Auszug Ende Mai Brause sucht ein neues Zuhause

Schon seit einiger Zeit war klar, dass die Tage der Brause auf dem Gelände der alten Tankstelle an der Bilker Allee gezählt sind. Ende Februar wurde das Ende konkret. Zum 31. Mai muss der Kunstverein, der Düsseldorf seit nunmehr 18 Jahren mit seinem alternativen Kulturangebot bereichert, seine Friedrichstädter Heimstatt räumen.

 Bald Vergangenheit - die Brause an der Bilker Allee.

Bald Vergangenheit - die Brause an der Bilker Allee.

Foto: Marcus Luigs

Derzeit ist man auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten, wie Julian Meurer, der sich seit 2014 ehrenamtlich im Vorstand des Vereins engagiert, im Interview erzählt.

Zum 31. Mai muss die Brause die Räume der ehemaligen Tankstelle an der Bilker Allee verlassen. Wie überraschend hat euch diese Nachricht getroffen? Ursprünglich hieß es ja, ihr könntet bis 2020 bleiben.
Offenbar hat sich der neue Investor mit dem Pächter der Automobilfaktur (Autowerkstatt auf dem gleichen Gelände, dessen Untermieter die Brause ist, Anm. d. Red.) über eine vorzeitige Auflösung des Pachtvertrages geeinigt. Da bei der Automobilfaktur eine wirtschaftliche Existenz an die Werkstatt gekoppelt ist, können und wollen wir da natürlich keinen Vorwurf machen.

Wie schwierig gestaltet sich die Suche nach neuen Räumlichkeiten?
Wir haben ja gerade erst angefangen zu suchen, weil wir gedacht haben, wir hätten noch über ein Jahr Zeit. Einige Objekte haben wir derzeit im Auge, aber inwiefern eins davon realisierbar sein wird, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen.

Die alte Tankstelle ist ein über die Maßen charmanter Ort. Wie sind eure Wünsche an die neuen Brause-Räumlichkeiten?
Wir hätten vor allem gerne eine große Freifläche oder Terrasse. Leider sind freie Plätze in Düsseldorf ein begehrtes Gut und kaum noch zu finden. Es wird ja gebaut, wo es nur geht. Mich wundert es manchmal, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, die Düsseldorfer Parks zuzubetonieren und da Luxusimmobilien draufzusetzen. Oder den Kö-Graben zugunsten einer weiteren Häuserzeile. Da wären doch bestimmt Spitzenpreise zu erzielen. In Bilk oder Friedrichstadt etwas zu finden, wird jedenfalls vermutlich schwierig. Wenn wir keine Freifläche haben, müssen wir eventuell ein größeres Objekt ins Auge fassen. Da geht dann natürlich der Wohnzimmer-Charme verloren, den wir uns eigentlich gerne erhalten möchten.

Das damenundherren hat vor einiger Zeit ja die gleiche Erfahrung gemacht wie ihr jetzt, wenn auch aus anderen Gründen. Der Verein ist mit seinen Veranstaltungen seit dem Ende an der Oberbilker Allee in unterschiedliche Räumlichkeiten ausgewichen. Wäre das für euch auch eine Möglichkeit?
Wir haben bereits Angebote vom WP8, dem Kulturbahnhof in Gerresheim und diversen anderen Lokalitäten bekommen, dort gelegentlich Veranstaltungen durchzuführen, bis wir was Neues gefunden haben. Aber für einen Kunstverein wie die Brause ist es schon wichtig, einen eigenen Veranstaltungsort zu haben. Für ein paar Finanzierungspartys kann man durchaus mal ausweichen, aber es geht ja darum unserem Publikum Kunst näher zu bringen. Auch im Rahmen unserer Veranstaltungen, die mit Kunst jetzt nicht direkt was zu tun haben. Deswegen hängen die meisten Ausstellungen ja auch mehrere Wochen lang an unseren Wänden, auch wenn zwischendurch Konzerte oder Lesungen stattfinden. Das ist ja gerade ein Teil des Konzepts, dass auch die Gäste anderer Veranstaltungen die Ausstellungen sehen.

Erfahrt ihr bei der Suche nach neuen Räumen Unterstützung von Seiten der Stadt? Habt ihr den Eindruck, dass euer Einsatz über all die Jahre dort adäquat gewürdigt wird?
Wenn unser Einsatz adäquat gewürdigt worden wäre, dann säßen wir jetzt alle auf einer tropischen Insel und würden Cocktails schlürfen. Nein, das war natürlich Spaß! Einige Mitglieder haben schon viel Schweiß und Tränen in die Brause investiert. Aber das Lächeln unserer Gäste hat uns dafür entschädigt und das wird auch in Zukunft Lohn genug für uns sein. Auch das Feedback auf unseren letzten Post zum Auszug hat uns fast aus den Socken gehauen. Das zeigt, dass wir unsere Vereinsarbeit ganz gut machen und viele Düsseldorfer die Brause und den Metzgerei Schnitzel Kunstverein mögen.

Was kann man konkret tun, um Orte wie die Brause zu schützen?
Das ist eine gute Frage. Am einfachsten wäre es vermutlich, wenn Kunst- und Kulturvereine wie die Brause, das damenundherren oder das Solaris ihre Vereinsheime einfach kaufen könnten. Aber mit den Umsätzen, die wir erwirtschaften, ist das völlig unrealistisch. Eventuell könnte die Stadt Düsseldorf das tun, aber wir möchten ja gerne unabhängig sein, deshalb hätten da viele vermutlich gar keine Lust drauf. Von daher sollte die Stadt vielleicht mal prüfen, ob sie neue Bauträger verpflichtet, auch für Raum für Kunst und Kultur zu sorgen. Dann hätten wir vermutlich weniger Probleme mit dem Lärmschutz, denn dieser könnte in der Planungsphase bereits berücksichtigt werden. Hierbei müsste natürlich darauf geachtet werden, dass die Räume zu realistischen Konditionen zur Verfügung gestellt werden.

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