Stadtradeln F-I-N-A-L-E, oho...

Heute und morgen also noch. Dann war's das mit der Aktion Stadtradeln. Über 1.800 Kilometer hat das kleine Düsseldorfer Anzeiger-Team schon geschafft! Danke Kollegen, danke, liebe Leser, die ihr dabei seid!

 Beim täglichen Überqueren der Brücke fallen die unterschiedlichen Wasserstände des Rheins auf.

Beim täglichen Überqueren der Brücke fallen die unterschiedlichen Wasserstände des Rheins auf.

Foto: ho

Und eigentlich müssen wir auch sagen: Danke, Wetter!

Denn damit hatten wir ja seit dem Start am 10. September richtig Glück. Ich gebe zu: Radeln im Regen ist echt ätzend. Muss ich nicht haben. Aber irgendwie hat es hingehauen. Eine echte Quälerei ist es inzwischen, im Dunkeln loszufahren. Im Stadtverkehr verbessert das nicht unbedingt das persönliche Sicherheitsempfinden.

Immerhin: So viele Fahrräder wie in den vergangenen Wochen haben wir noch nie an Wochentagen registriert. Und das ist doch schonmal ein riesiger Fortschritt. Neue Erkenntnisse habe ich nicht gewonnen, dafür haben sich viele Erfahrungen der vergangenen Jahre verstärkt.

Eine kleine, sehr persönlich Verhaltenskunde:

1. Der natürliche Feind des Fahrradfahrers in der Stadt ist der Taxi-Fahrer. Dicht gefolgt von Autofahrern mit dem Kennzeichen "ME". Der Begriff "Abstand" ist für viele Vertreter beider Spezies in der Regel ein Fremdwort.

2. Es gibt Routen in der Innenstadt (Beispiel Karlstraße), die benutzt man als Fahrradfahrer nur, wenn man bereits selbstmordgefährdet ist. Nur dann macht es wirklich Sinn. So wie in Südafrika schwimmen, wenn der Weiße Hai in der Nachbarschaft jagd.

3. Bemerkenswerterweise sind viele Fahrradfahrer tatsächlich suizidgefährdet. Sie wollen im Dunkeln nicht gesehen werden (kein Licht, schwarze Klamotten). Immerhin: Für ein Chamäleon eine prima Überlebensstrategie. Bei Fahrradfahrern funktioniert das nicht ganz so gut.

4. Viele Fahrradfahrer sind außerdem Esoteriker. Sie glauben, dass jeder Mensch die Telepathie beherrscht und deswegen stets weiß, welche Richtung er einschlagen wird. Früher kannte man dieses Phänomen nur von Daimler-Fahrern. Die hatten auch keinen Blinker. Wenn viele Tiere Gleiches tun, sprechen wir gerne von Schwarm-Intelligenz. Der Mensch ist der Natur schon länger entfremdet. Da geht's eher in Richtung Schwarm-Blödheit.

5. Fahrradwege auf der Straße sind besonders beliebte Parkplätze für Pflegedienste, Paketboten und SUV-Fahrer. Letztere sollten Verhaltensforschern ohnehin längst ein eigenes Kapitel wert sein.

6. Der andere natürliche Feind des Fahrradfahrers ist der Fahrradfahrer. Ich mag ganz besonders die Geisterradler mit Helm. Nix in der Birne, aber gut geschützt.

7. Eltern, die es selbst nicht können. Es gibt Kindersitze in Autos, es gibt Schutzhelme für die lieben Kleinen auf dem Rad. Deutsche Eltern tun alles, damit ihrem Kind nix passiert. Und dann fährt die ganze Familie auf dem Radweg gegen den Verkehr. Hallo! Geht's noch? Gefährlichen Unsinn an den Nachwuchs weitergeben? Im Tierreich einmalig. Aber Hauptsache, der richtige Helm!

8. Autofahrer, ihr habt Spiegel! Damals in der Fahrschule, da hat man uns eingetrichtert: Guckt erst in den Spiegel, bevor ihr die Autotür aufmacht. Das ist inzwischen so weit weg, wie die Vokabeln aus dem Latein-Unterricht.

9. Wo sind eigentlich die Kontrollen? Aktionen der Polizei sind toll. Nur habe ich - ganz subjektiv - nicht den Eindruck, dass auch nur ein Mensch deshalb korrekter fährt. Und das gilt nicht nur für Fahrradfahrer, sondern für alle Verkehrsteilnehmer. Übrigens habe ich noch kein einziges Mal selber erlebt, dass kontrolliert worden ist.

10. Fazit: Die Aktion Stadtradeln ist eine tolle Idee. Allerdings bleibt in Düsseldorf viel Luft nach oben. Und vom Verständnis der Verkehsteilnehmer für einander ist wenig zu merken. Ich für meinen Teil bin an jedem Abend glücklich und dankbar, an dem ich mit heilen Knochen wieder zu Hause angekommen bin.

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