Sie meinen Leserbriefe

Zu unserem Beitrag „Spitzname ’Hänge-Peters’“ über die Empfehlung eines wissenschaftlichen Beirates an den Kulturausschuss, zwölf Straßen in Düsseldorf aufgrund verbrecherischer Taten der Namensgeber umzubenennen, erreichten uns folgende Lesermeinungen:

 Auch der Name Leutweinstraße in Urdenbach, benannt nach dem 1921 gestorbenen Kolonialpolitiker Theodor Leutwein, sollte nach Einschätzung der Prüfungskommission weichen.

Auch der Name Leutweinstraße in Urdenbach, benannt nach dem 1921 gestorbenen Kolonialpolitiker Theodor Leutwein, sollte nach Einschätzung der Prüfungskommission weichen.

Foto: Maren Koenemann

Bernd Lippke per Telefon: „Das ist doch lächerlich, diese Zeiten sind längst vorbei. Eine Änderung kostet nur unsere Steuergelder.“

„Ich wette, dass niemand in all den Jahren vor dem Schild ’Porsche’ ein anderes Gefühl hatte als ’PS’ ... oh, Entschuldigung... ’Pein und Schande wegen CO2’, geht also auch nicht. Vorschlag: Die Kommission umbenennen in ’Steuergeldschleuder’ und es alles einfach belassen. Wir haben andere, echte Sorgen in der Gesellschaft“, meint Andreas Böhmer per Mail.

Der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ begrüßt per Mail „die Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats zur Überprüfung Düsseldorfer Straßennamen, fünf Straßen, die nach kolonialen Akteuren benannt sind, umzubenennen. Dies kann ein wichtiger erster Schritt für Düsseldorf sein, um sich der kolonialen Vergangenheit zu stellen. Wir befürchten jedoch, dass der Beirat den Kolonialismus in seiner Tragweite und seinen Folgen für die Gegenwart unterschätzt. Er hat kritische Straßennamen drei Kategorien zugeordnet, von A (schwer belastet/nicht haltbar) bis C (unbelastet). Dabei wurden mehrere koloniale Straßennamen als wenig belastet oder unbelastet eingeschätzt. Zum Beispiel wurde Julius von Soden in die Kategorie C einsortiert, obwohl er Gouverneur von zwei Kolonien, Kamerun (1885–1890) und Deutsch-Ostafrika (1891–1893) war. Der Gouverneur war der höchste Beamte einer Kolonie. Während Sodens Amtszeit in Kamerun wurden zahlreiche kriegerische Expeditionen ins Inland durchgeführt, die Hunderte von Menschenleben kosteten und große Landflächen wurden enteignet. Soden war – als Anteilseigner an diesen Plantagen – Nutznießer seiner eigenen Politik. Wir können daher nicht nachvollziehen, warum ein Julius von Soden als unbedenklich eingestuft wurde und fordern einen breiten partizipativen Prozess, in dem die Bedeutung des Kolonialismus und bis heute bestehender kolonialer Kontinuitäten für Düsseldorf öffentlich diskutiert werden. Insbesondere die Suche nach neuen Namen sollte unter Beteiligung der Zivilgesellschaft und kolonialhistorischer Expertise stattfinden.“

Der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ ist ein Netzwerk aus Organisationen und Einzelpersonen, die sich für die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Düsseldorfs und ein kritisches Bewusstsein über die kolonialen Kontinuitäten einsetzen. Mitglieder des Netzwerks sind u.a. Rheinland global, die Initiative Neue Namen, Forum Freies Theater (FFT), Frauenberatungsstelle, Eine Welt Netz NRW.

„Einige vielleicht missliebige Straßen umzubenennen, ist nicht nur nicht gute Arbeit, sondern der größte Blödsinn und die größte Steuergeld-Verschwendung. Wenn man dann wirklich in die Geschichte zurückblickt, dann müssen auch alle Straßenschilder mit Politikern aus dem 1. Weltkrieg entfernen. Also keine gute Arbeit – oder aber vielleicht politisch gesteuert (rot-grün?)“, schreibt R. Höller per Mail.

„Wenn man sonst nichts zu tun hat... Welch ein Aufwand und Kosten für ein paar dämliche Straßennamen. 300 Seiten Bericht, zwei Jahre Arbeit und am Ende ist es nur ein Vorschlag. Wer zahlt eigentlich diese ganzen ’Expertenkommissionen’? Kann man sich nicht mit sinnvolleren Dingen beschäftigen, damit es den Leuten im Land besser geht?“, schreibt Jörg Hähner per Mail.

„Wir wohnen auf der Hans-Christoph-Seebohm-Straße in Hellerhof und sind der Meinung, dass die Umbenennung nicht richtig wäre“, sagt Christine Wieczorek am Telefon. „Wir haben hier fünf Straßenschilder, der Austausch würde 2500 Euro kosten, Geld, das man doch lieber in Kitas, Schulen oder bei der Obdachlosenunterstützung einsetzen sollte.“

„Es ist eine beispiellose Unverschämtheit, dass Straßennamen verdienter Deutscher geändert werden sollen, weil diese Namen nicht ins politisch korrekte Konzept passen. Seit wann bestimmt eine höchst fragwürdig besetzte Kommission was unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung entspricht und was nicht. Wer überprüft die Legitimität dieser Kommission?“, meint Michael Storek per Mail.

„Zumindest meines Erachtens fällt in unserer Zeit die Verbindung ’Münchhausenweg’ und einem Börries von Münchhausen in die Kategorie ’Wer weiß denn sowas?’. Ich hatte den Namen mit Karl von Münchhausen, dem genialen Reiseabenteuererzähler aus Bodenwerder, in Verbindung gebracht und war mehr als verdutzt. Mit einem erklärenden Zusatz könnte der Straßenname ’Münchhausenweg’ bleiben, der beliebte Reiseabenteurer bliebe auch in Düsseldorf bekannt und viele Formalitäten und viel Geldausgabe wären unnötig“, schreibt Horst Bischoff per Mail.

Die in Leserbriefen geäußerte Meinung gibt nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich außerdem sinngemäße Kürzungen vor. Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt.

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