Was die neue Fortuna besser macht als die alte...

Als Rückschlag darf das 1:1 der Fortuna gegen Greuther Fürth eher nicht gewertet werden. In der vergangenen Saison hätte man ein so Spiel noch verloren. Doch die Fortuna schaffte den Ausgleich und ist damit auch im fünften Pflichtspiel der Saison ungeschlagen geblieben.

 Ein wichtiges Attribut bei der besser funktionierenden Fortuna - die professionelle Trainer-Gelassenheit von Chefcoach Friedhelm Funkel (r.) und seinem Co. Peter Herrmann.

Ein wichtiges Attribut bei der besser funktionierenden Fortuna - die professionelle Trainer-Gelassenheit von Chefcoach Friedhelm Funkel (r.) und seinem Co. Peter Herrmann.

Foto: Horstmüller

Wohl auch, weil der Klub in diesem Jahr Vieles richtig(er) macht.

Eine Mannschaft mit Moral

Trotz des Spielverlaufs gegen Fürth noch zum Ausgleich gekommen, das zeige eine gute Moral, sagt Mittelfeld-Routinier Adam Bodzek: "Wir haben zum wiederholten Male bewiesen, dass uns Rückstände nicht umwerfen." Zum Saisonstart beim SV Sandhausen war es gar ein 0:2-Rückstand, den die Fortuna noch aufholte.

Offenbar passen Motivation, Stimmung und Kämpferherz diese Saison im Team gut zusammen. Die Fortuna tritt als Einheit auf und verdient sich so die — wenn auch - kleinen Erfolge. Dazu kommt eine Taktik mit einem Mittelfeld-Dreieck, das eine kompaktere Defensive ermöglicht. Das sieht nicht immer gut aus, bringt aber bisher die nötigen Punkte.

Professionelle Trainer-Gelassenheit

Friedhelm Funkel hat es längst nicht mehr nötig, sich als Lautsprecher und Rumpelstilzchen zu profilieren. Mit ehrlichen, aber auch kritischen Analysen fällt er so positiv auf, wie es einst Erfolgstrainer Norbert Meier schaffte. Gleichzeitig stellt sich Funkel vor sein Team, vereint alle Kritik von außen auf sich.

Man nimmt dem erfahrenen Trainer ab, dass er diese Aufgabe nun mit Herz und Seele angenommen hat. Dabei bleibt er wohltuend sachlich, gelassen und offen. Legendär dürfte bald sein Einstandssatz werden: "Entschuldigen Sie bitte, wenn ich nicht von Box, Umschaltspiel und vertikalen Pässen rede, bei mir heißt das immer noch Strafraum, Konter und Steilpässe."

Vertrauen in junge Spieler

Ob Kevin Akpoguma in der Innenverteidigung oder Ihlas Bebou in der Offensive — schon in der Stammformation vertraut Trainer Funkel auf vergleichsweise junge Akteure. Dazu kommen Maßnahmen, die aufhorchen lassen: Einen Robin Bormuth als Vertreter des verletzten Alexander Madlung ausgerechnet auf dem Betzenberg beim 1. FC Kaiserslautern sein Zweitliga-Debüt feiern zu lassen, traut sich auch nicht jeder.

Die Spieler spüren Funkels Vertrauen sichtbar und zahlen es mit Leistung zurück. Bormuth war mit für das 0:0 in Kaiserslautern verantwortlich. Bebou schoss selbstbewusst den Strafstoß zum 1:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart ins Tor. Gegen Fürth bereitete der gerade eingewechselte 19-jährige Arianit Ferati die Aktion zum Ausglichstreffer vor. Geht es so weiter, kann aus der "Not" des Sparkurses und der personellen Neuaufstellung tatsächlich eine Tugend werden. Nicht zu vergessen: Aus so einem Vertrauen sind auch einst Fortuna-Helden wie Andreas Lambertz und Axel Bellinghausen erwachsen.

Sinnvolle Ergänzungen

Der Personalumbruch war nicht nur von oben angeordnet, sondern auf sportlicher Seite auch gewollt. Funkel und Co-Trainer Peter Hermann sowie Vorstandschef Robert Schäfer, Sportvorstand Erich Rutemöller und das Kaderplanungs-Team Uwe Klein/ Robert Palikuca zog die Trennung von teuren "Altlasten" wie Karim Haggui, Mike van Duinen und Sercan Sararer durch. Die späten Ergänzungen durch Stürmer Rouwen Hennings und Kaan Ayhan wirken durchdachter und entschlossener als Maßnahmen in den Vorjahren.

Bewährte Kräfte sind zurück

Im Umfeld sortiert Vorstandschef Robert Schäfer seit dem Frühjahr alles neu, hat in Sportvorstand Erich Rutemöller einen erfahrenen Fußballexperten als Ratgeber an seiner Seite. Aber auch die Einbindung von Ex-Spielern wie Robert Palikuca, die Verpflichtung des einstigen Co-Trainers Uwe Klein als Chefscout und die Rückholaktion des langjährigen Reserve-Trainers und späteren Scouts Goran Vucic zeigt die neue Ausrichtung.

An und neben den Schalthebeln sitzen Menschen, die ein Herz für die Fortuna haben. Das kommt bei den Fans — die das ja ebenfalls so fühlen — ziemlich gut an. Im Team sieht es ähnlich aus: Trainer Funkel suchte das Gespräch mit den Routiniers, machte Oliver Fink zum Kapitän, Bodzek zum Stellvertreter und übertrug ihnen ebenso wie Torhüter Michael Rensing die Führungsrolle.

Trikots mit Kultpotenzial

Die neuen weißen Trikots runden den guten Gesamteindruck ab, den die Fortuna in dieser Saison macht. Die Kleidung erinnert an jene aus den vergangenen großen Zeiten Ende der 1970er Jahre mit Pokalsiegen und Europapokalteilnahmen. Seit dem ersten Totenkopf-Trikot dank der Unterstützung der "Toten Hosen" vor rund 15 Jahren hat es kein vergleichbares Trikot mit Kultpotenzial mehr gegeben — von den positiv besetzten Trikots der Erfolgssaisons mal abgesehen.

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