Appell der Deutsch-Maghrebinischen Gemeinden "Einigkeit und Ehrlichkeit"

"Unsere Aufgabe ist gewachsen mit den neuen Bürgern", sagen die Interessenvertreter Deutsch-Maghrebinischen Gemeinden in Düsseldorf. Deutschland, sagen sie, ist auch ihr Land. Die deutsche Verfassung höchstes Gut.

 "Wir stehen vor großen Herausforderungen. Jetzt muss die Mitte der Gesellschaft zusammenrücken", sagen (v. li.) Ibrahim Er Rahhaoui, Rachid Amjahad und Moncef Slimi.

"Wir stehen vor großen Herausforderungen. Jetzt muss die Mitte der Gesellschaft zusammenrücken", sagen (v. li.) Ibrahim Er Rahhaoui, Rachid Amjahad und Moncef Slimi.

Foto: ho

Doch seit Silvester 2015 ist für sie die Veränderung in Deutschland spürbar.

"Wir merken, dass unsere Gesellschaft Risse bekommt", sagt Ibrahim Er Rahhaoui von der Schauspielgruppe "Multi Kulti Welle" in Hagen. Comedy, Benefiz-Veranstaltungen, Reisen zur Förderung des Multikulturellen - das alles macht die Gruppe. "Wir Maghrebiner sind Menschen wie Sie und ich. 1963 hat Deutschland ein Abwerbeabkommen mit den Maghreb-Staaten geschlossen. Die Gastarbeiter, die von dort kamen, haben Hand in Hand mit den Deutschen dieses Land wieder aufgebaut. Das, was wir 50 Jahre gemeinsam geschaffen haben, wollen wir nicht über Bord werfen!"

Mit Entsetzen habe man 2015 die Berichte über die Kölner Silvesternacht verfolgt. Als "schändlich" bezeichnet Rachid Amjahad die sexuelle Gewalt gegen Frauen. "Das ist aufs Schärfste zu verurteilen!"

Allerdings sei die Stigmatisierung nordafrikanisch aussehender Mitbürger nicht hinnehmbar. "Auch wenn wir es nachvollziehen können unter welchem Erfolgsdruck die Kölner Polizei stand, wollen wir Racial-Profiling-Maßnahmen zu Lasten vieler unbescholtener Deutscher maghrebinischer Herkunft nicht hinnehmen."

Ein Begriff wie "Nafri" ist für Amjahad absolut inakzeptabel. "Inzwischen ist ja schon von 'Nafricola' oder 'Nafrita' in der weiblichen Form die Rede. So pervers ist die Debatte längst." Das Prinzip der Unschuldsvermutung müsse prinzipiell und für alle gelten.

Warum ausgerechnet Köln, Düsseldorf und Dortmund für junge Männer aus dem nordafrikanischen Raum beliebte Ziele sind, erklärt Amjahad recht simpel: "Dort befinden sich die größten Maghrebinischen Gemeinden."

Dass es in Düsseldorf immer wieder zu Problemen mit Jugendlichen kommt, bestätigt Rachid Amjahad. "Das sind 40 oder 50 junge Leute, die im Zuge von Wirtschaftskrisen aus Italien oder Spanien völlig legal nach Düsseldorf kamen. Sie haben keinen festen Wohnsitz, sind der Polizei in der Regel bekannt und fallen als Kleinkriminelle - meist durch Taschendiebstähle - auf."

Schon früher hätten die Bewohner des sogenannten "Maghreb-Viertels" in Oberbilk sich an die Polizei gewandt, weil sie als erste Opfer dieser kriminellen Jugendlichen wurden. "Ohne Erfolg", sagt Amjahad.

Bis zur Großrazzia im Januar 2016. Für Amjahad ganz klar politisch motiviert und direkte Folge der Kölner Silvester-Nacht. "Dann aber mussten sich sogar Großväter, die im Café saßen, bis auf die Unterhose ausziehen..."

Moncef Slimi, Ibrahim Er Rahhaoui und Rachid Amjahad sind sich einig: "Es wäre schade, wenn man uns stigmatisiert oder ausgrenzt. Deutschland hat uns viel gegeben. Wir leben gerne in diesem wunderbaren Land. Wir brauchen Einigkeit und Ehrlichkeit im Umgang miteinander!"

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