Angekommen unter Düsseldorfern

Esmaeel Alissa Aljalam sagt anfangs nicht viel an diesem Mittag in seiner neuen Wohnung. „Danke Düsseldorf, danke Deutschland!“ Der Syrer, der Heimat entflohen, ist sichtlich bewegt - und mitten in der Stadt angekommen.

 Der syrische Ingenieur Esmaeel Aljalam schließt die Tür zu seiner Wohnung in Reisholz auf. Er und seine Familie lebten zwei Monate lang im Hotel.

Der syrische Ingenieur Esmaeel Aljalam schließt die Tür zu seiner Wohnung in Reisholz auf. Er und seine Familie lebten zwei Monate lang im Hotel.

Foto: David Young

Jetzt zieht er ein.

Erst vor zwei Monaten konnte der 36-jährige Telekommunikations-Ingenieur seine Frau und seine beiden Kinder (6 und 4) wieder in die Arme schließen. Er selbst war über Kuwait und Ägypten im vorigen Jahr nach Deutschland gelangt. Die Familie musste am Nil zurückbleiben. Jetzt das Wiedersehen - und eine Option auf eine besser Zukunft.

Die dafür Verantwortlichen sitzen ihm zur Seite. Die Diakonie Düsseldorf und die Organisation fiftyfifty haben mitten in Reisholz ein Wohnhaus gekauft, um es zwei Flüchtlings-Familien zur Verfügung zu stellen. fiftyfifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf stellt sich der nackten Realität. „Die Zeit der Willkommenskultur ist vorbei, wir haben bezüglich der Flüchtlingsfrage einen Riss in der Gesellschaft mit zunehmender rassistischer Hetze und Ausgrenzung. Da ist das Engagement für Menschen, die nur ihr nacktes Leben durch Flucht haben retten können, besonders wichtig.“

Das Haus mit einem großen Garten für alle Bewohner liegt in einer normalen Wohngegend in Reisholz, mit Schulen und Kindergärten in der Nähe. Karl-Heinz Broich ist Geschäftsbereichsleiter Gesundheit und Soziales bei der Diakonie. „Für die Integration ist es das Beste, wenn anerkannte Flüchtlinge schnell aus den Unterkünften in die eigenen Wohnungen umziehen und mitten unter uns leben.“

Die Aufgabe ist schwierig, bezahlbarer Wohnraum in Düsseldorf ist knapp, gerade für größere Familien. Die Diakonie beschäftigt mit Sabine Hollands eine Fachkraft, die in Kooperation mit dem städtischen Amt für Wohnungswesen Flüchtlinge und Vermieter zusammenbringt, auch nach Abschluss eines Mietvertrags für beide Seiten ansprechbar bleibt.

Doch die Suche bleibt problematisch, das weiß Hubert Ostendorf nur zu genau. „Wir haben in der Wohnraumbeschaffung 20-jährige Erfahrung, etwa aus der Behinderten- und Suchthilfe. Der Markt ist derzeit fast tot.“ Man muss mitunter andere Wege gehen: Der Coup in Reisholz gelang über die fiftyfifty-Galerie. Das Haus kostet rund 320.000 Euro. Den ganz großen Teil davon hat Ostendorf mit dem von einem Auktionshaus unterstützten Verkauf von sechs Drucken einer Edition des bekannten Malers Gerhard Richter zusammengebracht. Richter war über 20 Jahre lang Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. „Wir hatten auch Glück“, so Ostendorf, „es gab hier etwa keinen Sanierungsstau oder andere versteckte Kosten.“

Für Esmaeel Alissa Aljalam ist dann doch noch nicht alles gesagt. „Ich bin sehr froh, die Hilfe aller Beteiligten erleichtert uns unseren neuen Anfang hier. Deshalb möchten wir später einiges zurück geben...“

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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