Ärzte-Parlament will Gesundheits-Jobs schützen System-Angriff
Das Parlament der nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte mit Sitz in Düsseldorf setzt sich dafür ein, verbale und körperliche Angriffe auf Ärzte, Pflegekräfte, Medizinische Fachangestellte und andere Gesundheitsberufe konsequent und streng zu ahnden. Ebenfalls sollten Maßnahmen zur Gewaltprävention auf unterschiedlichen Ebenen ausgebaut werden.
In einem Essener Krankenhaus wird im September ein Reanimationsteam von Angehörigen angegriffen, eine Ärztin wird dabei schwer verletzt. In einem Wuppertaler Krankenhaus kommt es einen Monat später bei einem Streit unter zwei Besuchern zu einer Messerstecherei. Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein hat jetzt in Düsseldorf angesichts der zunehmenden Zahl von Übergriffen in medizinischen Einrichtungen dazu aufgerufen, Gewalt gegen Gesundheitsberufe systematisch zu erfassen und konsequent strafrechtlich zu verfolgen.
Derartige Taten seien nicht nur ein Angriff auf die seelische und körperliche Unversehrtheit des medizinischen Personals, sondern auf das gesamte Gesundheitssystem. Wenn Helfer aus Angst vor Übergriffen psychisch belastet seien oder sich ganz aus ihrem Beruf zurückzögen, schade das auch der Patientenversorgung. Dazu komme, dass bauliche Schutzmaßnahmen wie Trennscheiben oder der Einsatz von Sicherheitsdiensten eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung nachhaltig gefährdeten, heißt es in einer Resolution der Kammerversammlung.
Vor diesem Hintergrund sei auch die Gesellschaft aufgefordert, jede Form von Gewalt gegenüber Gesundheitspersonal zu ächten. Aber auch Arbeitgeber und Behörden seien gefragt, wenn es darum gehe, Opfer von Gewalt angemessen medizinisch, psychosozial und rechtlich zu unterstützen.
73 Prozent der Kliniken in Deutschland gaben an, dass die Zahl der Übergriffe in ihren Häusern in den vergangenen fünf Jahren gestiegen sei. Das ergab im April eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft unter ihren Mitgliedern. Ähnliche Ergebnisse lieferte eine OnlineBefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im August. Dort gaben 85 Prozent der teilnehmenden Praxen an, dass Beschimpfungen, Beleidigungen oder Bedrohungen durch Patienten in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hätten. 48 Prozent erklärten, dass das auch für Fälle körperlicher Gewalt gelte.