Hotelbranche gegen Jugendherberge und Airbnb — Ärger wegen der Preise

Speiseräume mit dem Charme einer Mensa, Gemeinschaftsduschen und Schlafsäle: Damit hat die Düsseldorfer Jugendherberge Schluss gemacht. Mit Konferenzräumen, Einzelzimmern mit eigenem Bad sowie Frühstücksbuffet setzt die Herberge heutzutage vermehrt auf eine neue Zielgruppe: Messebesucher und Geschäftsreisende.

Das erfreut nicht alle. Denn Jugendherbergen sind staatlich gefördert.

Früher waren Jugendherbergen vor allem für Schulklassen und Sportgruppen, mitunter auch für Familien ausgelegt. Vom leiblichen Wohl bis zum Schlafkomfort war alles auf "Masse statt Klasse" ausgerichtet. Geschäftsreisende oder Tagungsgäste gingen wie selbstverständlich ins Hotel; wer es weniger turbulent als in der Jugendherberge, aber dennoch kostengünstig wollte, suchte sich eine Pension. Diese klaren Kategorien durchbricht die Düsseldorfer Jugendherberge schon seit einigen Jahren. Die Herberge wirbt mit ihrer Nähe zu Flughafen und Messegelände und hat nun auch Flatscreen, Internetanschluss und Frühstücksbuffet im Angebot. Was die Einzel- und Doppelzimmer in der Jugendherberge noch von preiswerten Hotelzimmern unterscheidet, ist schnell genannt: Telefon und Minibar.

Dass nun Jugendherbergen auch auf diejenigen Zielgruppen setzen, die sonst Hotels im Fokus hatten, findet Rainer Spenke vom Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein äußerst ärgerlich und ungerecht. Geschäftsleute waren bislang eine wichtige Kundschaft für die Hotelbranche. Mit den Jugendherbergen und ihren günstigen Preisen zu konkurrieren, sei so gut wie ausgeschlossen, schließlich würden die Jugendherbergen staatliche Förderungen erhalten, die der Hotelbranche vorenthalten bleiben. Spenke ist daher der Auffassung, dass die deutschen Jugendherbergen bei den tradierten Zielgruppen, nämlich Familien und Jugendlichen, bleiben sollten.

Die Jugendherbergen sind allerdings durch diese Entwicklung nicht mehr so preiswert wie früher. Wer in einer Jugendherberge unterkommen will, muss außerdem einen Jugendherbergsausweis erstehen. Denn die Jugendherbergen gehören dem Deutschen Jugendherbergswerk an, einem gemeinnützigen Verband. Nur wer Mitglied wird und diese Mitgliedschaft auch bezahlt, darf in den Unterkünften nächtigen. Das sind für eine Familie immerhin 22,50 Euro pro Jahr. Gerade diese Gebühr zusammen mit den günstigen Zimmerpreisen macht die Jugendherbergen aber für Menschen interessant, die regelmäßig eine kurzfristige Unterbringung in Deutschland brauchen. Für Familien oder Jugendliche, die bloß einmal im Jahr wegfahren, lohnt sich die Mitgliedschaft womöglich nicht. Für sie kann es durchaus sinnvoll sein, die Preise mit denen günstiger Hotels zu vergleichen. Auf Vergleichsportalen wie hotelreservierung.de oder bei Hotelketten wie A&O findet man oftmals attraktive Angebote, die durchaus konkurrenzfähig sind.

Der weitaus größere Schaden für die Hotelbranche geht daher sicherlich von Airbnb aus. Airbnb ist eigentlich ein Online-Vermittler von privaten Zimmern. Auf der Plattform von Airbnb können Privatleute ihre Wohnungen oder Zimmer anderen zur Verfügung stellen, wenn sie diese — aus welchen Gründen auch immer, Praktikum, Arbeit im Ausland, Reise etc. — für eine kurze Zeit lang nicht brauchen. So zumindest die Idee des Unternehmens. Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass viele Anbieter bei Airbnb tatsächlich verkappte Gewerbetreiber sind, die die Zahlung der Gewerbesteuern unterlassen. Die Zimmer können entsprechend konkurrenzlos günstig angeboten werden. Schätzungen zufolge werden allein in Frankfurt rund 1000 Wohnungen auf diese Weise heimlich gewerblich genutzt. Für Düsseldorf liegen bislang keine Angaben vor.

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