Neue Ausstellung in der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte Gesichter aus Auschwitz

Der Düsseldorfer Künstler Josef Rosalia Hein sieht vor drei Jahren eine Dokumentation über die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Er beschließt, dorthin zu fahren. Die Eindrücke lassen ihn nicht mehr los.

 Insgesamt 111 Tuschezeichnungen schuf Josef Rosalia Hein, nachdem er Erkennungsdienstfotos der Häftlinge im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau abfotografiert hatte.

Insgesamt 111 Tuschezeichnungen schuf Josef Rosalia Hein, nachdem er Erkennungsdienstfotos der Häftlinge im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau abfotografiert hatte.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/ Wilfried Meyer

Bis heute.

"Ich merke auch jetzt noch die Aufregung", sagt Hein. Ein paar Tage Zeit habe er sich für den Besuch in Auschwitz genommen, erzählt der 37-Jährige. Danach weiß er: "Man kann das Ausmaß des Grauens nicht begreifen, wenn man die Dimensionen dieser Örtlichkeit nicht kennt."

Während seines Aufenthaltes fotografiert er viel. Wieder zu Hause lassen ihn die Eindrücke nicht los, er sichtet seine Fotos. Darunter sind auch die erkennungsdienstlich erfassten Aufnahmen von Häftlingen. "Ich habe in diese Gesichter gesehen und mir war klar, ich muss etwas daraus machen." Er weiß nicht, wie diese Menschen heißen, die zwischen 1941 und 1943 erkennungsdienstlich erfasst wurden. Er kennt ihre Geschichte nicht. Der ehemalige Meisterschüler von Markus Lüpertz fertigt 111 Tuschzeichnungen an.

Daran, die Bilder auszustellen denkt er nicht. Ein Buch könnte aus den Zeichnungen werden. Hein nimmt Kontakt zu Bastian Fleermann von der Mahn- und Gedenkstätte auf. Fürs Buch könnte er vielleicht ein Vorwort schreiben. Fleermann ist begeistert von den Bildern. "Durch die erkennungsdienstliche Erfassung, durch das Anfertigen von Täterfotos wurden diese Menschen gedemütigt. Josef Rosalia Hein gibt ihnen wieder eine Seele, würdigt sie."

Fleermanns Idee: Die Bilder in der Mahn- und Gedenkstätte ausstellen. Der Gedanke ist dem Künstler zunächst gar nicht geheuer. Er lässt sich mit der Antwort Zeit. "Ich habe befürchtet, dass man es mir ein bisschen übel nehmen könnte." Er habe selbst schließlich keinerlei familiären Bezug. Erst eine Überlebende des Holocaust bestärkte ihn darin, seine Bilder der Öffentlichkeit zu zeigen.

Die 111 Tuschzeichnungen sind vom 26. Januar bis 8. Juli in der Mahn- und Gedenkstätte zu sehen. Ergänzt werden Heins Arbeiten durch mehrere Ausstellungstafeln, die den historischen Kontext des Lagerkomplexes Auschwitz und die Bedingungen, unter denen die erkennungsdienstlichen Fotografien entstanden, erläutern.

Zu jeder Zeichnung gibt es eine - oft - sehr kurze Biografie. Die Informationen seien unglaublich dürftig, sagt Astrid Wolters von der Mahn- und Gedenkstätte. "Von den 111 Menschen, die gezeichnet wurden, hat niemand überlebt."

! "Menschen in Auschwitz 1941 - 43. Häftlingsporträts von Josef Rosalia Hein", 26. Januar bis 8. Juli, Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr, montags geschlossen

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut Düsseldorf entstanden.

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