Nach Düsseldorfer Anzeiger Titel-Story Jetzt spricht die Düsseldorfer Schützen-Chefin

"Schützen vor der Kapitulation?" fragten wir in der vergangenen Woche. Und bekamen prompt Reaktion von Britta Damm. Sie ist gerade zur Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen gewählt worden.

Frau Damm, ich glaube, Sie sind ein bisschen sauer auf den Düsseldorfer Anzeiger?
Von der Überschrift waren wir nicht gerade begeistert.

Der Grafenberger Schützen-Chef hat berichtet, dass Kompanien abgewandert sind. Aber auch, dass der kleine Stadtteil nur noch wenige kirmesbegeisterte Menschen hat. Das klingt nicht gerade optimistisch.
Die Frage ist doch, was kann man bieten, um Menschen wieder zu begeistern - wenn es denn so ist. Die Osterkirmes scheint ja offensichtlich zu laufen.

Wir sind uns übrigens auch sicher, dass das Sommerbrauchtum nicht kapituliert.
Danke, das ist sehr schön, und vor allen Dingen richtig!

Aber es gibt Probleme, oder?
Es gibt immer Probleme. Es gibt sie im Karneval, in der Wirtschaft, im Sport. Aber das heißt nicht, dass das Ganze kapituliert oder so voller Schwierigkeiten wäre, dass man sich ernsthaft Gedanken machen müsste.

48 Schützenvereine in Düsseldorf, die Schützenfest mit Kirmes feiern. Ist das nicht schlichtweg zu viel?
Es ist viel. Aber ob es zu viel ist, das ist die Frage. Das sind alles eigene Identitäten, eigene Schützen, eigene Familien, eigene Vereine und eigene Traditionen, die völlig unterschiedlich sind. Das kann man nicht in einen Topf schmeißen.

Wie steht es denn um die Anerkennung der Schützen? Erfahren sie Ihrer Meinung nach ausreichend Wertschätzung in den Stadtteilen?
Nein! Es gibt sicherlich Ecken in der Stadt, wo die Bevölkerung keine Antennen mehr dafür entwickelt. Das ist sicher schade, ist aber sicherlich auch eine Entwicklung, die wir nicht zu verantworten haben. Daneben gibt es ja reichlich Ecken/ Straßen, wo die Bewohner sich das ganze Jahr auf das Fest und auch auf farbenfrohen Umzüge freuen.

Glaube, Sitte, Heimat - das sind zentrale Begriffe des Schützenwesens. Ist das heute noch attraktiv?
Ich finde, gerade in der heutigen Zeit ist es lohnenswert über diese Begriffe nachzudenken und sie attraktiv zu gestalten.

Wir berichteten vor einiger Zeit über 20 Oberbilker Jungschützen, die bei ihrer Aktion "24 social" einen Tag lang Gutes getan haben und damit auch zeigen wollten, dass Schützen mehr können als Musik machen und feiern. Tolle Aktion, tolle Presse. Ganz ehrlich, Frau Damm, nur in Uniform durch die Straßen ziehen reicht heute doch nicht mehr aus fürs Image, oder?
Nein, das reicht auch nicht. Aber das ist ja auch nicht das einzige, das wir machen.

Aber alles andere wird ja nicht an die große Glocke gehängt...
Stimmt. Da müssten wir es wahrscheinlich mehr wie die Politiker halten: Tue Gutes und rede darüber. Vielleicht fehlt uns das ein wenig. Auf der anderen Seite sind es natürlich auch so viele kleine Dinge. Wenn in Altenheimen geholfen wird, wenn Kaffee fürs Seniorenheim XY gemacht wird, dann ist das nichts, worüber die Presse berichtet.

Mit Ihnen ist erstmals eine Frau zur Chefin der IGDS gewählt worden. Sie sind Chefin der Niederkasseler Schützen. Auch Flingern hat mit Oberst Patricia Santen eine bislang eher ungewöhnliche Besetzung. Frau Damm, was passiert da?
Es passiert das, was irgendwann passieren musste. Ein bisschen schwanger geht ja auch nicht. Es war klar - wenn man Frauen aufnimmt, kommen auch irgendwann die Zeiten, in denen sie Königin oder Chef werden. Das ist ja auch nicht von jetzt auf gleich passiert. Das hat sich entwickelt.

Sind Frauen andere Schützen?
Ich glaube, das Schützenwesen verändert sich schon, wenn Frauen dabei sind. Ob das jetzt positiv oder negativ ist, mag aus der Sicht des Einzelnen betrachtet völlig unterschiedlich aussehen. Themen verändern sich vereinsintern. Und manche Dinge werden vielleicht ein bisschen liebevoller gemacht.

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