Karneval in Düsseldorf CC-Sprecher Hans-Peter Suchand im Gespräch

Hans-Peter Suchand ist Pressesprecher der Prinzengarde der Stadt Düsseldorf "Blau-Weiss", Pressesprecher der Tonnengarde Niederkassel und, die journalistische Königsdisziplin, Pressesprecher des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), der Dachorganisation des Karnevals in Düsseldorf.

 Hans-Peter Suchand.

Hans-Peter Suchand.

Foto: Nicole Gehring

Wir sprachen mit dem umtriebigen PR-Berater.

Herr Suchand, Sie sind nach vielen Jahren des klassischen Journalismus nun seit 23 Jahren hauptberuflich als PR-Berater selbstständig, arbeiten aber auch als Pressesprecher für gleich zwei Düsseldorfer Karnevalsgesellschaften sowie für das Comitee Düsseldorfer Carneval. Wie gelingt Ihnen das?
Das ist ein Drahtseilakt. Rund vier bis fünf Wochen vor Karneval nehme ich meine Arbeit als Pressesprecher der Gesellschaften und des CC auf und ab Aschermittwoch wird es dann wieder etwas ruhiger und ich kann mich wieder auf meine Kunden konzentrieren. Denn Geld verdienen muss ich ja auch, um es im Karneval ausgeben zu können. Meine Kunden zeigen zum Glück großes Verständnis für meine Tätigkeit als Pressesprecher.

Das heißt, Sie führen Ihre Tätigkeiten als Pressesprecher jeweils ehrenamtlich aus?
Richtig, für "Blau-Weiss" seit rund 19 Jahren, für das CC befinde ich mich nun im zwölften Jahr in dieser Tätigkeit. Mittlerweile bekomme ich aber die Parkgebühren erstattet, die bei den zahlreichen Terminen zusammenkommen. Ich kann mich an meine erste, damals sehr kurze Session erinnern, da kamen allein 200 Euro zusammen, die ich aus eigener Tasche bezahlt habe. Im Karneval muss man häufig Geld mitbringen.

Das gilt nicht nur für Sie als Ehrenamtler, auch als Feiernder ist es mitunter notwendig, für den Karneval Geld auszugeben.
Der Karneval ist nicht billig. Man muss schon Geld übrig haben, um — je nachdem, wie man feiern möchte — Karneval feiern zu können. Ganz besonders bewundernswert finde ich daher die Menschen, die etwas Schönes erleben wollen und dabei auch noch daran denken, anderen Menschen über eine Spende zu helfen, ihren Alltag etwas besser gestalten zu können. So hat nicht nur das Prinzenpaar, sondern zum Beispiel auch die Prinzengarde "Blau-Weiss" Spendenmöglichkeiten — zum Beispiel in Form eines Spendenpins, den man im Karneval kaufen kann — eingerichtet. Die Spenden kommen jeweils gemeinnützigen und karitativen Organisationen zugute. Das ist diesen Menschen sehr hoch anzurechnen und diesen Spendern muss auch einmal ein Dank ausgesprochen werden.

Wie hat sich denn Ihre Tätigkeit als Pressesprecher insbesondere für Karnevalsgesellschaften ergeben?
Nun, eigentlich über Engelbert Oxenfort. Kennengelernt haben wir uns, als ich in die Prinzengarde eingestiegen bin. Und da er wusste, dass ich Journalist bin, hat er mich damals gefragt, ob ich die Pressearbeit für "Blau-Weiss" machen wolle. Nach zwei, drei Jahren Mitgliedschaft bei der Garde habe ich diese Tätigkeit dann aufgenommen. Und als Engelbert Oxenfort schließlich CC-Präsident wurde, gab es einen erneuten Anruf bei mir mit der Frage, ob ich auch die Pressearbeit für das CC übernehmen wolle. Allerdings musste ich einige Tage überlegen, denn natürlich ist das nochmal eine andere Kategorie. Ich bin, nachdem ich schließlich meine Bereitschaft signalisiert hatte, einstimmig gewählt worden.

