Ein Telefon für Kindersorgen

Im vergangenen Jahr sind beim Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes Düsseldorf rund 8000 Anrufe eingegangen. Die Themen: Liebeskummer, Sexualität, Mobbing, Gewalt und familiäre Probleme.

So wie die jungen Anrufer anonym bleiben, bleiben auch die Beraterinnen und Berater anonym.

Foto: mivi

Seit 1993 klingeln die Telefone an der Posener Straße 60 im "Haus für Kinder" von montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr in einer straffen Taktung. Aktuell nehmen 25 Frauen und fünf Männer als ehrenamtliche Mitarbeiter die Anrufe der Kinder und Jugendlichen entgegen. Im Jahr 2016 hatten die Helfer alle Hände voll zu tun. Über 8000 Anrufe gingen bei ihnen ein. Daraus entwickelten sich 1600 Beratungsgespräche. "Nicht immer kommt es zu einer Beratung. Häufig haben wir auch sogenannte alternative Anrufe. Das sind zum Beispiel Anrufer, die erfundene Geschichten erzählen, einfach am Hörer schweigen oder provozieren wollen. Aber auch da legen wir nicht einfach auch. Wir versuchen dennoch an die Anrufer heran zu kommen", erklärt Sozialpädagogin Diana Goldermann-Wolf.

Seit 17 Jahren ist sie Koordinatorin des Kinder- und Jugendtelefons und kennt die Probleme genau. "Bei den Mädchen drehen sich die Themen eher um Langeweile, Liebe und Ärger in der Schule und mit den Eltern. Die Jungen haben eher Fragen zur Sexualität."

Das Thema Gewalt beschäftigt allerdings beide Geschlechter gleichermaßen: Jeder zehnte Anruf betraf Fragen zu körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt. Vergangenes Jahr haben sogar erstmals mehr Jungen als Mädchen angerufen.

Die Aufgabe der ehrenamtlichen Mitarbeiter besteht vor allem im Zuhören, und darin, Lösungsansätze zu zeigen.

Einfache Anweisungen und Ratschläge werden nicht erteilt. "Wir möchten das Selbstwertgefühl der Kinder stärken und ihnen dabei helfen, sich selbst Lösungen für ihre Situation zu überlegen. Wir beraten nur und arbeiten nicht therapeutisch", so die Sozialpädagogin.

Um helfen zu können und auch mit den teilweise schrecklichen Geschichten, mit denen die Mitarbeiter konfrontiert werden, umgehen zu können, werden alle Helfer in einer 70-stündigen Qualifizierung geschult.

"Es gibt natürlich Anrufe, die einem wirklich nahe gehen. Mich rief mal ein Junge an, der zu Hause oft geschlagen wurde. Das tat mit wirklich leid und wir versuchten gemeinsam eine Lösung für sein Problem zu finden", erzählt eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben möchte. Ebenso wie alle Anrufer bleiben auch die Berater des Kinder- und Jugendtelefons anonym.

Doch es gibt nicht nur Anrufe die mit Gewalt und Sorgen zu tun haben. "Es riefen hier mal ein paar Mädchen an, die mir ein Lied vorsingen und meine Meinung zu ihren Stimmen wissen wollten. Sie wollten zu einem Casting und waren sich unsicher, ob sie teilnehmen sollen", erzählt die Mitarbeiterin.

Insgesamt gibt es 79 Anschlüsse der Nummer gegen Kummer deutschlandweit. Die Anrufer werden per Zufalls weitergeleitet, so dass Kinder aus ganz Deutschland im Kinderschutzhaus an der Posener Straße anrufen.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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