In der Conesscheune: "Es geht um mehr als um die Flüchtlinge"

Etwa 250 Menschen sind in der Conesscheune hinter dem Gelände der Bundeswehr in Hubbelrath zusammengekommen, um sich ihrer Ablehnung der Flüchtlingspläne von Stadt und Land zu vergewissern.

 Stefan Reichert (li.) und Andreas Goßmann in der Conesscheune.

Stefan Reichert (li.) und Andreas Goßmann in der Conesscheune.

Foto: schrö

Andreas Goßmann rief den Versammelten zu: "Es geht um mehr als um die Flüchtlinge. Wie geht es mit der Entwicklung des Stadtteils voran, mit den Schulen, Kitas und dem Öffentlichen Nahverkehr?" Der ehemalige Chef der Stadtsparkasse wohnt seit einigen Jahren hier und hatte mit Stefan Reichert zur Veranstaltung aufgerufen mit dem Ziel, eine Bürgerinitiative "Bergisches Viertel" zu gründen, "um mitzubestimmen, was vor unserer Haustür passiert."

Stefan Reichert schilderte die Vorgeschichte seines Engagements. "Wider alle Erwartungen haben wir kurz vor Weihnachten erfahren, dass die Kaserne zu einem Erstaufnahmelager gemacht werden soll." Er hätte sich sofort gefragt: Was passiert da hinter unserem Rücken? "An vier Abenden haben wir dann fast dreihundert Unterschriften gegen die Pläne gesammelt." Die Informationen lägen nun vor, "aber was machen wir damit?"

Um auf einen gleichen Stand zu kommen, berichteten beide im Kurzdurchlauf von den bisherigen Versammlungen. Die der Kirchen: "Eine erfolgreiche, wunderbare Veranstaltung. Aber die Stadt erzählt Märchen." Die der CDU in Hubbelrath: "Enttäuschend, vor allem über die Info, militärisches Gelände könne nicht so schnell umgewidmet werden. Es kann." Über die Sitzung der Bezirksvertretung: "Jemand wie Rainer Klöpper, der die Interessen der Anwohner vertritt, wird niedergeschrieen." Der private Termin bei Bauer Kuhles vom Hansenhof: "Ein netter Abend. Aber jeder hat hier Bauchschmerzen, was die Flüchtlinge angeht." Die der FDP in Knittkuhl: "130 schulpflichtige Kinder werden hierherkommen, aber der Amtsleiter spricht davon, wir bräuchten uns keine Sorgen machen und verweist auf www duesseldorfde." Gitta Dahlmann erzählte von der Versammlung im Seniorenzentrum an der Blanckertzstraße: "Das ist doch naiv, zu glauben, dass so viele Familien hierherkommen in die Containerdörfer. Wir sollten uns nicht belügen lassen."

Dann waren Beiträge aus dem Publikum erwünscht. Niklas Kölner: "Was sind die Fakten? Es können in ein Erstaufnahmelager alle Nationalitäten kommen, nicht nur Syrer, auch Roma und Sinti können kommen, es kann Gott weiß wer kommen." Angelika Spenker sagte: "Wir müssen zusammenrücken. Wir werden keine Probleme haben mit nur einem Containerdorf." Und ihr Mann sprang ihr bei: "Ich habe verlässliche Informatioen, dass achtzig Prozent der Flüchtlinge junge Männer sind und wir insgesamt hier oben tausend Menschen auf kleinem Raum haben werden."

Stefan Reichert will zudem nicht glauben, was die Stadt über das Erstaufnahmelager sagt: "Die Flüchtlinge werden nicht drei Wochen mit Formalitäten beschäftigt sein. Also werden die spazieren gehen, und die sollen ja auch spazieren gehen." Außerdem hätte er gehört, acht bis zwölf Millionen Euro kostete der Umbau der Kaserne. Das mache man nicht für zwei, drei Jahre. Eine Besucherin gab zu bedenken, dass man die Pläne nicht ganz verhindern könne. "Wir müssen versuchen, das gering zu halten." Ein Mann fragte: "Was hat die Stadt gegen den Stadtbezirk 7?" Und: "Keiner spricht vom Wertverlust unserer Häuser und Grundstücke." Auch Stefan Reichert umtreibt das: "Ich komme aus der Immobilienbranche und ich weiß, was in München los, rund um das Flüchtlingslager. Da rauschen die Preise in den Keller."

Sicher, manche sprächen despektierlich über Hubbelrath als "Millionärshügel". Ein Millionär könnte einen Verlust von Fünfhunderttausend wegstecken, aber was ist mit den kleinen Leuten in Knittkuhl? "Für die wird es existenzgefährdend."


Anmerkung des Berichterstatters: "Wer war noch mal Ebenezer Scrooge?"

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