Oberkasseler Experten-Tipp Prophylaxe für Mütter

Ultraschalluntersuchungen und Bluttests während der Schwangerschaft gehören zur normalen Schwangerenvorsorge. Aber auch die Mundgesundheit der werdenden Mutter ist wichtig für das Kind und sollte Teil der Vorsorge sein.

Seit 1966 haben Schwangere einen gesetzlichen Anspruch auf ärztliche Betreuung, der zu einem hohen Prozentsatz auch in Anspruch genommen wird. Seit 1999 sollen schwangere Frauen auch in puncto Mundgesundheit beraten werden. Soweit die Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus? Eine Studie brachte ans Licht, dass 86 Prozent der werdenden Mütter nicht darüber informiert wurden, wie sich ihre Mundgesundheit auf das Kind auswirken kann.

Dabei geht es nicht nur um die Zähne des Nachwuchses: Ist die Mutter z. B. schwer an Parodontitis erkrankt, erhöht sich das Risiko einer Frühgeburt um ein Vielfaches. "Karies und Parodontitis sind im Grunde genauso übertragbare Infektionserkrankungen wie ein Schnupfen", erklärt Dr. Beate Jürgens.

Die Zahnärztin und Spezialistin für Ästhetische Zahnheilkunde hat jahrelang auf dem Gebiet der Gesundheitsfrühförderung, im Medizinerdeutsch Primär-Primär-Prophylaxe, geforscht und an einer Langzeitstudie der Medizinischen Hochschule Hannover mitgewirkt.

Hier zeigte sich, wie effektiv eine präventive zahnärztliche Betreuung von Müttern und Kindern ist: Mit Prophylaxe hatten die sechsjährigen Kinder zu 90 Prozent keine Karies, in der Kontrollgruppe waren hingegen nur 62,5 Prozent kariesfrei.

Doch noch immer hält sich der Irrglaube, dass ein schlechter Mundgesundheitszustand während der Schwangerschaft normal sei.
Die meisten Schwangeren gehen deshalb auch nicht zum Zahnarzt, selbst wenn sie Zahnprobleme haben. "Medizinisch sinnvoll wäre eine Untersuchung im ersten Drittel der Schwangerschaft und eine weitere im letzten Drittel", so Jürgens.

Ziel einer Behandlung in dieser Zeit ist es, die Mundgesundheit der Mutter zu optimieren und die Keimbelastung zu minimieren. Das fängt bei einer professionellen Zahnreinigung oder einer antiinfektiösen Parodontaltherapie an. Auch eine Sanierung des Gebisses kann erforderlich sein.

Und nach der Geburt geht es weiter mit der Vorsorge. Die wichtigsten Regeln: heruntergefallene Schnuller auf keinen Fall in den eigenen Mund stecken und so "säubern", die Babynahrung nicht mit demselben Löffel vorkosten, gesüßte Tees und Dauernuckeln vermeiden. Die Oberkasseler Familienzahnärztin und ihr Team überlegen aktuell, einen runden Tisch mit Frauen- und Kinderärzten ins Leben zu rufen, damit auch die Mundgesundheit ein Thema in der Schwangerenvorsorge wird.

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