Sängerin ZAZ: „Ich will neue Dinge kennenlernen“

Mit ihrer rauchigen Stimme verzaubert die französische Nouvelle-Chanson-Sängerin ZAZ seit mehreren Jahren die Massen. Der internationale Durchbruch gelang ihr 2010 mit ihrem Hit "Je veux".

Der Düsseldorfer Anzeiger traf die 36-Jährige vor ihrem Auftritt am 28. Juli in Köln zum Interview.

Am 28. Juli treten Sie in Köln auf. Köln wurde wahrscheinlich ähnlich oft besungen wie Paris. Sie nannten ihr letztes Album nach der Seine-Metropole. Woher kommt diese Liebe zu einer Stadt?

Ich denke, da spielt die Geschichte eine große Rolle. Menschen sind emotional gesteuert und affektiv. Wir stehen in einem besonderen Verhältnis zu unserer Geschichte, zu den Leidenschaften und Lieben der Vergangenheit. Und das verbindet uns zugleich mit einem Ort.

Sie wurden in Tours geboren. Nochmals: Warum Paris?

Dass ich ein ganzes Album über Paris machen würde, war eigentlich gar nicht geplant. Aber es war auch eine Art Dankeschön an die Stadt, weil dort ja alles angefangen hat, als ich von Tours über Bordeaux nach Paris gegangen bin. Dort habe ich mein Publikum gefunden, und dafür wollte ich mich bedanken. Und außerdem ist Paris eine fantastische Stadt, voller Poesie. Paris steht dafür, frei zu leben.

Wie sehr schmerzt es Sie, dass man durch die Attentate Paris nun mit ganz anderen Dingen verbindet als mit der Liebe?

Dass ist wohl unausweichlich. Die Angriffe sind jetzt einfach Teil unserer Geschichte. Dabei ist es auch toll, zu sehen, dass die Leute weitermachen und sich nicht von der Angst einnehmen lassen, sondern sagen: wir sind stärker als die, wir geben diesen Menschen nicht die Macht über uns. Angst ändert nämlich nichts daran, dass es Gefahren gibt. Wir werden diesen Menschen nicht die Bestätigung schenken, in dem wir in Angst leben!

Sie spielen mittlerweile vor tausenden Menschen, vermissen Sie die Intimität am Montmartre? Dort waren sie Straßenmusikerin.

Nein, eigentlich fehlt mir das nicht wirklich. Ich sehe das eher als einen Teil meiner Entwicklung an. Auf meinem Weg lerne ich viel, sowohl damals auf der Straße als auch heute. Und das ist es, was ich will: neue Dinge kennenlernen.

Wie würden Sie die Zeit damals beschreiben? War es wirklich so romantisch und frei wie man es sich als Urlauber vorstellt?

Ja, romantisch war das schon auch irgendwie. Aber für mich waren das zugleich ziemlich harte Jahre, in denen ich nicht immer wusste, von welchem Geld ich meine Miete zahlen soll. Wenn man dann im Dezember auf der Straße Musik macht, friert man sich ganz schön einen ab. Der Gitarrist konnte manchmal seine Finger kaum bewegen, so kalt war das. Zugleich ist das ein Teil von mir, eine Zeit, in der ich sehr viel gelernt habe.

Als Kind wollten Sie schon Sängerin werden. Was ist für Sie das besondere an Musik?

Emotionen in den Menschen auslösen. Musik kann auch heilen, denn sie kann Leiden ausdrücken. Natürlich kann Musik auch politisch sein oder einfach nur Unterhaltung. Musik begleitet die fröhlichen und traurigen Momente in unserem Leben, sie kann uns ausfüllen, wenn wir uns leer fühlen, sie kann uns Energie geben, wenn wir müde sind. Musik bringt uns zusammen oder löst Erinnerungen aus. Musik, das ist das Leben an sich!

Sie singen in französischer Sprache, das heißt, oftmals werden ihre Texte in Deutschland nicht so recht verstanden. Trotzdem werden sie hier gefeiert und ihre Fans lieben sie. Können sie sich das erklären?

Am besten erklärt das ein Satz, den einmal ein Freund von mir gesagt: Man versteht zwar nicht, was sie singt, aber man fühlt, was sie gibt.

Wäre Musik dann nicht das richtige Mittel um die Menschen in Europa zu vereinen, egal ob Flüchtling oder nicht?

Mehr noch als durch die Musik, sollten wir uns durch konkrete Projekte zusammentun und uns klar darüber werden, für welche menschlichen Werte wir eintreten wollen. Zum Beispiel, wie wir Rücksicht aufeinander nehmen und uns nicht in unserem Individualismus und unserer Angst einschließen. Denn je mehr man sich miteinander austauscht, umso mehr teilt man miteinander und hat umso weniger Angst.

Zurück zum Anfang: Wird Paris das Hauptthema ihres Konzerts sein oder was erwartet ihre Fans noch?

Das Paris-Album war ein besonderes Projekt, das wir über drei Monate mit einer Big Band realisiert haben. Das ist jetzt abgeschlossen. Wir werden auf der Tournee eine Mischung aus allen drei Alben präsentieren, eine Art Patchwork. Es wird Videoprojektionen geben, viele neue Arrangements. Wir arbeiten sogar mit Dubstep und Elektro-Sounds. Es gibt von allem etwas, aber eins ist sicher: es wird ZAZ sein!

Wie enttäuscht sind sie, dass sie die ganze Zeit nicht nach Edith Piaf gefragt wurden...?

Vielen Dank für diese Frage! Ich freue mich darüber, dass Sie das vergessen haben!

Zoos in NRW
Zoos in NRW
Koala, Giraffe, Elefant & Co. Zoos in NRW