Im Zweifel Fake News Die Macht der Verschwörungstheorie - NRW Forum stellt aus

Bis zum 18. November wirft das NRW Forum mit der internationalen Gruppenausstellung "Im Zweifel für den Zweifel. Die großen Weltverschwörungen" einen detaillierten Blick auf die Macht von Verschwörungstheorien.

 Im Zweifel für den Zweifel - eine Arbeit von Tony Oursler.

Im Zweifel für den Zweifel - eine Arbeit von Tony Oursler.

Foto: Sonia Folkmann

Das Thema der Ausstellung "Im Zweifel für den Zweifel" könnte nicht aktueller gewählt sein, denn der Kampf um die Wahrheit ist definitiv härter geworden. Gerade in Krisenzeiten haben Verschwörungstheorien Konjunktur, durch das Internet finden sie zudem eine unmittelbare, weltweite und extrem schnelle Verbreitung. Der Begriff "Fake News" oder, zu Deutsch, "Lügenpresse" erfreut sich bei so genannten Wutbürgern in Sozialen Netzwerken und auf den Straßen deutscher Großstädte größter Beliebtheit. Auch US-Präsident Donald Trump und diverse AfD-Politiker instrumentalisieren ihn für ihre Zwecke: verunsicherte Bürger zu beeinflussen und die Glaubwürdigkeit der Medien zu untergraben.

Was ist wahr, was ist erfunden bei der Flut von Bildern und Meldungen, die uns nicht nur in digitalen Welten begegnen? Haben wir es mit unabhängiger Berichterstattung oder mit Meinungsmache zu tun? Fakt ist: die professionelle Verbreitung von Fake News schürt Zweifel, verbreitet Ängste und bereitet damit einen Nährboden für Verschwörungstheorien. Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Präsident des deutschen Verfassungsschutzes, löste unlängst sogar eine veritable politische Krise in Deutschland aus, indem er Videos zu Fake News erklärte.

Verschwörungstheorien sind vor allem dann wirksam, wenn der Zweifel an etablierten Systemen wächst. Ideologische Umwälzungen wie der momentan deutlich wahrnehmbare Rechtsruck in der westlichen Welt sind eine ideale Voraussetzung für Fake News, die eine vermeintliche Alternative für die ins Wanken geratenen Werte und Deutungsmuster schaffen.

Obwohl der Begriff erst seit dem "postfaktischen Zeitalter" genutzt wird, gibt es den Kampf um die Wahrheit schon erheblich länger: die Anschläge vom 11. September in New York, die Ermordung von John F. Kennedy oder die Erfindung des bis heute wirksamen Mythos einer jüdischen Weltverschwörung — konspirative Ideen vermochten es schon immer, Unsicherheit und Hass zu verbreiten.

"Im Zweifel für den Zweifel" setzt genau hier an und möchte die Macht von Verschwörungstheorien mit den Mitteln der Kunst greifbar machen — und seine Besucher bestenfalls zum Zweifeln anregen. Die Ausstellung zeigt Fotofälschungen, forensische Recherchen oder Überwachungstechnologien, mit denen sie immer wieder verstörende Situationen schaffen möchte. Alain Bieber, künstlerischer Direktor des NRW Forums, hat Künstler kuratiert, die in ihren Arbeiten mit Ängsten, Widersprüchen, Zweifeln und Unsinn spielen und damit ein Gefühl des Unbehagens hinterlassen. Diese Irritationen können allerdings gleichzeitig die Möglichkeit schaffen, hinter die Fassade zu blicken und vielleicht so der Wahrheit ein Stückchen näherkommen.

Bieber schickt die Besucher auf eine Art assoziative Reise durch Installationen, Fotomontagen, Einbauten, Skulpturen oder digitale Architekturen mit historischen wie aktuellen Bezügen, auf der man sich unmittelbar mit seinen Zweifeln und Ängsten auseinandersetzen kann und soll. Das Ziel: vielleicht sogar am Zweifel selbst zu zweifeln.

Zu sehen sind Arbeiten von Julius von Bismarck, Disnovation.org, Ólafur Elíasson, Forensic Architecture, Juliane Herrmann, iocose, Felix Kubin, Olaf Metzel, Tony Oursler, Trevor Paglen, Michael Schirner, Andreas Slominski, Suzanne Treister und Holger Wüst.

! bis zum 18.11., Ehrenhof 2, Düsseldorf, www.nrw-forum.de

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