Abhängen in den Arcaden

Was treibt eigentlich junge Leute dazu, in ihrer Freizeit in einem Einkaufszentrum abzuhängen? Eine Frage, die Prof. Dr. Ulrich Deinet von der Fachhochschule Düsseldorf umtreibt.In den Düsseldorf Bilk Arcaden sucht er gerade nach Antworten.

 Sind aufs Ergebnis gespannt (v. li.): Tobias Agthe vom Centermanagement, Prof. Dr. Ulrich Deinet von der Fachhochschule Düsseldorf und seine beiden Mitarbeiter David Gilles und Sophie Thomas am Stand der FH in den Düsseldorf Bilk Arcaden.

Sind aufs Ergebnis gespannt (v. li.): Tobias Agthe vom Centermanagement, Prof. Dr. Ulrich Deinet von der Fachhochschule Düsseldorf und seine beiden Mitarbeiter David Gilles und Sophie Thomas am Stand der FH in den Düsseldorf Bilk Arcaden.

Foto: ho

Junge Leute zwischen 12 und 21 Jahren sind die Zielgruppe. Und die geben gerne Auskunft. "Ich gehe ja nicht als 60-Jähriger auf eine 13-Jährige zu und frage: Wo chillst du", erklärt Deinet das Mitteilungsbedürfnis der Jugendlichen. "Sie freuen sich, dass wir uns für sie interessieren. Und wir nehmen sie als Experten in ihrer Umgebung wahr!"

 Jungen und Mädchen markieren mit verschiedenfarbigen Nadeln ihre Aufenthaltsbereiche und zeigen, wo es ihnen nicht so gut gefällt.

Jungen und Mädchen markieren mit verschiedenfarbigen Nadeln ihre Aufenthaltsbereiche und zeigen, wo es ihnen nicht so gut gefällt.

Foto: ho

Tobias Agthe vom Centermanagement ist von der Befragung begeistert. Er weiß: "Die meisten jungen Leute kommen hierher, um sich hier aufzuhalten." Nicht immer gehe das ohne Konflikte. "Die meisten benehmen sich. Doch sind es auch vorrangig junge Leute, die Probleme mit Sachbeschädigung und Ladendiebstahl bereiten."

Doch selbst im Umgang mit der schwierigen Klientel hat Agthe auch schon positive Erfahrung gemacht. "Während die hier unten noch laut sind, werden sie ganz leise, wenn der Wachmann sie erwischt zu uns ins Büro gebracht hat", sagt Agthe. Oft fließen dann auch Tränen. "In einem Fall kamm ein paar Tage später jemand mit einem selbstgebackenen Kuchen vorbei, um sich zu entschuldigen!" Dennoch: Wer klaut, fliegt. Sechs Monate Hausverbot sind dann fällig.

Doch - wie gesagt - die meisten hängen friedlich in dem Einkaufszentrum herum. Und eigentlich würde Agthe die Sitzgelegenheiten auch gerne noch gemütlicher gestalten. "Das wird auch noch kommen."

Mit seiner Befragung will Deinet in erster Linie herausfinden, was den jungen Leuten hier gefällt, warum sie sich hier regelmäßíg treffen. Es geht um Verstehen, nicht mehr.
Vermutungen hat er bereits: Das ist ein Rückzugsraum für Jugendliche in einer Welt, die sie ziemlich fordert. Hier werden sie nicht von Pädagogen belagert. Und trotzdem gibt es hier ein Sicherheitsgefühl."

Er sagt: "McDonalds ist die am besten funktionierende Jugendeinrichtung Deutschlands!" Den gibt's in den Düsseldorf Bilk Arcaden schließlich auch.

Für Agthe sind die Menschen im Einkaufszentrum ein Spiegel des Stadtteils: "Jung und multikulturell." Er ist gespannt darauf, was die jungen Leute hier mögen. Wenn die Ergebnisse vorliegen, will sich das Centermanagment Gedanken machen, was man verändern, was man attraktiver machen kann.

Und nach zwei Tagen Befragung hat das Fachhochschul-Team bereits eine ganz praktische Erkenntnis: Die Jugendlichen schätzen es nämlich, dass in einem Drogeriemarkt ein Wasserspender steht. Und dessen Benutzung ist kostenlos.

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