Riffmonster & Rockepen Motorpsycho im zakk

Ungeduld ist eine Erscheinung unserer Zeit. Alles muss schnell gehen, schnell funktionieren. Sehr schnell. Das gilt auch für die Musik. Sie muss uns in kürzester Zeit gewinnen, für sich einnehmen.Bei Motorpsycho aus Norwegen funktioniert das so nicht.

 "Schneid' dir die Haare, bevor du verpennst": Motorpsycho

"Schneid' dir die Haare, bevor du verpennst": Motorpsycho

Foto: Geir Mogen

Auf Motorpsycho muss man sich einlassen. Wie auf einen Menschen, der Macken hat, beizeiten nervt und anstrengend ist. Aber trotzdem liebenswert.

Gegründet wurden Motorpsycho 1989 in Trondheim, der drittgrößten norwegischen Stadt, die 500 Kilometer nördlich von Oslo liegt und in der dementsprechend die Kälte daheim ist. Und die Dunkelheit. Im kommenden Jahr wird die Band 30 Jahre alt. 20 Alben haben sie im Laufe der Jahre veröffentlicht. Der Weg des geringsten Widerstands war für sie in all der Zeit nie eine Option. Sie haben die Band immer wieder neu gedacht, sind niemals zum Stillstand gekommen. Ihre Prämisse: "Lasst uns dort hingehen, wo wir noch nie waren. Lasst uns von dem wegbewegen, was wir schon wissen." Motorpsycho machen Rock der psychedelischen Art. Sie spielen aber auch Jazz, Metal, Country und, ja, sogar Pop. Bei all dem ist ihre Musik irgendwie zeitlos. Sie könnte genauso in den Siebzigern entstanden sein wie heute, im Jahr 2018. Und: Man erkennt sie sofort. Motorpsycho klingen unverwechselbar. Viele sagen, sie seien die wichtigste norwegische Rockband überhaupt. Das ist, nun ja, vermutlich nicht so wahnsinnig schwer. Manche meinen, sie seien die kompromissloseste Band der Rockgeschichte.

Einer der größten Fans von Motorpsycho ist der Komiker Oliver Polak. Polak hat in 24 Jahren um die 100 Motorpsycho-Konzerte besucht. Er hat sie in Amsterdam gesehen, in London, Frankfurt, Berlin und Ende vergangenen Jahres zum Abschluss ihrer Tour in der Heimatstadt der Band: in Trondheim. Über diese Begegnung hat Polak einen langen Artikel für das Fachblatt "Musikexpress" verfasst. Eine Liebeserklärung an die wichtigste Band seines Lebens. "Sie haben mich nie enttäuscht", schreibt Polak in dem Beitrag. Und: "Eine Enttäuschung ist immer das Ende einer Täuschung. Motorpsycho dagegen sind immer echt, frei von Ironie, frei von angetäuschter Gebrochenheit, frei von maskulinem Rockstarposen." Letzteres glaubt man sofort, wenn man den Bassisten Bent Saether und den Gitarristen Hans Magnus Ryan sieht, beide Gründungsmitglieder der Band, die trotz mittlerweile fortgeschrittenen Alters nie auf die Idee kamen, sich die Haare zu schneiden. Polak beschreibt sie als herzlich und dennoch zurückhaltend. "Das, was sie wirklich sagen wollen, können wir in ihrer Musik hören." Sollte eigentlich immer so sein. Die Musik als Mittelpunkt. Als Hauptsache, von der nichts ablenkt.

Bei ihren Konzerten geben Motopsycho ihren Songs genau die Zeit, die sie brauchen. Oder besser: Die Songs nehmen sich die Zeit. "Un chien de space" zum Beispiel, ein Song der Band aus dem Jahr 1997, der von Laika erzählt, dem ersten Hund im All. Das Stück, das größtenteils ohne Gesang auskommt, war auf dem Album ursprünglich mal 13 Minuten lang. Live kann es durchaus schon mal auf 45 Minuten anwachsen. Ein Rock-Epos. Ein Riffmonster. Eine halbe Ewigkeit, so fühlt es sich an, in einem Song. Manch einer mag das anstrengend finden. Manch einer sieht seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Die anderen sind einfach nur Fans.

26.7., 20 Uhr, zakk, Fichtenstr. 40, Düsseldorf

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