Aus Liebe zu den Niederkasseler Gaslaternen

Die Menschen in der Saarwerdenstraße lieben ihre Gaslaternen im Viertel. "Sie gehören einfach dazu, geben ein angenehmes Licht ab und passen zu den alten Gebäuden", sagt Prof. Dr. Albert Günther. Gemeinsam mit seinem Nachbarn Dr. Peter Rheinbay sammelte der Anwohner erst kürzlich über 400 Unterschriften, um die historischen Laternen zu erhalten.

 Sie wollen ihre Gaslaternen im Saarwerdenviertel in Niederkassel gern behalten (v.l.): Dr. Peter Rheinbay, Barbara Rheinbay, Bini Rheinbay, Gabriele Günther und Prof. Dr. Albert Günther.

Sie wollen ihre Gaslaternen im Saarwerdenviertel in Niederkassel gern behalten (v.l.): Dr. Peter Rheinbay, Barbara Rheinbay, Bini Rheinbay, Gabriele Günther und Prof. Dr. Albert Günther.

Foto: Patrick Jansen

Die Liste übergaben die beiden Bezirksvorsteher Rolf Tups.

Die Stadtverwaltung möchte die historische Beleuchtung auf LED-Technik umrüsten. Kostengünstiger, Energieeffizienter, umweltfreundlicher sollen die modernen Lampen sein. Von den 15.000 Gaslaternen sollen in Düsseldorf nur 4000 übrig bleiben, etwa in den historischen Zentren von Gerresheim, Kaiserswerth, Flingern oder der Altstadt.

"90 Prozent der Menschen hier im Viertel wollen sie behalten", betont Rheinbay. Auch Tochter Bini, die in dem Viertel aufwuchs und mittlerweile in Köln lebt, half beim Unterschriftensammeln. "Viele haben sich dafür bedankt. Einige sagten aber auch wehmütig, dass es für ihre Straße leider zu spät sei", erzählt sie.

Die kleine Siedlung oberhalb der Hansaallee wurde in den 1920er Jahren für Post-Mitarbeiter gebaut. Sie umfasst die Saarwerden-, Niers-, Maas- und Schwalmstraße sowie einen Teil des Niederkasseler Kirchwegs. Am Niederkasseler Kirchweg gibt es bereits eine gemischte Beleuchtung aus Gas- und LED-Laternen. "Eine willkürliche, unkoordinierte Politik hat die Gaslaternen in Düsseldorf schon teilweise ersetzt", kritisiert der Bezirkspolitiker Georg Blanchard (Linke).

Die Niederkasseler sind aber nicht allein, in ganz Düsseldorf wollen Bürger die über 100 Jahre alten Laternen behalten. 10.000 Menschen unterzeichneten eine Petition für den Erhalt des Gaslaternennetzes in Düsseldorf. Ein wichtiges Argument der Befürworter ist, dass die Gaslaternen ein erhaltenswertes Kulturgut sind. "Düsseldorf hat historisch für Touristen in der Innenstadt ja nicht so viel zu bieten. Da dürfen die schönen alten Laternen nicht verschwinden", ist Albert Günther überzeugt.

Zumal auch die Kosten für das Austauschen der Gaslaternen mitsamt legen von Elektroleitungen Geld kosten würden - mehr als beim Nutzen von LED-Technologie eingespart würde, sagen die Gaslaternen-Befürworter. Rund 10.000 Euro soll das Umrüsten pro Laterne kosten. Laut Masterplan Stadtbeleuchtung aus dem Jahr 2009 der Stadtverwaltung eventuell sogar mehr.

Im sächsischen Chemnitz steht das Gaslaternennetz schon unter Denkmalschutz. Das ist auch der Wunsch vieler Düsseldorfer - und zwar nicht nur in wenigen ausgewählten Gebieten, wie es der Stadtverwaltung vorschwebt. Gern würden es die Befürworter der Gaslaternen auch auf ein Bürgerbegehren ankommen lassen. "Die Stadtspitze muss der Bevölkerung mehr zuhören", wünscht sich Verwaltungsrechtler Prof. Dr. Albert Günther.

Für und wider den Erhalt der Gaslaternen gibt es zahlreiche Argumente. Das Gas sei radioaktiv, behaupten Gegner. Wegen der Wellenlänge des Lichts von LED-Laternen würden Insekten sterben, sagen Naturschützer. Gegen den Einsatz von Gaslaternen spricht etwa deren Ineffizienz. "Rein energetisch betrachtet, müssen wir so schnell wie möglich umrüsten", sagt Holger Odenthal vom Amt für Verkehrsmanagement. "Wenn der Strom für die elektrischen Laternen nicht aus erneuerbaren Energien kommt, ist es ökologisch ein Rückschritt", hält Peter Rheinbay dagegen.

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