Hommage ans Bauhaus Das Theater der Klänge gibt „Das Lackballett“

Egal ob es nun der freischwingende Stuhl ist, die Halbkugel-Teekanne oder die Schreibtischleuchte — die Designklassiker des Bauhaus sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.

 Szene aus „Das Lackballett“.

Szene aus „Das Lackballett“.

Foto: Theater der Klänge/Thomas von der Heiden

Bis heute gilt die 1919 in Weimar gegründete Kunstschule als "Talentschmiede der Moderne" und prägt Kunst und Kunstgewerbe, Architektur und Design in aller Welt. 2019 nun feiert das Bauhaus seinen hundertsten Geburtstag. Unter dem Motto "Die Welt neu denken" wird es überall im Lande gefeiert und in den Fokus gerückt. Auch in Düsseldorf. Im hiesigen NRW-Forum ist noch bis zum 10. März die Ausstellung "Bauhaus und die Fotografie" zu besuchen.

Und auch das Düsseldorfer Theater der Klänge nimmt das Jubiläum zum Anlass, sich einmal mehr mit einem Bauhaus-Bühnenwerk zu beschäftigen. Das tut das freie Ensemble keinesfalls zum ersten Mal. Bereits bei seiner Gründung im Jahr 1987 nahm man entsprechend Bezug. Mittlerweile gelten die landeshauptstädtischen Theatermacher als waschechte Bauhaus-Experten. Zwischen dem 10. und 13. Januar bringen sie "Das Lackballett" auf die Bühne des FFT Juta, ein völlig unverbrauchtes Stück, das bisher lediglich ein einziges Mal aufgeführt wurde. Geschaffen hat das Stück Oscar Schlemmer.

Schlemmer wurde 1920 von Walter Gropius ans Bauhaus in Weimar berufen. Dem Maler, Bildhauer und Bühnenbildner wurde zunächst die Leitung der Werkstatt für Wandbildmalerei übertragen, später die für Holz- und Steinbildhauerei. Schlemmer gestaltete Bühnenbilder und Kostüme, unter anderem für Opern von Franz Blei und Oskar Kokoschka. Nach der Übersiedelung des Bauhaus nach Dessau, leitete Schlemmer die Bauhausbühne als eigenständige Abteilung. In den Dessauer Jahren des Künstlers entstanden unter anderem seine zukunftsweisenden "Bauhaustänze". Das "Triadische Ballett", 1922 in Stuttgart uraufgeführt, wurde in mehreren deutschen Städten erneut gezeigt. Es folgten Einladungen nach Paris und New York. 1929 verließ Schlemmer das Bauhaus und ging an die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau.

Anfang der 1930er-Jahre veränderte sich die politische Lage in Deutschland. Die Nationalsozialisten zerschlugen das Bauhaus. Oskar Schlemmer wurde mit Berufsverbot belegt. In dieser Situation fand er Schutz und Arbeit beim Fabrikanten Kurt Herberts. In dessen Wuppertaler Farbwerken Herberts arbeitete Schlemmer — gemeinsam mit weiteren berühmten, als "entartet" gebranntmarkten Künstlern. Für das 75. Jubiläum der Firma schuf Schlemmer innerhalb von einem Monat in einem wahren Kraftakt "Das Lackballett" für insgesamt sechs Figurinen, die er zusammen mit seinem Bruder Carl baute. Aufgeführt wurde das Stück, wie bereits erwähnt, nur ein einziges Mal: am 6. Dezember 1941 im Concordiasaal in Wuppertal. Fast 80 Jahre später erfährt das künstlerische Erbe von Oskar Schlemmer nun eine Wiederbelebung. Dabei geht es dem Theater der Klänge keinesfalls um eine pure Rekonstruktion. Die wäre aufgrund der spärlichen Quellen ohnehin nicht möglich. Stattdessen choreografiert die Gruppe "Das Lackballett" neu und interpretiert es inszenatorisch. Es gehe, lässt das Ensemble um Regisseur und Komponist J. U. Lensing und Choreografin Jacqueline Fischer wissen, um eine Reflexion, eine Hommage und nicht zuletzt auch um ein Requiem für den Künstler Oskar Schlemmer. Nicht mehr und nicht weniger.

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