Grundschüler singen Moderner musikalischer Mutmacher

Mit dem 2004 ersonnenen Projekt „SingPause“ führt der Städtische Musikverein zu Düsseldorf seither jährlich schulbegleitend Grundschüler heran an Musik und Gesang. Während das Pilotprojekt zunächst an fünf Düsseldorfer Grundschulen getestet wurde, nehmen heute, gut 15 Jahre später, allein in Düsseldorf 65 Schulen mit insgesamt rund 17.000 Schülern daran teil. Mittlerweile wird das Konzept bundesweit adaptiert.

 Tatsächlich ist die Stimmung für die, die eine SingPause bislang noch nicht erleben durften, nur schwer zu erfassen: Rund 1.000 singende Kinder füllen die Tonhalle mit Wohlklang und Herzenswärme.

Tatsächlich ist die Stimmung für die, die eine SingPause bislang noch nicht erleben durften, nur schwer zu erfassen: Rund 1.000 singende Kinder füllen die Tonhalle mit Wohlklang und Herzenswärme.

Foto: Düsseldorfer Anzeiger/Susanne Diesner

Die Stimmung ist nahezu unbeschreiblich. Während das Licht im großen Kuppelsaal der Tonhalle dezent gedimmt wird, beginnen die unterschiedlichen Sternbilder, die an den ursprünglichen Zweck des historischen Gebäudes als Planetarium erinnern, in der nachtblauen Dunkelheit zu strahlen. Im ersten, zweiten und dritten Parkett der Tonhalle singen nun rund 1.000 Kinder mit glasklaren Stimmen Lieder aus aller Herren Länder, japanische und französische, hebräische und kenianische. Sie singen, begleitet von Musikern und Sängerinnen, Volks- und Kinderlieder, Aktuelles und Klassisches.

Den im Rang zuhörenden Eltern wird auf einmal klar, wie intensiv Musik verbinden kann. Und wie unwichtig Herkunft dabei ist. Sprachbarrieren und Abstammung werden durch die Musik ausgehebelt, allein die tonale Stimmung dieser Momente zählt. Und die ist geradezu überbordend emotional.

„Mit großer Sorge stellte ich damals fest, wie gering heute die musikalische Bildung in der Gesellschaft, insbesondere an Schulen, ausfällt“, erklärt Manfred Hill (74) den ursprünglichen Ansatz, das Projekt der „SingPause“ ins Leben zu rufen. Unter anderem Mitarbeiter des Kulturamtes, aber auch Vertreter des Kulturbeirats, der Tonhalle und der Robert-Schumann-Hochschule lud Hill 2004 gemeinsam mit Chorleiterin Marieddy Rossetto, heute künstlerische Leiterin des Projekts, an einen runden Tisch zum Thema „musikalische Erziehung und Sänger-Nachwuchs“ ein. In einem kleinen Arbeitskreis wurde schließlich in rund zweijähriger Arbeit das Konzept der SingPause methodisch und didaktisch entwickelt und zunächst an fünf Düsseldorfer Grundschulen getestet. Finanziert von der Stadt, aber auch privaten Spendern, wurde es bereits im ersten Jahr ein Erfolg. Denn während die Aufführungen in der Tonhalle nur das Finale eines gesamten Schuljahres darstellen, ist es insbesondere das regelmäßige Singen im Schulalltag, das den Wert der SingPause ausmacht.

Dazu besuchen speziell ausgebildete Singleiterinnen und Singleiter regelmäßig die Klassen 1 bis 4 an Grundschulen und unterbrechen – arrangiert, koordiniert und in den Stundenplan integriert – für eine kurze Zeit den Unterricht, um gemeinsam mit den Schülern zu singen. Neben der Erarbeitung eines breiten Liederrepertoires vermitteln die Singleiter den Kindern musikalische Grundkenntnisse anhand der Ward-Methode, die von der amerikanischen Musikpädagogin Justine Bayard Ward in Zusammenarbeit mit der Catholic University of America in Washington für den Musikunterricht von Grundschulkindern entwickelt wurde.

Die Methode arbeitet mit der „relativen Solmisation“, eine Methode in der Musik, die den Funktionen der Töne die Silben do, re, mi, fa, so, la und ti zuordnet. Ihr vorrangiges Ziel ist, bei den Kindern wahre Freude und Begeisterung für das Singen und Musizieren zu wecken. Sie bietet Kindern eine grundlegende musikalische Bildung zur Entwicklung von gesunden, klangschönen Stimmen, musikalischer Selbstständigkeit, innerer Klangvorstellung und eines stabilen Rhythmusgefühls. Und sorgt gleichzeitig für einen weiteren Aspekt: Ein Zweitklässler hatte Manfred Hill nach einer der ersten Ausgaben der SingPause erzählt, dass er, seitdem er singe, mehr Mut entwickelt habe. Ein Kompliment, das Hill nicht nur sehr freut, sondern bestätigt: „Wer im Unterrichtsalltag befreit und erfreut 20 Minuten gesungen hat, dem macht der anschließende Mathe-Unterricht gar nichts mehr aus“, sagt Hill. „Wir öffnen damit Gehirne und schaffen ganz nebenbei Herzenswärme.“

Und die wird spätestens in den in diesem Jahr erneut stattfindenden insgesamt 16 Konzerten in der Tonhalle für jedermann spürbar. Dann, wenn insgesamt rund 17.000 Kinder gemeinsam die Lieder singen, die sie im vergangenen Jahr gelernt haben und nun miteinander vortragen.

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