Golden 20s Max Raabe & Palast Orchester

Eigentlich hat er schon immer gesungen. Dort, wo es Sinn machte, also im Jugendchor oder in der Kantorei. Aber auch anderenorts. Auf dem Fahrrad zum Beispiel. Der Werdegang von Max Raabe war also vorprogrammiert.

 Raabe und Rabe.

Raabe und Rabe.

Foto: Gregor Hohenberg

Mit Anfang 20 zog er aus dem westfälischen Lünen nach Berlin, um Operngesang zu studieren. Schon während des Studiums absolvierte er kleinere Auftritte. 1986 war es dann so weit: Mit einigen Kommilitonen gründete er das Palast Orchester. Und das hat bekanntermaßen bis heute Bestand. Viel passiert ist im Laufe der vergangenen 32 Jahre. Raabe schrieb den Evergreen "Kein Schwein ruft mich an", spielte unter Peter Zadek Theater, gab des Mackie Messer in der "Dreigroschenoper" und heimste nicht zuletzt zahlreiche Preise ein, darunter den "Echo Klassik" und den Verdienstorden des Landes Berlin.

Fürs Komponieren holte sich der Wahl-Berliner gerne Unterstützung — und bewies dabei stets ein gutes Händchen. 2010 schrieb er gemeinsam mit Produzentin, Sängerin und Komponistin Annette Humpe (früher Ideal) das Album "Küssen kann man nicht alleine". Und weil das so gut funktionierte, war Frau Humpe auch an der Entstehung des jüngsten Albums "Der perfekte Moment... wird heut verpennt" wieder beteiligt. Und in diesem Fall blieb man nicht zu zweit. Auch die Kollegen Christoph Israel, Peter Plate, Ulf Leo Sommer, Daniel Faust und sogar Hurz-Erfinder Achim Hagemann brachten sich ein. Letzterer zeichnet auch für einen Song verantwortlich, der prima zur Verkehrswende-Hymne taugen würde. Er heißt "Fahrrad fahr‘n" und darin heißt es unter anderem: "Manchmal läuft im Leben alles glatt/Vorausgesetzt, dass man ein Fahrrad hat/Dann fliegen die Gedanken/Und man braucht auch nicht zu tanken". Klingt ein bisserl so, als würde Herr Raabe, so das Lied denn überhaupt autobiografisch ist, in Kopenhagen leben und nicht in Berlin. Aber sei‘s drum. Man wird doch noch träumen dürfen. Von fahrradgerechten Innenstädten. Und dementsprechend guter Luft.

Seit der Veröffentlichung von "Der perfekte Moment... wird heut verpennt" im Sommer vergangenen Jahres sind Max Raabe & Palast Orchester mit dem gleichnamigen Programm, in dem sie Titel des Albums mit Originalarrangements aus den 1920er-Jahren verweben, auf Tour. Zuletzt beglückten sie Europas hohen Norden mit Songs wie "Was macht der Mayer am Himalaya" oder "Heute Nacht oder nie". Kopenhagen, Stockholm, Oslo und Helsinki waren Stationen ihrer Tour, die Anfang Oktober im russischen St. Petersburg endete. Bevor sie im März kommenden Jahres nun zu ihrer alljährlichen Konzertreise nach Nordamerika aufbrechen, tingeln sie durch deutsche Lande. Ihr Beliebtheitsgrad lässt sich dabei nicht zuletzt daran ablesen, dass viele Häuser gleich zwei Termine für sie geblockt haben. Im Berliner Admiralspalast treten sie sogar an 18 Abenden auf die Bühne. Vorher steuern sie aber erst einmal Düsseldorf an, wo sie am 20. und 21. November in der Tonhalle konzertieren. Dort wird Herr Raabe einmal mehr das tun, was er am besten kann. Die feine Ironie der Lieder aus den 1920er- und 1930er-Jahren mit dem leicht schrägen Humor seiner Songs kombinieren. Und was das Schreiben guter Lieder angeht, hat der Musiker auch ein Rezept gefunden: Nichts tun. Nur so kann Raum für den perfekten Moment entstehen, in dem einen die Muse küsst. Vermutlich gilt das nicht nur fürs Songschreiben.

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