Gerresheim Kaiserburg

Die Geschichte ist zu schön: Ein Sammler aus Remscheid sucht im Internet nach Informationen zum alten Restaurant "An der Kaiserburg" und findet beim "Gerresheimer" die Rubrik "Geheimnisse". Nun kehren hundert Jahre alte Dokumente zurück in den Stadtteil.

Herbert Hessenbruch faltet auf seiner Terrasse in der Remscheider Bodelschwingh-Siedlung einen gelblichen Bogen Papier auseinander. Lage-Plan steht oben drüber. Und dann: "zum Comessionsgesuche des Herrn Richard Hunscher". Datiert ist die ist die Karte vom nördlichen Gerresheim mit "6. Juli 1912". Der Remscheider Werkzeugkaufmann hat sie Mitte der 1970er Jahre auf einem Flohmarkt in Opladen erstanden. "Ob gekauft oder geschenkt bekommen - das weiß ich heute nicht mehr." Hessenbruch sammelt seit damals altes Porzellan, Bierkrüge aus dem dritten Reich und "alte Schriften".

Jetzt freut der 60-Jährige sich über seinen Vorruhestand und hat Inventur gemacht.Dabei fielen ihm wieder die Mappen aus Gerresheim in die Hände. "Sehen Sie hier, ein Kassenbuch." Hessenbruch freut sich, jemanden gefunden zu haben, dem die Unterlagen etwas sagen. Aber man muss sich auch erst mal zurecht finden auf den Karten. "Neußer Straße" steht da. Das ist doch - richtig - die heutige Benderstraße. Namen von vor der Eingemeindung Gerresheims 1909. Herbert Hessenbruch zeigt auf ein Detail am rechten oberen Rand. "Entfernungen" steht da, von a bis b 1600 Meter, von a bis c 2350 Meter, von a bis d 2900 Meter. "Damit können eigentlich nur die Abstände zu Konkurrenz-Unternehmen gemeint sein." Tatsächlich: C ist Wicharz, die Gaststätte auf der Hardt, D das Haus Germania.

Aus den Papieren geht auch hervor, wer dieser Richard Hunscher war. "Ein Ziegelmeister." Aha. Viele Ringöfen waren an dieser Stelle damals voll unter Dampf. Also eine zweite Existenz. Und nicht gerade klein. Hessenbruch zeigt ein anderes Papier. Kinderspielplatz, Gartenanlagen sind eingezeichnet; ein Billard-Zimmer, ein Gastzimmer, ein Büffet, ein Schalter, die Küche, Toiletten über den Hof. Aber irgendwann in den 1930er Jahren scheint alles nicht mehr so gut gelaufen zu sein. Viele Blätter Korrespondenz mit der Dortmunder Union-Brauerei beweisen das. Immer wieder geht es um die Abtragung von Darlehen, von Forderungen, von anwaltlichen Schreiben, auf die Bezug genommen wird.

Herbert Hessenbruch ist in diese Zeit eingesickert, hat die Informationen verschlungen. Genau wie die Hintergründe seiner eigenen Geschichte in der Remscheider Bodelschwingh-Siedlung, zu deren 75-jährigen Bestehen er mit anderen vor vier Jahren einen Bildband zusammengestellt hat. Zu den Gerresheimer Papieren sagt er: "Heute will ich eigentlich nur, dass das Material in die richtigen Hände gelangt." Das werden durch unsere Vermittlung nun die des Fördervereins Industriepfad sein, die sich wiederum mit dem Stadtarchiv in Verbindung setzen wollen.

Meistgelesen
Die Querung
Wie kommt die U81 über den Rhein? Die Querung
Neueste Artikel
Unter Menschen
Katholisches Kaffeebüdchen in Fahrt gekommen Unter Menschen
Der Test war positiv
Empfehlung an die Politik: Luegallee im Ist-Zustand erhalten Der Test war positiv
Lärm aussperren
Fördersumme für Schallschutz wurde erhöht Lärm aussperren
Zum Thema
Wege verbessern
18 neue Mobilitätsstationen im Stadt-Norden Wege verbessern
Aus dem Ressort