1. Düsseldorf

Ein Besuch bei der Demenz-Sportgruppe: Ferris und der 1. FC Herz Jesu

Ein Besuch bei der Demenz-Sportgruppe : Ferris und der 1. FC Herz Jesu

Ein gutes Dutzend älterer Damen hat sich im Aufenthaltsbereich versammelt. Manche sind auf den Rollstuhl angewiesen, manche können selbst noch gehen. Manche sind gut ansprechbar. Manche wirken in sich gekehrt.

Demenz hat verschiedene Ausprägungen.

Dann kommt Ferris. Und in viele der verstummten Gesichter kommt wieder Leben.

"So, jetzt wird Sport gemacht! Frau Pauli, du setzt dich hier rüber. Anni, du kommst hier hin." Ferris Mathlouthi sortiert seine Damen zum Kreis.

Mädchenhafte Aufregung macht sich breit. Mit den meisten der Anwesenden ist er vertraut, kennt inzwischen viele ihrer Lebensgeschichten. "Das ist wichtig, denn bei ihrer eigenen Biografie kann ich sie immer wieder abholen."

Was folgt, ist ein halbstündiges Sportprogramm im Sitzen. Motorisch durchaus anspruchsvoll. Beine heben, Schultern drehen, boxen. Ferris ist hier aber nicht nur Trainer.

Immer wieder sorgt er mit lockeren Sprüchen für Reaktionen. "Frau Pauli, geboxt wird nicht imaginär!" - "Hanni, denk' an die Bikini-Figur!" - "Anni, ich liebe dich."

Eine Dame strahlt nur glücklich, eine fühlt ihren sportlichen Ehrgeiz herausgefordert und eine kontert mit flotten Sprüchen. Immer wieder breites Grinsen. Er trifft den richtigen Ton.

Schließlich spielen alle gemeinsam mit einem großen, aufblasbaren Plastikball. Längst hat sich eine zweite Reihe hinter dem Stuhlkreis gebildet. Kullert der Ball aus dem Kreis, fühlen sich die Damen dort herausgefordert. Die Freude am gemeinsamen Spiel ist seh- und hörbar. "Das ist mein 1. FC Herz Jesu", sagt Ferris lachend.

Ferris Mathlouthi ist 40 Jahre jung und promovierter Sportwissenschaftler. Zum Seniorensport kam er während des Studiums. Er benötigte Daten für eine wissenschaftliche Arbeit. "Bis dahin hatte ich nur Erfahrung mit Anti-Aggressionstraining in Schulen."

Er nahm Kontakt zum sozialen Dienst des Caritas-Altenzentrums Herz Jesu an der Mendelssohnstraße auf. Und wurde auch gleich eingeladen. "Meine erste Gruppe bestand aus drei Personen, mit denen ich Sitzgymnastik gemacht habe." Das war vor fünf Jahren.

Er erinnert sich: "Ich hatte drei Wochen Zeit mich vorzubereiten. Als ich erfuhr, dass eine Patientin mit Parkinson dabei ist, habe ich zunächst alles gelesen, was ich über die Krankheit finden konnte."

Aus der kleinen Dreiergruppe wird schnell ein Angebot für den ganzen Wohnbereich. Aus dem ehrenamtlichen Engagement wird schließlich ein professionelles. In sieben Häusern der Caritas in Düsseldorf und in einer Einrichtung der Diakonie bietet Ferris Mathlouthi inzwischen Sportkurse für Menschen mit Demenz aber auch Kurse in Sturzprävention an. "Ganz wichtig ist dabei immer der enge Kontakt zum sozialen Dienst und zu den Physiotherapeuten."

Er erfährt mehr über seine Schützlinge, weiß, was er ihnen zumuten kann. Und die Mitarbeiter der Einrichtung bekommen wiederum von ihm Rückmeldung. Die Sitzungen werden dokumentiert.

Doch eigentlich muss man nur in die Gesichter seiner Gruppe schauen. Das Lächeln und die strahlenden Augen in der Mannschaft des 1. FC Herz Jesu sprechen für sich. "Solche Bewegungsangebote sollte es in jeder Einrichtung geben", sagt Mathlouthi. Für die Bewohner der Senioreneinrichtung ist es ganz klar eine Bereicherung ihres Alltags.

Fragen zum Sportangebot für Menschen mit Demenz? Kontakt zu Dr. Ferris Mathlouti: info@fitagentur.com