Der Ring am Rhein: Die Walküre "Eine merkwürdige Figur"

Dietrich W. Hilsdorf hält nichts von Konzepten. "Konzept heißt, sich etwas ausdenken. Wir haben reingeguckt. Gelesen. Gehört."

 Blutrot gekleidet: Die Walküren

Blutrot gekleidet: Die Walküren

Foto: Deutsche Oper am Rhein/ Susanne Diesner

Hilsdorf inszeniert für die Deutsche Oper am Rhein Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen". Komplett: Das Rheingold. Die Walküre. Siegfried. Götterdämmerung.

Vor acht Jahren inszenierte er "Die Walküre" in Essen. Vier Regisseure für den Ring — das kommt inzwischen häufiger vor. "In Chemnitz werden in diesem Jahr erstmals vier Frauen inszenieren", sagt Hilsdorf. Für die Häuser Düsseldorf/ Duisburg hat er die Mammut-Aufgabe als Regisseur allein übernommen. Nach den Erfahrungen in Essen sein Wunsch. Für Hilsdorf ist klar: "Die Hauptfigur ist Wotan." Mit dem Briten Simon Neal hat er seine Wunschbesetzung gefunden.

"Beim Rheingold kommt dieser Wotan gar nicht richtig vor. Man weiß nicht, was er will. Eine merkwürdige Figur", sagt Hilsdorf. Das ändert sich nun. "Plötzlich hat Wotan einen Plan. Und dieser Plan ist Krieg!"

Die Deutsche Oper am Rhein hat Journalisten, Freundeskreis-Mitglieder, Opern-Scouts und Vertreter der Lokalpolitik erstmals in die Räume der Probenbühnen nach Duisburg eingeladen. In der Montagehalle, wo normalerweise die großen Bühnenbilder aufgebaut werden, liegt ein abgestürzter Helikopter. Helikopter? Walkürenritt? Ganz klar: Apocalypse Now. Auftritt: Walküren. Die berühmten Klänge kommen hier vom Klavier statt vom großen Orchester.

Axel Kober übernimmt. Der Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein gilt als Wagner-Spezialist. Bayreuth-Erfahrung hat er. "Der Ring ist eine unglaublich schöne Aufgabe", sagt er. Für ihn besonders spannend: Mit den beiden sehr unterschiedlichen Orchestern in Düsseldorf und Duisburg zu arbeiten. Auch die Zusammenarbeit mit Dietrich W. Hilsdorf funktioniert. "Hilsdorf achtet unglaublich auf Positionen." So machten Szenen auch musikalisch immer Sinn.

Dieter Richter ist fürs Bühnenbild verantwortlich. Und liefert viel mehr. "Richter baut Klangräume", sagt Dramaturg Bernhard F. Loges. Wie groß der damit verbundene Aufwand ist, ahnt man, wenn Richter sagt: "Für den Etat ist es manchmal ziemlich unerfreulich, solche Klangräume zu bauen." Soll heißen: Es wird teuer. Dafür müssen die Sänger nicht ausschließlich an der Rampe stehen, sondern sind auf jeder Position bestens zu hören. Aus Kostengründen bleibt es dafür auch bei einem Raum, in dem das ganze Stück spielt.

Renate Schmitzer hat die Kostüme entworfen. Die Walküren erstrahlen in blutroten Abendroben, aus denen die Brünnen, die Panzerhemden der Kriegerinnen blitzen. Schmitzer und Hilsdorf — das ist ein eingespieltes Team. "Es ist schön mit Partnern zu arbeiten, die heute das eine denken und morgen das andere", so Hilsdorf. Die Ring-Inszenierung wird hier zu Work in Progress, Regiearbeit als Prozess, nicht als Konzept. Am Sonntag, 28. Januar, ist das Ergebnis zu sehen. Bei der Walküren-Premiere im Düsseldorfer Opernhaus.

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