Palliative Versorgung in Düsseldorf Ein wenig Leichtigkeit am Ende

"So einen Mann wie dich hätte ich in meinem Leben gern zum Freund gehabt." Dieter ist seit 2012 ehrenamtlicher Mitarbeiter im Hospizverein Düsseldorf Nord.

 Monika Hofmeister hat als ehrenamtliche Helferin im Hospiz des Evangelischen Krankenhauses begonnen. Seit 13 Jahren ist sie hauptamtliche Koordinatorin im Hospizverein Düsseldorf Nord.

Monika Hofmeister hat als ehrenamtliche Helferin im Hospiz des Evangelischen Krankenhauses begonnen. Seit 13 Jahren ist sie hauptamtliche Koordinatorin im Hospizverein Düsseldorf Nord.

Foto: Sonja Rothweiler

Diesen Satz wird er nie vergessen. Er hörte ihn von Theo, seiner allerersten Begleitung.

Gerade hat der Hospizverein Düsseldorf Nord sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Vor einem Vierteljahrhundert war er der erste seiner Art. "Das war damals Pionierarbeit", sagt Monika Hofmeister. Wenig später folgte die Ökumenische Hospizgruppe Gerresheim. "Heute werden ambulante Hospizdienste in allen Düsseldorfer Stadtteilen angeboten", sagt Hofmeister. Sie ist seit 13 Jahren hauptamtliche Koordinatorin im Hospizverein Düsseldorf Nord. Rund 40 Ehrenamtliche sind alleine bei ihr tätig, acht befinden sich derzeit in der Ausbildung.

Die Arbeit der ambulanten Hospizdienste, findet Monika Hofmeister, darf aber ruhig noch bekannter werden. Denn: Längst sind die Dienste ein fester Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems, werden von den Krankenkassen gefördert. Kosten für die Patienten entstehen nicht.

Doch was genau macht ein ambulanter Hospizdienst? "Unser Hauptanliegen ist es, Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt gute Momente zu geben", sagt Hofmeister. Und sie zitiert die ehemalige Leiterin des Hospizes am Evangelischen Krankenhaus, Ellen Scherrer: "Pflege und palliative Medizin sind Wasser und Brot, die ambulante Hospizarbeit ist der Kuchen."

Wenn es gut läuft, sagt Hofmeister, gibt es von den Krankenhäusern oder Palliativstationen einen Hinweis auf den Hospizdienst. Oft melden sich auch Freunde oder Angehörige.

Bei einem ersten Hausbesuch verschaffen sich Koordinatorin oder Koordinator einen Eindruck von der Situation. Was ist Bedarf oder Bedürfnis? Was wird am dringendsten benötigt? Wo kommen Angehörige an Grenzen? Wo wäre Unterstützung hilfreich, entlastend oder könnte einfach Entspannung oder Freude bringen?
Die Koordinatorin oder der Koordinator muss nach dem ersten Gespräch entscheiden: Wer von den Ehrenamtlichen passt zum jeweiligen Menschen. "Interessen, Charakter und Mentalität spielen eine große Rolle", sagt sie. Manchmal sei es gut, wenn jemand Ruhe hineinbringt. Manchmal ist ein lebhafter Gesprächspartner die richtige Wahl.

In der Regel kommen die Begleiter einmal in der Woche. "Solange die Menschen noch mobil sind, ist das auch genug. Wenn jemand bettlägerig wird, kann das auch mehr werden." Dann sorgen die Besuche der Begleiter auch zunehmend für Entlastung der Angehörigen. "Wir können den Ernst der Lage nicht nehmen", sagt Hofmeister. "Wir versuchen aber, Momente von 'normalem Leben' zu ermöglichen. Momente zum Freuen, zum Entspannen, zum Durchatmen - ein wenig Leichtigkeit im Schweren."

Eine Arbeit, von der offenbar beide Seiten profitieren. Denn viele Ehrenamtler sind schon sehr lange dabei. Und während in den Anfangsjahren vor allem Menschen im Ruhestand hier eine Aufgabe suchten, kommen heute vermehrt junge Berufstätige dazu. Sogar ein Student gehört mittlerweile zum Team.
Einmal im Monat findet das Gruppentreffen der Ehrenamtler statt. Jeder einzelne spricht über seine Begleitung, gemeinsam werden Strategien entwickelt. Das offene Gespräch, bei dem es auch immer wieder um grundsätzliche Dinge des Lebens, um den gemeinsamen Erfahrungsaustausch geht, das sei auch eine Art "Belohnung" für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sagt Hofmeister. "Von den Gesprächen profitieren alle sehr, auch für sich persönlich."

Wer vom Arzt eine Diagnose mit deutlich begrenzter Lebenserwartung erhält, wenn Menschen merken, dass sie an Grenzen kommen und Unterstützung benötigen weil klar ist, dass es sich um begrenzte Lebenszeit handelt, dann sollte man unbedingt Kontakt zu einem der ambulanten Hospizdienste aufnehmen, empfiehlt Monika Hofmeister. "Der ambulante Hospizdienst schließt das stationäre Hospiz nicht aus. Man muss sich nicht entscheiden entweder oder", sagt Hofmeister.

Das Schlusswort soll Conny gehören. Sie ist seit 2012 ehrenamtliche Mitarbeiterin im ambulanten Hospizdienst: "Meine kostbaren Momente in der Begleitung beginnen, wenn ich das erste Mal vor der Wohnungstür eines mir völlig fremden Menschen stehe, klingele und mir Einlass gewährt wird. Von diesem Augenblick an geht es nicht mehr um Oberflächlichkeiten, sondern um das pure Leben. Es entsteht eine Nähe und menschliche Begegnung, die für beide von hoher Intensität geprägt ist. Das, was noch möglich ist, wird in den Vordergrund gerückt und bereichert bestenfalls beide."

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