1. Düsseldorf

Trauer hat keinen Zeitplan

Trauer hat keinen Zeitplan

Halima Meyer befasst sich als psychologische Beraterin auch mit dem Thema Trauerarbeit. Im Interview mit dem Düsseldorfer Anzeiger spricht die Fachfrau über die Schwierigkeiten bei der Verarbeitung des Todes.

Düsseldorfer Anzeiger: Wie schwer fällt es den Menschen unserer Zeit, den Tod zu akzeptieren?

Meyer: „Jeder Mensch weiß, dass das Leben einmal enden wird, doch er verdrängt es. Das Verdrängen ist erst einmal hilfreich, doch es muss aufgearbeitet werden um die nicht ’bewältigte Trauer’ zu vermeiden.“

Was macht Trauerbewältigung, vor diesem Hintergrund, aber auch im allgemeinen Kontext so schwierig?

„Wenn wir trauern, wünschen wir uns vor allem Verständnis, wir wollen nicht bemitleidet werden. Freunde, Verwandte, Kollegen und Nachbarn sagen Dinge, die durchblicken lassen, dass Sie uns bemitleiden. Doch dabei haben wir nicht das Gefühl, dass Sie uns wirklich verstehen.“

Welche Menschen brauchen Unterstützung?

„Besonders Menschen mit anhaltender Trauer, die in Ihrem Kummer stecken bleiben. Das ist tatsächlich ein ernsthaftes Problem. Als Gesprächspsychotherapeutin kann ich Patienten helfen, die verschiedenen Aspekte des Verlustes zu verarbeiten, neue Zielsetzung zu vereinbaren.“

Wie schwer fällt es Betroffenen möglicherweise, Hilfe von außen in einem derart persönlichen Bereich in Anspruch zu nehmen?

„Betroffenen fällt es sehr schwer, sich zu öffnen. Auch deshalb sollten diese Menschen wissen, dass es professionelle Trauerarbeit gibt. Ich biete darum auch ein rund einstündiges kostenloses Gespräch in meiner Praxis an.“

Gibt es einen grundsätzlichen Verhaltens-Leitfaden, an dem sich Trauernde entlang bewegen können?

„Bilanz zu ziehen und Ordnung zu schaffen, wenn es zum Zeitpunkt möglich ist. Die Trauerreaktion kommt wellenartig und jeder Mensch hat eine andere Reaktion.“

Wann ist „gesunde“ Trauerarbeit schließlich abgeschlossen?

„Trauer hat keinen festen Zeitplan. Wir möchten über unser Gefühl sprechen. In dieser Phase ist es wichtig, einen Beistand zu suchen. Auf die Bewusstwerdung der Tatsache, dass ein geliebter Mensch tot ist, folgt die Erkenntnis ,dass das Leben weiter geht und es wird wieder am normalen Alltag teilgenommen.“

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)