An der Heyestraße in Gerresheim: Die tollen Kinder der 2a

Der Glashüttenfabrikant Ferdinand Heye war jemand, der seine Arbeiter aus ganz Europa heranholte und für ihr Wohlergehen eintrat. Dazu gehörte auch, den Kindern Schulbildung zu ermöglichen, und in dieser Tradition sieht sich die Ferdinand-Heye-Schule an der Heyestraße in Gerresheim.

 Die Schülerinnen und Schüler der 2a der Ferdinand-Heye-Schule in Gerresheim: Mehr Multi-Kulti geht nicht. Und es funktioniert!

Die Schülerinnen und Schüler der 2a der Ferdinand-Heye-Schule in Gerresheim: Mehr Multi-Kulti geht nicht. Und es funktioniert!

Foto: schrö

Auf Einladung von Melanie Guthe habe ich die Klasse 2a besucht.

Vormittagspause: Draußen rennen Schüler über den Schulhof, drinnen sortieren sich die Lehrer für die nächste Stunde. Melanie Guthe erwartet mich. Die attraktive Lehrerin ist 34 Jahre alt und arbeitet in der zweizügigen städtischen Gemeinschaftsgrundschule seit sechs Jahren. "Ich mag meine Schüler und ich mag mein Kollegium." 170 Schüler, zwölf Lehrerinnen, fünf Erzieher - "das ist die Schule für alle", wie der Slogan der Einrichtung lautet.

Wie hat das Projekt begonnen, über das wir heute reden wollen und das weit über Gerresheim hinaus bekannt werden und Schule machen sollte? Vor einigen Wochen fragte Ibrahim seine Mitschülerin Zinat, was denn ihr Heimatland ist. Ibrahims Eltern stammen aus dem Libanon, die hübsche Zinat sieht so aus, als könnte sie aus China kommen. Aber das ist falsch. "Also habe ich eine Weltkarte gekauft und im Klassenzimmer aufgehängt", erzählt Melanie Guthe, denn von einem solchen Land hatten die Kinder noch nicht gehört.

Dann wurden nicht nur die elf Heimatländer der Kinder gesucht, sondern auf den Rechnern der Klasse zum ersten Mal selbst recherchiert. Nicole, mit italienischen Wurzeln, erklärt, wonach sie forschten: "Welche Sprache wird gesprochen, wie sehen die Menschen aus, was tragen sie?" Und das machte allen so viel Spaß, wie Maria sagt, dass sogar zwei Länder untersucht wurden, aus denen gar keine Schulkameraden kommen. "Japan und die Niederlande." Für alle Länder wurde eine Art Steckbrief angelegt.

Ein idealer Einstieg, um über die verschiedenen Kulturen ins Gespräch zu kommen, ist immer die Frage: "Was wird bei euch gegessen?" Heute finden sich alle Schülerinnen und Schüler zum Stuhlkreis zusammen. Sehr diszipliniert. Alle zeigen sich von ihrer besten Seite. In die Mitte hat Enver eine Schüssel mit Baklava gestellt. Er beschreibt das Gebäck unter allgemeinem Gelächter: "Das ist süß und klebrig."

Ibrahim darf, weil er heute Geburtstag hat und weil hier die Wurzeln seiner Herkunft liegen, das Blatt über den Libanon vorlesen, mit ein paar Hindernissen, weil er die Schrift seines Freundes nicht entziffern kann. Als der Reporter später fragt, warum ihrer Meinung nach in so vielen Ländern Krieg herrscht, schnellen die Finger hoch. Das beschäftigt junge Menschen. Eine Erklärung lautet, dass ein König gestorben sei und man sich nicht auf seine Nachfolge einigen konnte. Oder: "Wegen der Religion."

Jetzt wird es langsam Zeit, ein Foto zu schießen. Alle machen sich fein, eine Djellaba wird über den Kopf gezogen, eine wunderschöne Mütze aufgesetzt, ein Bild von Papa auf dem Markusplatz hochgehalten und der Bildband von der Türkei gezeigt. Eine verschworene Gemeinschaft. Was auch für die Lehrer gilt. "Wir haben hier ein sehr kollegiales Verhältnis", schwärmt Melanie Guthe. Der Leitsatz "Kinder dieser Welt" - dafür ist die 2a und ihre tollen Schülerinnen und Schüler ein Paradebeispiel.

Ach ja, und die Heimat von Zinat? "Ich komme aus Kirgistan."

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