100 Blind Dates Eine atemberaubende Partnersuche

Als ein Buch mit sieben oder acht Siegeln beschreibt der 1963 in Düsseldorf geborene Jörg ter Veer nach einer Scheidung und zu Beginn seiner rund vier Jahre andauernden Bemühungen die Online-Partnersuche im Netz.

 Jörg ter Veer erzählt in „Wir sollten uns kennenlernen“ von seiner rund vierjährigen Partnersuche in Online-Portalen. Seine Mühe wurde belohnt, heute ist er wieder glücklich liiert.

Jörg ter Veer erzählt in „Wir sollten uns kennenlernen“ von seiner rund vierjährigen Partnersuche in Online-Portalen. Seine Mühe wurde belohnt, heute ist er wieder glücklich liiert.

Foto: Nelefotografie

Nun erschienen seine Erlebnisse als humorvoller Ratgeber.

Herr ter Veer, Sie beschreiben in ihrem Buch "Wir sollten uns kennenlernen" die Partnersuche nach ihrer Scheidung. Welche Wege haben sie auf der Suche nach einer neuen Partnerin beschritten?

In chronologischer Reihenfolge waren das eine Ü30-Party, Kontaktanzeigen in einem Szene-Magazin und mehrere Mitgliedschaften in Partnersuche-Portalen.

Eine moderne Partnersuche geschieht heute hauptsächlich online. Eine echte Chance oder nur der digitalisierten Welt geschuldet, Menschen wie im Katalog auszuwählen und eben nicht mehr die unmittelbare Begegnung in Supermarkt, Straßenbahn oder Kneipe zu suchen?

Die unmittelbare Begegnung findet ja trotzdem statt und wer mag, kann sich im Supermarkt oder in der Straßenbahn verabreden. Ein unerwarteter Nullpunkt ist dieses wirkliche Kennenlernen trotzdem meistens, egal wie munter man vorher miteinander geschrieben hat. Allerdings werden die Protagonisten für diese Begegnungen im Vorhinein natürlich sorgfältiger ausgewählt. Und das steigert die Erfolgschancen für den Fall, dass man sich gefällt. Hier darf man jedoch nicht zu viel erwarten. Der Weg kann sehr lang sein und die Illusion, sich mal kurz zu registrieren, einen Partner auszuwählen und dann glücklich bis an das Lebensende zu sein, ist natürlich Quatsch — auch wenn die Werbeslogans Verliebtheit im Minutentakt versprechen. Ich hatte in diesen Jahren über hundert Blind Dates, aber bin diesbezüglich sicher eine Ausnahme.

Wie authentisch kann man sich online präsentieren? Wie authentisch sind die Profile der anderen Partnersuchenden zu bewerten?

Das steht und fällt natürlich mit der jeweiligen Plattform. Wer das Ganze ernst nimmt, sich in einem vernünftigen Portal mit psychologischem Test registriert — was richtigerweise auch Geld kostet — und sein Profil gewissenhaft und humorvoll ausfüllt, kann sich sehr authentisch präsentieren. Meine Profile, die ja auch im Buch enthalten sind, haben etliche Frauen dazu veranlasst, mich anzuschreiben. Andererseits habe ich mit der Zeit auch ein gutes Gefühl für die Aussagekraft anderer Profile bekommen. Am Anfang fand ich vieles toll, aber irgendwann lernte ich, genauer hinzuschauen. Das bezieht sich übrigens nicht auf Fotos, denn die sind bei den ernsthaften Portalen erstmal nicht zu sehen.

Ihr Buch firmiert in der Rubrik Ratgeber. Und über die Schilderung ihrer eigenen Erlebnisse geben Sie damit tatsächlich auch praktische Hinweise für Suchende. Was raten sie Menschen, die auch nach Monaten oder Jahren nicht den richtigen Partner im Netz gefunden haben?

Das ist aus der Ferne schwierig, weil es viele Ursachen haben kann. Grundsätzlich gilt erstmal: Nicht aufgeben und lieber drei Monate intensiv suchen und sich dann eine Auszeit gönnen, als ein Jahr antriebsarm und halbherzig im Portal vor sich hin zu dümpeln. Außerdem sollte man die sogenannten Matching-Punkte ernst nehmen, denn bei hoher Punktzahl versteht man sich meist sehr gut mit dem anderen. Ob man sich auch als Partner gefällt, zeigt dann das wirkliche Leben. Wer seinen Misserfolg auf die eigene Person oder seine Selbstdarstellung zurückführt, kann unter Umständen auch andere Portalmitglieder zu den eigenen Fotos oder dem eigenen Profil befragen. Das erfordert zwar etwas Mut, aber nach drei fremden Meinungen, hat man sicher ein paar Anregungen. Viele helfen da gerne weiter. Ich habe das auch hin und wieder getan.

Es liegt in der Natur der Sache: Sie schildern Ihre Erlebnisse aus der männlichen Perspektive. Gibt es Ihrer Erfahrung nach Unterschiede zwischen der weiblichen und männlichen Online-Partnersuche?

Wenn man den Durchschnitt betrachtet sicherlich. Viele Männer checken vermutlich erstmal die Parameter und achten erst in zweiter Linie auf den Profilinhalt der Damen, was oft schade ist. Frauen hingegen hören vermutlich mehr auf ihren Bauch und messen dem Inhalt der Profile mehr Bedeutung bei. Ich war mit meiner Wortvielfalt für viele Damen im Portal eine Ausnahme. Das bedeutet für mich, dass viele Männer eher wortkarg oder eindimensional daherkamen. Wer als Mann lediglich ein Foto mit seinem coolen Mountainbike sowie ein im SMS-Stakkato generiertes 08/15-Profil zu bieten hat, wird bei vielen Damen nur ein Gähnen oder Kopfschütteln ernten. Ganze Sätze, ordentliche Rechtschreibung, Humor und Individualität sind eine empfehlenswerte Visitenkarte. Und wer sich selbst nicht zu ernst nimmt, wird oft ernster genommen. Auch und gerade im richtigen Leben, wie ich finde. Das gilt natürlich auch für Damen, wobei ich die Profile der meisten Damen ganz in Ordnung fand.

Sie haben Ihrem Buch nach zu urteilen bei Ihrer Suche einen Volltreffer gelandet. Ist jetzt alles gut?

Ja, wir sind jetzt fast vier Jahre zusammen und diese Frau ist das Beste, was mir passieren konnte. Wir lieben uns sehr und gehen vor allem achtsam miteinander um, weil wir wissen, dass dieses Glück nicht selbstverständlich ist. Interessant ist sicher, dass wir beide darin übereinstimmen, dass wir uns nicht früher hätten kennenlernen dürfen. Erst nach all den verrückten Erlebnissen und Irrtümern hatten wir den richtigen Blick füreinander.

(Sven-André Dreyer)
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