Im letzten Jahr wurden Sie nach elf Jahren erneut im Amt bestätigt und arbeiten nun seit zwölf Jahren als Pressesprecher des CC ...
Und das, obwohl ich nicht mehr der Jüngste bin.

 Hans-Peter Suchand im Interview mit Redakteur Sven-André Dreyer.

Hans-Peter Suchand im Interview mit Redakteur Sven-André Dreyer.

Foto: Nicole Gehring

Dürfen wir nach Ihrem Alter fragen?
Ich bin 68 Jahre alt. Zwischenzeitlich dachte ich, dass ich mal ein wenig kürzertreten sollte, aber meine Agentur läuft und ich fühle mich noch jung. Und die anderen sagen ebenfalls, dass ich noch lange nicht zum alten Eisen gehöre. Inzwischen kam zudem ja auch noch die Arbeit für die Tonnengarde dazu.

Sie führen Ihre Tätigkeit nicht nur ehrenamtlich, sondern auch mit Hingabe und Leidenschaft aus. Wie wurden Sie denn, obwohl Sie in Goslar im Harz geboren wurden, karnevalistisch sozialisiert?
Ich habe die größte Zeit meines Lebens nicht im Rheinland verbracht. Ich wurde, das ging damals noch, bereits mit 17 Jahren Journalist und habe ein Volontariat belegt. Im Anschluss daran habe ich ein Jahr als Redakteur gearbeitet, ging dann zur Bundeswehr, um eine Ausbildung als Unteroffizier zu machen. Noch während meiner Grundausbildung durfte ich das Bundessprachenamt in Hürth belegen und lernte dort Französisch-Übersetzer. Mit dieser Ausbildung kam ich zum Nato-Hauptquartier nach Brüssel und habe dort für die Abteilung "Plans and Policy — Planung und Politik" gearbeitet. Eine absolute Horizonterweiterung.

Im Anschluss daran arbeiteten Sie wieder als Journalist, unter anderem in Norddeutschland. Wie aber kamen Sie nach Düsseldorf?
In einem Urlaub habe ich meine jetzige Frau kennengelernt. Die wohnte damals in Düsseldorf und der Liebe wegen bin ich hierher gekommen. Hier habe ich mich dann auch selbstständig gemacht.

Und der Karneval? Wie kam 1995 schließlich der Karneval in Ihr Leben?
Eigentlich über eine private Begebenheit. Eine Bekannte gab mir, neu in der Stadt und auf der Suche nach neuen Bekanntschaften, den Rat, vielleicht in den Karneval zu gehen. Der Ratschlag geriet jedoch etwas in Vergessenheit, bis mir kurz vor Weihnachten ein großer bunter Container auf der Kö auffiel. Der diente damals unter anderem dem wohltätigen Zweck des Ordenverkaufs, des Kartenvorverkaufs für Sitzungen oder Bälle und der Information über weitere Karnevalsveranstaltungen des CC und seiner Gesellschaften. Und genau dort bin ich auch als Senator eingetreten in die Garde der Venetia. Seit einigen Jahren wird dieser Container aber leider nicht mehr aufgestellt.

Hatte dieser zunächst externe Eintritt in den Kosmos des Düsseldorfer Karnevals Vorteile?
Für meine Arbeit schon. Als Journalist hat man gelernt, Objektivität in den Vordergrund zu stellen und Informationen separieren zu müssen. Sicherlich kann ich dadurch auch im Karneval das ein oder andere aus einer neutralen Sicht beurteilen. Gleichzeitig war ich aber immer auch so loyal, dass ich niemals etwas gegen meine Überzeugung oder gegen den Verein propagieren würde. Als Journalist hat man also auch im Karneval eine differenzierte Sicht auf die Dinge. Und dennoch kann ich auch mit ganzem Herzen mitfeiern.

