Flüchtlingsbetten verhindern Fecht-Training - Verein ist sauer

Als die Fechter des SV Lohausen am Mittwoch Abend zum Training in die Turnhalle an der Kalkumer Straße in Unterrath antreten wollten, fanden sie verschlossene Türen vor, da die Halle mit Betten für Flüchtlingen belegt war.

 Stadtdirektor Burkhard Hintzsche - Verunglückte Kommunikation seitens der Stadt eingeräumt.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche - Verunglückte Kommunikation seitens der Stadt eingeräumt.

Foto: Bauer

In einem offenen Brief an OB Thomas Geisel kritisiert der Klub die Informationspolitik der Stadt.

"Wir haben Verständnis für die schwierige Aufgabe der Stadt, die Flüchtlinge unterzubringen", schreibt André Alto-Drabsch stellvertretend für den Verein an Geisel. "Doch wir haben kein Verständnis dafür, dass jetzt ohne Vorankündigung Tatsachen geschaffen wurden und die Mitbürger vor den Kopf gestoßen werden."

Es habe im Vorfeld eine Vorankündigung, kein Anruf vom Stadtsportbund an den Lohausener SV gegeben. "Wenigstens eine E-Mail an den Verein und die Trainer müsste möglich sein", schreibt Dr. Carola Breker an den Düsseldorfer Anzeiger. "Wir standen mit rund 30 Vereinsmitgliedern in einer Turnhalle, die komplett mit Betten zugestellt wurde, ohne eine Information, ohne irgendwelche Hinweise. Zuerst überrascht, dann nur noch sehr verärgert! Wir waren nicht einmal in der Lage, unsere Materialien und Sportgeräte zu sichern und empfinden das als grobe Missachtung. "

Bereits zum 2. Mal innerhalb von sieben Monaten fanden die Sportler der Fechtabteilung des Lohausener Sportvereins ihre Trainingshalle zugestellt, so Alto-Drabsch weiter. Dabei sei die Halle nach dieser ersten Belegung als ungeeignet für die Unterbringung von Flüchtlingen eingestuft worden, u. a. wegen der völlig unzureichenden sanitären Anlagen.

Die Stadt hat inzwischen reagiert: "Die Turnhalle an der Kalkumer Straße 85 muss von der Stadt vorübergehend als Notunterkunft für maximal 50 Flüchtlingen genutzt werden. Die ersten zehn Flüchtlinge sind bereits am Donnerstagmorgen eingezogen und werden durch das Deutsche Rote Kreuz betreut", heißt es in einer Pressemitteilung vom Donnerstag Nachmittag.

Da die Verhandlungen über die Nutzung der Messehalle 18 mit der Bezirksregierung Düsseldorf noch nicht abgeschlossen sei, räumt man einen "kurzfristigen Engpass bei den Unterbringungsmöglichkeiten" ein. Ebenso eine verunglückte Kommunikation mit den Betroffenen: "Seitens der Stadt hätten der Stadtsportbund und auch die Schulleitungen nur kurzfristig am Dienstag informiert werden können."

Doch jetzt zeichnet sich eine Zwischenlösung ab: So konnte den Fechtern am heutigen Donnerstag in Absprache mit dem Stadtportbund eine temporäre Alternative in der benachbarten Sporthalle An der Golzheimer Heide 120 angeboten werden. Darüber hinaus hilft offenbar der Deutsche Fechtklub Düsseldorf und bietet den Kaderfechtern eine Mittrainingsmöglichkeit freitags in der Zweifach-Turnhalle an der Hansaallee an.

Die Stadt geht davon aus, dass die Turnhalle nur für einen kurzen Zeitrahmen als Notunterkunft in Anspruch genommen werden muss. Sobald es möglich sei, die Messehalle zu belegen, würden die in der Turnhalle untergebrachten Flüchtlinge umziehen.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der auch Sport- und Sozialdezernent ist, lobt das Verhalten der Klubs nachdrücklich: "Der Düsseldorfer Sport hat sich seit Anbeginn der angespannten Flüchtlingssituation in Düsseldorf offen und solidarisch gezeigt. Ich danke allen betroffenen Vereinsmitgliedern für das Verständnis und Ihre große Bereitschaft, an dieser Stelle auch zurückzustecken. Das ist gelebte Willkommenskultur."

Die für Carola Breker unnötig belastet wird: "Die Flüchtlinge müssen vernünftig versorgt werden, dass ist unbestritten, aber es muss doch möglich sein dies zu tun, ohne die Bürger der Stadt dermaßen vor den Kopf zu stoßen."

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