1. Düsseldorf

Klippenspringen trotz Multipler Sklerose:

Klippenspringen trotz Multipler Sklerose : Die pure Lust am Leben

Patrick Arendt aus Oberkassel hat Multiple Sklerose. Seine Leidenschaft, das Klippenspringen, lässt er sich davon nicht kaputt machen.

Bin ich jetzt behindert? Brauche ich bald einen Rollstuhl? Kann ich noch arbeiten? Und was wird aus meinen Hobbys? Was wird aus meiner Leidenschaft für das Klippenspringen? Dies sind nur einige der Fragen, die Patrick Arendt im Juni 2016 in sekundenschnelle durch den Kopf schossen. Da hatte er von seinem Neurologen die Diagnose Multiple Sklerose (chronisch- entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems) bekommen.

"Das war ein Schock. Ich dachte nur: Scheiße, jetzt habe ich bis zum Ende meines Lebens eine Krankheit", erinnert sich der 30-Jährige. Er fuhr gerade Fahrrad als er bemerkte, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt. "Ich sah ganz plötzlich Autonummern- und Straßenschilder doppelt. Vieles auch verschwommen", erzählt der Oberkasseler.

Noch am gleichen Tag suchte er einen Augenarzt auf. Dann ging alles ganz schnell: "Ich wurde sofort zum Neurologen überwiesen, kam direkt ins MRT. Der Arzt entdeckte dann auf den Aufnahme Entzündungsherde im Gehirn." Bis Patrick dann die endgültige Diagnose bekam, verging rund eine Woche, denn um ganz sicher zugehen, wurden noch weitere Untersuchungen durchgeführt. "Das war die schlimmste Woche meines Lebens. Das muss man sich sich mal vorstellen. Man weiß, dass man was Schlimmes hat, aber nicht genau was. Und dann kommt noch die Diagnose, dass man etwas Unheilbares hat. Mein Leben war in diesem Moment vorbei." Patricks erster Schub dauert rund drei Monate und wurde mit Cortison behandelt. "All die Zeit sah ich doppelt. Das war schrecklich und auch psychisch sehr anstrengend. Ich hatte Angst, dass die Doppelsichtigkeit nie wieder weggeht."

 „Ich lebe mein Leben weiter - genau wie vor der Krankheit.“
„Ich lebe mein Leben weiter - genau wie vor der Krankheit.“ Foto: Honza Bily

Doch sie ging und der junge, sportliche Mann schöpfte Hoffnung. Aber nur fünf Monate später folgte der nächste Schub. "Mein linker Arm und das linke Bein fühlten sich auf einmal ganz komisch an, kribbelten, waren irgendwie taub. Das Kribbeln habe ich bis heute noch. Das geht einfach nicht weg."

Und das begleitet den Kameramann seit November 2016 durchs Lebens. Auch bei jedem Sprung. "Wenn ich an einer Klippe stehe versuche ich mich immer nur auf den Moment zu konzentrieren und meine Krankheitssymptome auszublenden. Natürlich schießen mir manchmal auch Gedanken dazu in den Kopf und ich stelle mir dann die Frage, was passieren könnte, wenn ich kurz vor oder mitten im Sprung die Kontrolle über meinen Körper verliere. Aber ich springe trotzdem."

Mittlerweile kommt der Oberkasseler mit seiner Erkrankung zurecht. Weil er sich Hilfe suchte. "Ich kann es wirklich jedem Neuerkrankten nur empfehlen, einen Psychologen aufzusuchen. Das Schlimme an MS ist ja, dass man nie weiß, wann der nächste Schub kommt und was für einer es wird."

Um seinen Krankheitsverlauf einzudämmen, nimmt Patrick täglich ein Medikament. Heilbar ist Multiple Sklerose zwar nicht, aber die Tabletten scheinen anzuschlagen. Seit dem zweiten Schub, ist keiner weiterer mehr hinzugekommen. "Das kann sich allerdings trotzdem schlagartig ändern. Aber daran denke ich nicht. Ich lebe mein Leben genauso wie vor meiner Krankheit weiter. Ich fahre weiterhin für das Klippenspringen nach Bali, Taiwan oder in die Schweiz und nach Spanien." Und diese Botschaft möchte Patrick nicht nur an MS-Erkrankte richten. "Jeder Mensch, ob krank oder nicht, sollte sein Leben genießen. Wir wissen alle nicht, was in fünf, zehn oder zwanzig Jahren ist. Weder die Gesunden, noch die Kranken."

Wer Patrick Arendt besser kennenlernen möchte, kann sich seinen YouTube-Kanal "Eye Of Patrick" anschauen. Dort spricht er offen über seine Erkrankung und versucht anderen Erkrankten Mut zumachen.