Tod und Verderben am Gerresheimer Hochbunker

Gestern vor 70 Jahren töteten zwei Granaten 22 Menschen am Gerresheimer Hochbunker und verletzten 18 schwer.

 Reimund Heller zeigt den Blumenschmuck, den der Bürger- und Heimatverein zum Gedenken gekauft hat.

Reimund Heller zeigt den Blumenschmuck, den der Bürger- und Heimatverein zum Gedenken gekauft hat.

Foto: schrö

Reimund Heller überlebte den Beschuss als Junge im Bunker und beteiligte sich bei einer kleinen Gedenkfeier des Bürger- und Heimatvereins an dem Blumengebinde. Die Erinnerungen sind gerade rund um die Jahrestage frisch. "Im Bunker brach das Chaos aus." Vor allem die Mütter hatten panische Angst um die Kinder, die es nicht mehr in den steinernen Unterschlupf geschafft hatten.

Später erfuhr man, dass allierte Soldaten von der linken Rheinseite aus geschossen hatten. "Jahrzehnte lang herrschte Schweigen über die Erlebnisse", sagte Harald Posny, der Vorsitzende, in einer kurzen Rede. Dann konnten die Dinge endlich beim Namen genannt werden. "Die Alten waren erleichtert, die Jungen entsetzt."

Schon Anfang der 1990er Jahre hatte Ruth Willigalla für den Band "Erlebtes und Erlittenes" mit Ilse Seidensticker gesprochen. "Am 11. März waren alle wie immer im Hochbunker. Es war ein wunderschöner Sonnentag und ein strahlender, blauer Himmel. Es war den ganzen Tag kein Alarm gewesen. Wir lebten zu dieser Zeit mehr im Bunker als zu Hause. Gegen 19.30 Uhr strömten mit einem Male viele Menschen aus dem Bunker. Wir lechzten nach frischer Luft und wollten mal nicht mehr den Ventilator hören, der ständig summte."

Plötzlich gab es einen riesigen weißen Blitz, ein Krachen und dann nur noch Schreie und Laufen, Rennen, ein großes Durcheinander. "Als ich erwachte, wurde mir bewusst, dass mein rechtes Bein abgerissen war." Und weiter erzählte Ilse Seidensticker: "Ich stand kurz vor meinem 16. Geburtstag. Die Welt war nicht untergegangen. Ich lebte noch. Aber wie sollte ich damit fertigwerden, dass nun mein rechtes Bein ab war?" Ilse Seidensticker hat es dann doch geschafft, noch ein glückliches Leben zu führen. (schrö)

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