Internationaler Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“. „Schauen Sie nicht weg“

1.500 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt, 510 Wohnungsverweise für Männer, die gewalttätig wurden. Das ist die Bilanz für Düsseldorf 2014.

 „Meine Frau ist seit 30 Jahren Frauenrechtlerin“, sagt Künstler Jacques Tilly. Deshalb hat er das Plakat-Motiv zum Internationalen Tag „Nein zu Gewalt gegen Frauen“ gestaltet.

„Meine Frau ist seit 30 Jahren Frauenrechtlerin“, sagt Künstler Jacques Tilly. Deshalb hat er das Plakat-Motiv zum Internationalen Tag „Nein zu Gewalt gegen Frauen“ gestaltet.

Foto: ho

Am Mittwoch, 25. November, ist der Internationale Tag "Nein zu Gewalt an Frauen". In Düsseldorf gibt es dafür prominente Unterstützung. Jacques Tilly, der Mann, der für seine Rosenmontagswagen-Motive berühmt wurde, hat das Plakatmotiv gestaltet.

Internationaler Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“.: „Schauen Sie nicht weg“
Foto: Tilly/ Stadt Düsseldorf

"Meine Aufgabe ist es, eine Bildformel zu finden, die dem Betrachter das Thema auf Anhieb verständlich macht", erklärt Tilly. Die Frau mit dem Dach auf dem Kopf und den Händen vor dem Gesicht, die zwischen Scherben sitzt, ist eindeutig. Tilly hat auch eine ganz einfache Erklärung dafür, warum er als Karnevalskünstler sich mit dem Thema beschäftigt: "Meine Frau ist seit 30 Jahren Frauenrechtlerin. Das Thema ist für mich stets präsent."

So einfach kann es sein. Doch so einfach ist es oft eben nicht. "Jede vierte Frau gilt als Opfer häuslicher Gewalt", sagt Luzia Kleene von der Frauenberatungsstelle. Die Zahl der Frauen, die Hilfe suchen, steigt. Kleene sagt: "Das Hellfeld wird größer." Die Polizei bringt grundsätzlich jeden Fall von häuslicher Gewalt zur Anzeige und vermittelt die Opfer zur Interventionsstelle der Frauenberatung. Kleene ist voll des Lobes für die Arbeit der Düsseldorfer Polizei in diesem Bereich. "Die Frauen erleben oft zum ersten Mal, dass ihnen geglaubt wird, dass ihre Probleme ernst genommen werden."

Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Elisabeth Wilfart, bestätigt: In Düsseldorf ist man gut aufgestellt. So gehört das städtische Frauenhaus zu den ältesten institutionellen Einrichtungen bei häuslicher Gewalt.
Auffällig hier: Der Anstieg der Klientinnen mit Migrationshintergrund. Während das internationale Frauenhaus der AWO 1984 bereits mit Blick auf Frauen aus der Türkei, Marokko und dem ehemaligen Jugoslawien gegründet wurde, ist der erhöhte Anteil von Frauen mit Migrationshintergrund im städtischen Frauenhaus eine Entwicklung der jüngeren Zeit.

Auch bleiben die Frauen heute länger. Einerseits, weil die Gefährdungslage durch die Männer zunimmt, andererseits auch durch den herrschenden Wohnungsmangel. In gut der Hälfte aller Fälle von häuslicher Gewalt sind auch Kinder in den Familien. Das macht es für Luzia Kleene noch wichtiger, den Frauen Hilfsangebote zu machen. Denn: "Wer lernt mit Gewalt groß zu werden, findet Gewalt normal." Dennoch - häusliche Gewalt und sexualisierte Gewalt bleiben ein großes Tabu. "Doch die Gewalt muss von der Gesellschaft geächtet werden. Es geht nicht, dass Männer Macht über Frauen haben", sagen die Expertinnen am Tisch einmütig. Und erzählen von Fällen aus ihrem Alltag, bei denen Frauen kein eigenes Konto haben, nicht alleine auf die Straße dürfen oder mittels Handy von ihren Männern sogar abgehört werden.

Elisabeth Wilfart appelliert eindringlich an die Düsseldorfer: "Schauen Sie nicht weg, Schauen Sie hin!"
Übrigens: In Spanien gingen Anfang November mehrere tausend Menschen auf die Straße, um gegen häusliche Gewalt zu demonstrieren. Allein im Jahr 2014 hatte es 47 Todesopfer gegeben. In Deutschland starben 2014 189 Frauen an den Folgen häuslicher Gewalt.

Meistgelesen
Zoos in NRW
Koala, Giraffe, Elefant & Co. Zoos in NRW
Neueste Artikel
Die Kraft, die Werte vermittelt
20 Bolzplätze, kleine Helden - das Fußball-Projekt der Bürgerstiftung wird fortgesetzt Die Kraft, die Werte vermittelt
Unter Menschen
Katholisches Kaffeebüdchen in Fahrt gekommen Unter Menschen
Der Test war positiv
Empfehlung an die Politik: Luegallee im Ist-Zustand erhalten Der Test war positiv
Zum Thema
„Toten-Hosen“-Gitarrist Breiti mit fiftyfifty-Verkäuferin Gisa März
Gnade für Gisa
Ein Brief soll fifty fifty-Verkäuferin aus der Haft holenGnade für Gisa
Gemeinsam stark
Ausbildung Sicherung Schulweg Gesamt- und Realschule Gemeinsam stark
Aus dem Ressort