Die Kieferhöhle umgehen

Ein modernes Verfahren verspricht Zahnersatz-Patienten deutlich schnellere und vor allem weniger schmerzhafte Behandlung.

 Dr. Julia Miesen von Apollonia zeigt am Röntgenbild ein nach der „All-on-4“-Methode befestigtes Implantat in einem Oberkiefer.

Dr. Julia Miesen von Apollonia zeigt am Röntgenbild ein nach der „All-on-4“-Methode befestigtes Implantat in einem Oberkiefer.

Foto: SP

Die besondere Herausforderung für Dr. Sebastian Plogmann und Dr. Julia Miesen ist der menschlichen Anatomie geschuldet. Die beiden Zahnärzte im Garather Implantologie-Zentrum Apollonia haben in ihren Fachbereich zwei biologische Gegenspieler: Die Kieferhöhle im Oberkiefer sowie den Unterkiefer-Nerv, der hauptsächlich unter dem Backenzahnbereich entlang läuft. Schlicht gesagt - Höhle und Nerv sind im Weg.
"Seit man mit der Implantologie in den 1960er Jahren begonnen hat, ist das ein stetes Problem für uns", sagt Plogmann. Für eine gute Befestigung des Implantats ist grundsätzlich entsprechender Knochenaufbau notwendig. Da etwa eine Höhle naturgemäß keinen Halt bieten kann, ist hier bei herkömmlicher Vorgehensweise harte Arbeit angesagt. Julia Miesen: "Die Totalsanierung mit Zahnimplantaten kann sich extrem aufwändig gestalten. Da müssen pro Kiefer 6 bis 8, manchmal sogar 10 Implantate eingesetzt werden. Zudem ist oft ein mitunter schmerzhafter aber vor allem langwieriger Knochenaufbau Voraussetzung für die Befestigung." Die Dauer von der Entfernung der Zähne bis zur Fertigstellung des implantatgetragenen Zahnersatzes in diesen sensiblen Gebissbereichen beziffert Sebastian Plogmann auf bis zu einem Jahr.
Es geht aber auch schneller - wesentlich schneller! "Mit der 'All-on-4"-Methode schaffen wir das an einem Tag", sagt Julia Miesen. Grund für die drastisch verkürzte Behandlungszeit sind schräg im 45 Grad-Winkel eingesetzte Implantatstifte. "Wir umgehen die Kieferhöhle, schaffen einen festsitzenden Zahnersatz auf der Basis von nur vier Implantaten. Daher der Name." Das geschieht unter Einbeziehung modernster Geräte, wie etwa einem so genannten Digitalen Volumentomographen, der genaue 3D-Bilder liefert und die Planung sicherer macht. Auch besagter Nerv im Unterkiefer kann so gemieden werden.
Das Verfahren bewährt sich in Deutschland bereits ein paar Jahre, "jetzt", so Plogmann, "werden die ersten längerfristigen Erfahrungswerte heran gezogen." Und die sind offenbar gut. "In der Zahntechnik-Branche sorgen Innovationen für Bewegung im Markt. Das beobachten wir jetzt auch hier", so Plogmann Bei insgesamt rund 1500 Implantaten im Jahr allein im Düsseldorfer Implantologie-Zentrum ist dieser Markt überdies recht umtriebig.
Und er fordert seinen Preis vom Patienten. Auch deshalb findet Sebastian Plogmann den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung prinzipiell sinnvoll, "vor dem Hintergrund, dass sie auch Implantate einschließt."

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