Ganz leicht Weine mit wenig Alkohol

Er kann sich einer über rund 6.000 Jahre lang dokumentierten Geschichte rühmen und sein Ruf ist eng verwoben mit zahlreichen Traditionen. Maßgebliche Veränderungen sind unwahrscheinlich und doch ist auch eine stete Entwicklung nicht von der Hand zu weisen: Wein begeistert eben nicht nur Traditionalisten, sondern findet immer wieder neue Fans.

 Kennt sich aus mit guten Tropfen: Weinkönigin Marie Jakoby.

Kennt sich aus mit guten Tropfen: Weinkönigin Marie Jakoby.

Foto: www.dasteam.de

Einerseits liegt das sicherlich an der Kunst des Kelterns selber, andererseits präsentiert die von Jahrgang zu Jahrgang stets neue Geschmacksnuancen in der bewährten Tradition der Weinherstellung. Und so bedeutet für Weinfreunde ein neues Jahr zunächst grundsätzlich immer auch einen neuen Weinjahrgang, der beim An- und Ausbau Naturgegebenheiten unterliegt. Den neuen Wein gilt es für die geneigten Trinker und Kenner schließlich ausgiebig zu kosten, um so dessen Vorzüge kennen und schätzen zu lernen. Behutsam, sorgfältig und geduldig zugleich. Und trotz aller neuen, mitunter nicht immer vorhersehbaren Geschmacksentwicklungen der Vorjahresreben — auch das Geschick des Winzers prägt den Geschmack des Weins maßgeblich und nachhaltig.So hält sich ein Trend in der Weinwelt seit einiger Zeit beharrlich und könnte mühelos mit einem Slogan zusammengefasst werden: Weniger ist mehr. Unter anderem aufgrund stetig steigender Durchschnittstemperaturen des Weltklimas reifen die Trauben in den Anbaugebieten häufig früher als noch vor einigen Jahren und erreichen somit nicht selten auch ein höheres Mostgewicht, das sich unter anderem in einem höheren Alkoholgehalt niederschlagen kann.

Dass der jedoch nicht maßgeblich für den Geschmack eines Weins zuständig ist, belegen die jüngsten Weine zahlreicher Winzer. Vielmehr folgen die der Formel "Mehr Frische statt Kraft" und bauen ihren Wein dank neuer Kellertechnik wesentlich frischer aus als in den Jahren zuvor.
Weniger Opulenz, dafür eine neue Frische — ein Trend, der vor allem von der jüngeren Generation der Weinliebhaber geschätzt und von ihnen als "Easy Drinking" bezeichnet wird. Und so entstehen auch hierzulande häufig und zunehmend Kabinett-Weine, jüngst Kabi genannt, mit klaren Aromen aber wenig Alkoholgehalt, die das Zeug zum Prinzip eines portugiesischen Vinho Verde haben — moussierend erfrischende Sommerweine, die häufig nur zehn Volumenprozent Alkohol haben. Und gerade im (noch) eher kühlen deutschen Klima gerät dieser Weintyp besonders gut, denn durch die lange Reifezeit der Trauben haben die Weißweine viel Geschmack und trotzdem wenig Alkohol. Und auch, wenn Kabinett-Weine, so sagen Kenner, eigentlich nicht die allerbeste Qualität besitzen, die von einem Weingut kommt — durch den Trend zum Süffigen setzt sich der Weintyp beharrlich durch. Parallel zu der Nachfrage nach jungen Weinen mit ohnehin reduziertem Alkoholgehalt, gibt es jüngst noch die Weintrinker, die gar keinen Alkohol konsumieren möchten, sei es aus Überzeugung oder aus ganz anderen Gründen. Für diese Konsumentengruppe gibt es mittlerweile Weine, die ganz ohne Alkohol auskommen. Und auch, wenn in diesem Fall das Geschmacksurteil bei Fachleuten und Konsumenten noch auseinandergeht — mittlerweile gibt es Techniken, den Alkohol ganz oder in Teilen aus dem Wein zu ziehen, ohne dass der zu viel von seinem Aroma verliert. Und natürlich gilt es auch diese Techniken in Zukunft weiterzuentwickeln. Traditionsbewusst und dennoch progressiv.

31. WeinSommer Rheinland-Pfalz: 2. bis 5.8., Marktplatz, Düsseldorf

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