Wohnungsmarkt: „Zitrone nicht weiter auspressen“ Um- statt Neubau

Düsseldorf wohnt auf insgesamt rund 26,9 Millionen Quadratmetern. Die verteilen sich in der Stadt auf 351.700 Wohnungen. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit, beruft sich dabei auf aktuelle Daten zum Wohnungsbestand vom Statistischen Bundesamt, die vom Pestel-Institut (Hannover) für die IG BAU analysiert wurden.

Wohnungsmarkt unter Druck - „Nicht auch noch die ‚Mietenkeule’“.

Wohnungsmarkt unter Druck - „Nicht auch noch die ‚Mietenkeule’“.

Foto: IG BAU/Tobias Seifert

Demnach haben rund 13.200 Wohnungen in der Landeshauptstadt sieben oder sogar mehr Räume. „Wer so eine große Wohnung hat, die ihm auch noch gehört, hat eine Sorge nicht: die Angst vor steigenden Mieten“, sagt Uwe Orlob. Der Vorsitzende der IG BAU Düsseldorf warnt die Immobilienwirtschaft davor, die Mietenspirale weiter nach oben zu drehen und damit die Inflation zusätzlich anzuheizen. Orlob fordert Privatvermieter genauso wie Wohnungsgesellschaften auf, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Dies bedeute, bei den Mieten Maß zu halten und auf Steigerungen weitgehend zu verzichten.

„Gerade jetzt geht es darum, eines für den Wohnungsmarkt klar auszusprechen: Es ist ungehörig, die Zitrone weiter auszupressen. Ein Großteil der Haushalte wird durch die Kostenexplosion bei den Heizkosten ohnehin schon finanziell in die Knie gezwungen. Da darf nicht auch noch die ‚Mietenkeule‘ hinterherkommen“, so Orlob.

Zudem sollte eine „Lähmungsphase beim Wohnungsbau“ verhindert werden. Angesichts der aktuell schwierigeren Neubaubedingungen –  etwa Materialengpässe, steigende Materialpreise, und anziehende Bauzinsen – sei es dringend nötig, nach alternativen Wegen zu suchen. „Was wir jetzt brauchen, ist Flexibilität“, sagt Orlob. Vor allem Wohnungsbaugesellschaften seien jetzt gefordert, Bauvorhaben zu switchen: „Wenn der Neubau nicht realisierbar erscheint, bietet gerade das Umbauen von vorhandenen Nicht-Wohngebäuden zu Wohnungen große Chancen. Der Umbau braucht deutlich weniger Material. Allein durch den Umbau von Büros, die durch das Etablieren vom Homeoffice nicht mehr gebraucht werden, können viele neue Wohnungen entstehen. Und das deutlich kostengünstiger“, so der Bezirksvorsitzende. Darüber hinaus biete die Dachaufstockung bei Wohnhäusern, die in der Nachkriegszeit bis zum Ende der 90er-Jahre gebaut wurden, ein enormes Potential: „Viele neue Wohnungen sind allein hier durch On-Top-Etagen möglich“, sagt Uwe Orlob. Es lohne sich, eine „Dachaufstockungs- und Umbau-Offensive“ zu starten.

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