine weltoffene Stadt auch eine funktionierende Stadtgesellschaft, Integrationsbemühungen, kein 'Law and Order'-Vorgehen. Doch dort, wo die Polizei repressiv vorgeht, muss sie das hoch professionell tun. Denn, eine Bürgerwehr ist ein 'No Go'"!

Ordnungsdezernent Stephan Keller:

"Wir haben einen personalstarken Ordnungsdienst, der eine Fülle von Polizeiaufgaben übernimmt. Wir sind da bundesweit führend. Bei der Stadtplanung muss das Augenmerk auch auf Aspekte wie Helligkeit und auch Sauberkeit gelegt werden. Die Kommunalpolitik braucht veränderte gesetzliche Grundlagen, etwa für ein zeitlich begrenztes Verbot von Alkoholverkauf oder gar - konsum in der Altstadt. Doch sind die juristischen Hürden hier sehr hoch."

Thomas Harden, leitender Oberstaatsanwalt:

"Wir haben in Düsseldorf im Jahr 100.000 Verfahren gegen namentliche bekannte Personen und ebenfalls 100.000 gegen Unbekannt. Unsere Behörde zählt 330 Mitarbeiter. Seit März 2015 operieren wir mit dem 'besonders beschleunigten Verfahren', bei dem bei rechtlich einfachen Taten und klaren Beweisen innerhalb einer Woche Urteile ergehen. 2015 gab es dabei in über 300 Fällen 180 Verurteilungen zu einem bis zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung und in 133 Fällen Geldstrafen."

Eva Inderfurth, Frauenberatungsstelle:

"Der im Karneval erprobte 'Security Point' für Frauen hat sich bewährt, eine unbürokratisch organisierte und finanzierte Verbesserung. Wir brauchen zudem die gesellschaftliche Ächtung von Gewalt gegen Frauen, das beherztere Hinsehen und Eingreifen. Was wir nicht brauchen, ist die Vermischung von Rassismus und Sexismus und Handlungsanweisungen für Frauen, die irgendwo die Täter entlasten."

Norbert Wesseler, Polizeipräsident...

...hatte die aktuelle Kriminalitätsstatistik im Gepäck: "2015 gab es eine Rückgang der Straftaten um zwei Prozent, die Aufklärungsquote stieg um ein Prozent. Das liegt im Trend der Großstädte. Allerdings bereiten uns sie Steigerungsraten beim Taschendiebstahl (+ 10 Prozent) und vor allem beim Einbruch (+ 24 Prozent) Sorgen. Wir haben mit 3000 Beamten die zweitgrößte Behörde im Land nach Köln. Wenn wir den Stand halten und bei Brennpunkten noch was draufpacken können, bin ich zufrieden."

Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtwirte:

"Antanztrick, Taschendiebstahl - diese Delikte sind in der Altstadt von einer Zufalls-Tat inzwischen zu einer organisierten Banden-Tat geworden. Dazu gehört auch das bewusste Verwickeln in Schlägereien. Die Polizei macht einen guten Job, doch es sind zu wenig Beamte. Wir fordern gleichbleibend mehr Polizeikräfte in der Altstadt, denn wir leben hier von einem zumindest weitgehend sicheren Umfeld."

Schließlich meldet sich Besucherin Karin Schimmels zu Wort:

"Es ist seltsam. Obwohl ich als ältere Dame ein potenzielles Opfer bin, habe ich mich in Düsseldorf immer sicher gefühlt. Das hat sich nach und wohl auch aufgrund der massiven Berichterstattung nach den Sylvestervorfällen in Köln und auch hier geändert. Die hat mich verunsichert. Wir haben es hier eben mit recht subjektiven Einschätzungen zu tun..."

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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