Musikszene am Rhein Jazzstadt Düsseldorf - von damals bis heute

Die Jazzszene in der nordrheinwestfälischen Landeshauptstadt blickt auf eine lebendige Tradition zurück. Und auch heute halten einige engagierte Volblutmusiker die Kultur in unterschiedlichsten spannenden Projekten im Dorf an der Düssel aufrecht.

Bereits in den 1920er Jahren gab es die ersten Locations, in denen der neuartige Beat aus Amerika auch am Rhein zelebriert wurde und es gründeten sich erste lokale Bands. Die Jazzshows schwarzer Revuetruppen in den Varietés waren anfangs oft mit Charleston Tanzwettbewerben verbunden. So richtig entwickelte sich die Szene jedoch erst nach Kriegsende. In den frühen fünfziger Jahre war Düsseldorf tatsächlich so etwas wie eine Keimzelle für den Jazz. Weltstars wie Duke Ellington, Ray Charles oder Oscar Peterson gaben hier ihre legendären Konzerte. Einer der wichtigsten Akteure, der maßgeblich an der wachsenden Bedeutung der Düsseldorfer Jazzszene beteiligt war, war Klaus Doldinger, der mit den "Feetwarmers" von der Altstadt aus seine Weltkarriere begann. Zu den angesagtesten Adressen gehörten der Hot Club, dessen Gründung 1948 ein wichtiger Meilenstein für den Düsseldorfer Jazz war, das Csikos, die Oase, das New Orleans und allen voran natürlich das Downtown, das 21 Jahre lang Jazz-Geschichte geschrieben hat. 1966 wurde es in der Mertensgasse mitten in der Altstadt eröffnet. Stars wie Johnny Griffin, Ben Webster, McCoy Tyner, Dexter Gordon, Sonny Stitt und Chet Baker traten in dem urigen Keller auf. Ebenso wie natürlich auch Doldinger himself mit seiner Fusionband Passport. Auch Günter Grass spielte in seiner Düsseldorf Zeit in einer Jazzband und Udo Lindenberg trommelte nach seinem Dienst als Liftboy im Breitenbacher Hof abends ebenfalls in diversen Jazzcombos.

Heute ist die Szene der Landeshauptstadt überschaubarer, aber es gibt sie zweifelsohne. Zu den Hotspots gehören vor allem die Jazz-Schmiede an der Himmelgeisterstraße, die heute die wichtigste hiesige Spielstätte ist, das Dr. Jazz, die Destille und das im Pöötzke, das vor einigen Jahren vom Jazzsaxophonisten Peter van der Heusen übernommen und modernisiert wurde. Manchmal wird auch vor dem Uerige gejammt. Außerdem bietet die Reihe "Jazz im Hofgarten" besonders entspannte und zudem kostenfreie Hörfreuden beim Picknick im Grünen. Größtes Aushängeschild ist und bleibt aber natürlich die Jazz Rally am Pfingstwochenende, die als besucherstärkstes deutsches Festival gilt. Mit Klaus Doldinger als Schirmherrn schließt sich zudem der Kreis.

Neben Doldinger sind es heute unter anderem die Musiker Sebastian Gahler, Nico Brandenburg, Peter Weiß, Reiner Witzel und Wolfgang Engstfeld, die die Düsseldorfer Jazzszene prägen. Pianist Gahler und Bassist Brandenburg bilden gemeinsam mit der Sängerin Anikó Kanthak sowie dem Schlagzeuger René Marx das Quartett "Indigo Jazzlounge". Ob Lieblingssongs von Sade und Amy Vinehouse oder Chaka Kans Evergreen "Aint Nobody” — das Repertoire der Band ist ebenso vielseitig wie eingängig, daher sind sie auch als musikalische Untermalung diverser Events in der ganzen Stadt äußerst gefragt.

Neben den einschlägigen Adressen finden Jazzfreunde aber auch noch weitere Locations, wo zwar nicht nur, aber auch Jazzkonzerte gegeben werden. Dazu zählen unter anderem der Robert-Schumann-Saal, wo insbesondere klassische Musik in ungewöhnlichen Konstellationen und spartenübergreifende Veranstaltungen im Mittelpunkt stehen, aber auch Jazzkonzerte fester Bestandteil des Programms sind, das Maxhaus in der Carlsstadt mit der Reihe maxhausJazz, die KIT Bar an der Rheinuferpromenade und schließlich die Tonhalle, in der ebenfalls immer wieder internationale Superstars aus den Sparten Klassik, Chanson, Soul und last but not least auch Jazz unter dem Sternenhimmel zu Gast sind.

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