Gedenken an Pogromnacht

Zur Erinnerung an die Pogromnacht vom 9./10. November 1938 findet eine zentrale Gedenkstunde der Landeshauptstadt im Plenarsaal des Rathauses, Marktplatz 2, statt.

Am Montag, 9. November, um 11 Uhr werden dort Oberbürgermeister Thomas Geisel, Landtagspräsidentin Carina Gödecke, der NRW-Minister für Arbeit und Integration, Rainer Schmeltzer, sowie Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Worte des Gedenkens sprechen.

Schüler des Düsseldorfer Cecilien-Gymnasiums zeigen einen von ihnen produzierten Film über die historischen Ereignisse unter dem Titel "Aber keiner hat etwas gesehen und keiner hat etwas gewusst". Der Film entstand 2013 im Auftrag des Arbeitskreises "9. November" und aus einem gemeinsamen Projekt des Filmmuseums und der Mahn- und Gedenkstätte. Im Anschluss werden die Schüler über die Aktualität des Themas und ihren Umgang mit Verantwortung und Zivilcourage sprechen.

Amnon Seelig, der Kantor der Jüdischen Gemeinde, wird im Plenarsaal das Trauergebet singen. Das "Dalla Corda Quartett" des Jugendsymphonieorchesters der Tonhalle begleitet die Veranstaltung musikalisch. Die Teilnahme an der Gedenkstunde im Rathaus ist nur Gästen mit Einladungskarte möglich. Karten gibt es noch in begrenztem Umfang beim Empfang im Rathaus, Marktplatz 2, jeweils in der Zeit von 8 bis 18 Uhr.

Zuvor — am 9. November um 10.15 Uhr — werden auf Einladung der Jüdischen Gemeinde Oberbürgermeister Geisel, Arbeitsminister Schmeltzer sowie Landtagspräsidentin Gödecke einen Kranz am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge niederlegen (Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße). Dort wird ein Gebet gesprochen und eine Schweigeminute abgehalten. Die Gemeinde bittet männliche Teilnehmer, während der Zeremonie eine Kopfbedeckung zu tragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zu einem Gedenkgang und einem ökumenischen Gedenkgottesdienst laden die evangelische und die katholische Kirche, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Mahn- und Gedenkstätte für Sonntag, 8. November, ein. Der Rundgang begibt sich auf die Spuren der deutsch-jüdischen Familie von Josef Neuberger durch die Innenstadt. Beginn: 18 Uhr vor dem Haus der Universität, Schadowplatz 14.

Josef Neuberger, der während des Pogroms schwer verletzt wurde und kurz danach mit seiner Frau Ilse und dem zweijährigen Sohn Michael nach Palästina fliehen konnte, kam 1950 aus der israelischen Emigration zurück und ließ sich in Düsseldorf als Rechtsanwalt nieder. Er war viele Jahre lang Düsseldorfer Ratsherr und Landtagsabgeordneter, bevor er von 1966 bis 1972 als nordrhein-westfälischer Justizminister amtierte. Sein Sohn Benyamin Neuberger wird aus Israel anreisen und an einigen Veranstaltungen teilnehmen.

Der ökumenische Gottesdienst findet am 8. November um 19 Uhr in der Kirche St. Mariä Empfängnis, Oststraße 42, statt. Unter dem Motto "Du sollst nicht falsches Zeugnis abgeben wider Deinen Nächsten" ist die Predigt von Schülern und Pfarrer Dr. Martin Fricke ausgearbeitet worden. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich willkommen, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

In der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, eröffnet Kulturdezernent Hans-Georg Lohe am Dienstag, 10. November, um 19 Uhr zudem die Sonderausstellung "Verlorene Kunst zurück. Das virtuelle Leopold-Fleischhacker Museum". Die virtuell-digitale Schau stellt das größtenteils verschwundene bildhauerische Werk des jüdischen Künstlers Leopold Fleischhacker (1882-1946) vor.

Wohnung und Atelier von Leopold und Lotte Fleischhacker an der Degerstraße in Flingern wurden während des Novemberpogroms völlig zerstört. Sämtliche Kunstwerke wurden zerschlagen. Wertvolle Gemälde Düsseldorfer Maler, die diese ihm im Austausch gegen seine Werke überlassen hatten, wurden zertrampelt oder zerschnitten. Die beiden Familien Fleischhacker und Neuberger waren miteinander eng verbunden: Lotte Fleischhacker war die Schwester von Josef Neuberger.

In Form digitaler Präsentationen würdigt die virtuelle Werkschau den Künstler. Die Ausstellung entstand in enger Kooperation zwischen dem Salomon Ludwig-Steinheim Institut für deutsch-jüdische Geschichte Essen, der RWTH Aachen, der Universität Duisburg-Essen sowie der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Der Eintritt ist frei; die Ausstellung läuft bis 27. Januar 2016.

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