Reck ist ein Teufelskerl

Deutschland ist Weltmeister und Düsseldorf freut sich auf Fortunas neuen Chef-Trainer Oliver Reck. Grund genug für uns, über Weltmeister und Fußball mit einem zu sprechen, der sich damit auskennt.

 Düsseldorfer Anzeiger-Redakteurin Yvonne Hofer im Gespräch mit dem Toni Turek-Denkmal vor der Esprit arena.

Düsseldorfer Anzeiger-Redakteurin Yvonne Hofer im Gespräch mit dem Toni Turek-Denkmal vor der Esprit arena.

Foto: DA

Herr… Sagen Sie, wie spricht man eigentlich ein Denkmal an?
Ach, sagen Sie doch bitte Toni zu mir.

Gerne! Toni, wie gefällt Ihnen Ihr Platz vor der Esprit arena?
Sehr, sehr gut. Und noch viel besser, wenn unsere Fortuna ab 1. August hier wieder spielt. Dann bin ich immer dabei.

Werden Sie dann der 12. Mann im Team sein?
Nein, nein, wohl eher der 13. Mann. Die fabelhaften Fortuna-Fans, die sind und bleiben der 12. Mann des Teams. Ich bin schon jetzt sehr gespannt, was die sich zur neuen Saison einfallen lassen.

Aber die 13 ist doch eine Unglückszahl!
So? Und was ist dann mit Gerd und Thomas Müller? Die 13 ist eine Glückszahl für den deutschen Fußball. Und vielleicht jetzt ja auch für die Fortuna.

Toni, Sie sind vor 60 Jahren Weltmeister geworden.
Keine Reaktion

Toni???
Ist das schon so lange her?

Ja. 1954 nannte Radioreporter Herbert Zimmermann Sie in Bern einen Fußballgott.
Das ist mir heute noch nicht ganz geheuer. Ein Gott? Ich bitte Sie! Wir waren stolz, dass wir in diesem Finale gegen Ungarn spielen durften. Es war eine große Ehre für uns, und wir haben alles daran gesetzt, Weltmeister zu werden.

Aber ein Teufelskerl waren Sie schon?
Damit kann ich schon viel besser leben.

Jetzt mal ganz ehrlich, Toni. Wenn wir uns die Bilder von damals angucken, war das ja schon ein ziemlicher Standfußball, den Sie und die anderen Jungs da gespielt haben. Das ist aber ganz schön frech! Ich antworte da mal mit einem Zitat von Per Mertesacker: Watt wollen se? Wollen se 'ne erfolgreiche WM, oder sollen wir wieder ausscheiden und haben schön gespielt? Wir sind 1954 die beste Mannschaft der Welt gewesen und haben den Titel geholt. Punkt!

Das wollten wir auch gar nicht bestreiten…
Wir waren elf Freunde, wir haben zusammengehalten und gekämpft bis zur letzten Spielsekunde. Wie der Bastian Schweinsteiger im WM-Finale gegen Argentinien. Wir haben großartige Einzelspieler wie Fritz Walter und Helmut Rahn gehabt und vor allem als Mannschaft überzeugt — das wünsch' ich mir auch von der Fortuna.

Bei Fortuna könnten Michael Rensing oder Lars Unnerstall die Nummer 1 tragen. Das lässt Oliver Reck derzeit offen. Verraten Sie den beiden Düsseldorfer Keepern das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Ein gutes Auge und am besten immer da stehen, wo der Ball hinfliegt.

Das klingt aber ganz schön simpel…
Das ist aber genau das, was man mir immer nachgesagt hat!

Sie haben sechs Jahre bei Fortuna Düsseldorf gespielt...
Eine wunderbare Zeit!

Wenn Sie heute die Spieler betrachten und dann an ihre eigene Zeit denken — was ist dann für Sie das Erstaunlichste?
Dass man vom Fußball leben kann. Und das ziemlich gut.

Wie jetzt?
Schauen Sie. Wir haben doch alle damals gearbeitet. Ich hab‘ Bäcker gelernt und dann ab 1950 bei der Rheinbahn gearbeitet. Die haben sogar in ihrem Archiv noch den Urlaubsantrag von 1954. Den hat der DFB gestellt.

Wie bitte? Sie mussten einen Urlaubsantrag stellen, um zur Weltmeisterschaft zu fahren?
Ja, genau. Das könnt ihr jungen Leute euch doch gar nicht vorstellen! Das war ein ziemliches Hin und Her zwischen Fortuna, DFB und Rheinbahn, um für ein Länderspiel frei zu bekommen. Ich weiß noch, dass der Verein an die Rheinbahn schrieb: "Es ist nicht die Schuld von Toni Turek, wenn er außer seiner Tätigkeit in unserer Oberliga-Mannschaft auch in der Nationalmannschaft nominiert wird."

Fortuna hat sich quasi bei der Rheinbahn entschuldigt?
Ja, weil ich ja den gesamten Juni 1954 in der Schweiz war und auch noch am 4. Juli beim Finale dabei sein sollte. Solche Sorgen haben die Jungs heute nicht mehr.

Kommen wir zu unserer Fortuna.
Ein schönes Thema.

Hm, finden Sie?
Ja. Ich glaube wir werden eine tolle Saison erleben. Oliver Reck als neuer Cheftrainer brennt für diesen Verein. Er hat einen Teamgeist zurück nach Düsseldorf gebracht, wie ich ihn noch aus meiner Zeit kenne. Und er hat der Landeshauptstadt wieder die Begeisterung zurückgegeben, die Fortuna auch verdient.

Nun, Toni, eines bewegt uns ja zum Beginn dieser Saison alle: Steigt Fortuna Düsseldorf wieder in die 1. Liga auf?
Ich würde es mir wünschen. Und ich glaube, die Chancen stehen ziemlich gut. Der Reck, das ist nämlich auch ein echter Teufelskerl! Halt ein Torwart...

Danke, lieber Toni, für das Exklusiv-Interview und viel Freude mit Fortuna in der Saison 2014/2015.

Das Gespräch mit dem Toni Turek-Denkmal führte Yvonne Hofer

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