Wie geht Flüchtlingspolitik?

In den Düsseldorfer Stadtteilen Gerresheim, Ludenberg, Knittkuhl und Hubbelrath ringen zwei Lager von Bürgern und Politikern um moralischen und politischen Einfluss. Die zentralen Fragen: Wie gehen wir mit Flüchtlingen um?

 Stefan Reichert (li.) und Andreas Goßmann

Stefan Reichert (li.) und Andreas Goßmann

Foto: schrö

Wie gehen wir mit Einwohnern um?

In diesen Stadtteilen könnten zwei Container-Dörfer und in der Kaserne an der B7 eine Erstaufnahmestation entstehen. Zuerst reagierten vor zwei Wochen die beiden Kirchengemeinden darauf und ließen im Stiftssaal von St. Margareta den Sozialamtsleiter Roland Buschhausen aus dem Alltag seiner Arbeit referieren. Die Hilfsbereitschaft im Publikum war offenkundig.

Etwas andere Stimmung am nächsten Tag bei der CDU-Versammlung im Bürgerhaus Hubbelrath, bei der Thomas Jarzombek, Olaf Lehne und Alexander Fils vornehmlich Oberbürgermeister Geisel und seine Politik angriffen. Der Integrationspolitiker Pavle Madzirov rief in den Saal "Mir graust es, wir können das nicht stemmen", bevor eine ältere Dame das Mikro erbat und unter Applaus fragte: "Wo sollen wir diese Menschen denn unterbringen?"

Wenige Tage später tagt das Stadtteilparlament im Gerresheimer Rathaus. CDU-Politiker wollen die "Überbelastung" des Bezirks verhindern. SPD, Grüne und FDP werfen ihnen vor, sie fachten Ausländerhass an, weil in keinem Antrag von Mitgefühl und Offenheit zu lesen ist. Am nächsten Tag wollen so viele Anwohner wie noch nie im Sportlerheim des SSV Knittkuhl Antworten von Sozialamtsleiter Buschhausen: Wie soll unsere Schule, unsere Kita den Zuzug verkraften? Sehr lax wurde darauf reagiert: Zur Not müssten die Flüchtlingskinder mit Shuttle-Bussen dorthin gebracht werden, wo Platz sei.

Solche flapsigen Antworten auf ernst gemeinte Fragen ärgern den ehemaligen Sparkassenvorstand Andreas Goßmann ziemlich. Deshalb zögert er nicht lang, als er erfährt, dass zahlreiche Nachbarn von Rotthäuser Weg, Blanckertzstraße und Tiefenberg Unterschriften gegen die Unterbringung von so vielen Flüchtlingen sammeln und sich bitterlich über die Informationspolitik der Stadt beschweren. Am vergangenen Freitag lädt er mit Stefan Reichert zusammen zur Gründung einer Bürgerinitiative "Bergisches Viertel" ein. 250 Menschen kommen in die Conesscheune direkt hinter der Hubbelrather Kaserne. "Es geht um mehr als um die Flüchtlinge. Wie geht es mit der Entwicklung des Stadtteils voran, mit den Schulen, Kitas und dem Öffentlichen Nahverkehr?", will er wissen. Zahlen, Daten, Fakten müsste die Stadt liefern.

Im Anschluss an das Treffen verschicken die beiden Organisatoren Mails an Besucher, sie mögen doch bitte an Thomas Geisel persönlich schreiben, an Hannelore Kraft, an Ursula von der Leyen, an den Bezirksvorsteher Karsten Kunert.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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