Gab und gibt es etwas besonders Faszinierendes, das Sie in diesen Jahren im Karneval bewegt hat und bewegt?
Gleich mehreres. Der Karneval hat zum einen mittlerweile einen viel höheren Stellenwert in der Gesellschaft eingenommen. Damals eher eine Randerscheinung und etwas belächelt, hat sich der Karneval heute regelrecht etabliert. Die Gesellschaft ist offener geworden in alle Gesellschaftsschichten, zudem ist sie heute viel vernetzter. Nachrichten werden heute schneller verbreitet und die Welt ist viel politischer geworden. Die Wagen von Jacques Tilly waren auch schon vor 30 Jahren hochpolitisch, seit einiger Zeit aber werden sie sogar weltweit medial wahrgenommen. Man fiebert seinen Wagen, seinen Karikaturen förmlich entgegen. Zudem hat sich der Düsseldorfer Karneval, und das ist ein Verdienst von Engelbert Oxenfort, geöffnet zu allen Bevölkerungsschichten. Er hat das Thema "Nachwuchsförderung" aufgegriffen, um Kinder schon im Vorschulalter für das Thema Karneval zu interessieren. Heute haben wir zum Beispiel mit dem Kinder- und Jugendzug am Karnevalssamstag, bei dem in Düsseldorf mittlerweile rund 4.500 Kinder mitziehen, gemeinsam mit dem Mainzer Kinderumzug die größten Kinder- und Jugendumzüge Europas. Der internationale karnevalistische Austausch, etwa mit Teneriffa, aber auch mit den Seychellen, führt überdies zu einer neuen weltumspannenden Art der Wahrnehmung des Brauchtums. Der Karneval genießt heute also auch gesellschaftlich betrachtet einen vollkommen anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahren.

Das Motto "Gemeinsam jeck" der gerade vergangen Session charakterisierte den Düsseldorfer Karneval sehr treffend. Warum?
Von Kindernachmittagen über Seniorensitzungen bis hin zu großen Prunkbällen, Ehrungen und dem Straßenkarneval — das alles sind Mosaiksteinchen eines großen Ganzen, die den Düsseldorfer Karneval einzigartig machen. Und mittendrin gibt es das politische Element von Jacques Tilly — jeder soll seine Session so leben, wie er möchte, und die Mischung macht das Gesamtbild aus. Wenn wir das auch weiterhin so hinbekommen, dann hat der Düsseldorfer Karneval meiner Meinung nach eine super Zukunft.

In der gerade zu Ende gegangenen Session gab es in Düsseldorf für Sie rund 400 Termine zum Thema Karneval. Zum Abschluss dieser langen Session reisen Sie mit dem Prinzenpaar und der Adjutantur obligatorisch noch einmal zum karnevalistischen Freundschaftsbesuch nach Puerto de la Cruz auf Teneriffa. Können Sie dann zur Ruhe kommen?
Nun, es beruhigt sich. Aber zur Ruhe komme ich insofern nicht, als die geschäftlichen Dinge, die in der Karnevalszeit kürzertreten, aufgearbeitet werden müssen. In den Monaten März bis Mai sind die karnevalistischen Termine zwar selten, aber hinter den Kulissen laufen schon die Vorbereitungen für die neue Session: die Fernsehsitzungen müssen vorbereitet werden, auf die Kürung wird hingearbeitet, das neue Prinzenpaar muss ausgewählt werden. Im Sommer veranstalten dann zahlreiche Karnevalsgesellschaften Sommerfeste für Mitglieder und Gäste und ab August geht es auch in der Wagenbauhalle mit dem Bau der neuen Gesellschaftswagen wieder los. Das Allererste nach Rosenmontag aber ist, ein neues Karnevalsmotto für die nächste Session zu suchen.

(Sven-André Dreyer, sad, sdr)
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