Zwei richtig gerade Jungs

"Zeit." Das Wort des Trainers peitscht durch die Boxhalle am Alten Amtsgericht. Sofort lassen Konstantin Helwich und Joussef Fares ab von den Sandsäcken. Die beiden haben hart gearbeitet und wollen bei den Internationalen Deutschen Jugend Meisterschaften ab 4. November für TuS Gerresheim punkten.

 Steffen Müller (r.) trainiert Konstantin Helwich (li.) und Joussef Fares. Er hält sie für Aushängeschilder des Vereins, sie sagen: Seine Arbeit hat uns in die Erfolgsspur gebracht.

Steffen Müller (r.) trainiert Konstantin Helwich (li.) und Joussef Fares. Er hält sie für Aushängeschilder des Vereins, sie sagen: Seine Arbeit hat uns in die Erfolgsspur gebracht.

Foto: schrö

Der 16-jährige Konstantin kommt aus Garath, Joussef, ebenfalls 16, aus Gerresheim. "Wir sind Kumpel." Vor gut zwei Jahren trafen sie sich in der Box-Abteilung des Vereins. Joussef: "Mein Vater machte Kampfsport und ich habe hier beim TuS Fußball gespielt."

Dann boxte er zum Spaß einmal die Woche nebenan, "und die haben gesehen, dass ich Talent habe". Auch Konstantin war zunächst "hobbymäßig" unterwegs, sein älterer Bruder boxte da bereits. Das alles ist Ewigkeiten her, und seit Steffen Müller sie trainiert, geht es richtig ab mit ihnen. Vielleicht auch, weil Müller zu denen gehört, die eine klare Sprache sprechen? Joussef: "Am Anfang hatten wir Probleme mit ihm." Müller machte bei den Jungs Technik-Defizite aus. Konstantin blickt zurück: "Es war ein schwerer Weg, aber er hat sich gelohnt."

Trainer Müller lobt beide: "Selbst, wenn sie morgen aufhören würden zu boxen, die beiden kannst du auf die Menschheit loslassen, das sind ganz gerade Jungs." Müller achtet nämlich nebenbei stets darauf: Was können meine Schüler fürs Leben lernen?

Mit Boxen aufhören - das ist jetzt allerdings nicht der Satz, der den beiden Nachwuchssportlern auf der Zunge liegt. Bei den Ausscheidungskämpfen in Hamburg Anfang Oktober haben sie sich so gut geschlagen, dass sie am 4. November zur Deutschen Meisterschaft fahren dürfen. Für dieses Ziel haben sie sogar schon mal unter der Autobahnbrücke trainiert, wenn andere Sportstätten nicht zur Verfügung standen. Steffen Müller fordert: "Wir brauchen mehr Möglichkeiten, wo man Tag und Nacht trainieren kann."

Zufällig hört das Günther Hering, der Gesamt-Vorsitzende, der gerade vorbeiläuft, und sagt: "Das weiß ich doch!" Er ist den Boxern schon mit mehr Trainingszeit entgegen gekommen.

An manchen Wochenenden trainieren die beiden dreimal pro Tag: Konstantin, der Leicht- (bis 56 Kilo) und der Bantam-Gewichtler Joussef (bis 60 Kilo).
Fragt man sie nach ihrem Vorbild, nennen beide den gleichen Namen: Floyd Mayweather. Der Schwarze hat als Profiboxer eine weiße Weste, 47 Kämpfe, keinen verloren. In Clubs lässt er es schon mal Dollarbündel regnen.
Das passt so gar nicht zu Konstantin und Joussef. Sie sind nicht großmäulig. Sie wissen, wie sie auf eine Schlägerei in ihrer Nähe reagieren würden: "Wir machen einen großen Bogen."

Glaubt man ihrem Trainer, ist das alles echt. "Sie haben eine große psychische Stabilität erreicht." Auch ihre Disziplin beeindruckt. "Wenn ich ein Training ausfallen lassen wollte, hätte ich ein schlechtes Gewissen", bekennt Konstantin.
Alle drei sind übereingekommen: "Entscheidend ist im Kopf." Und in den Beinen: Heute sind sie für die Kondition schon durch den Wald gehetzt. Sie geben alles für die Kämpfe am nächsten Wochenende. Also wird eure Zeit noch kommen? Joussef und Konstantin zögern keinen Moment: "Sie ist schon da." (schrö)

Internationale Deutsche Jugend Meisterschaften in Köln 4.-8. November
tus-gerresheim-boxen.de

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